Dezernent Stefan Kühn hört auf „Es war mir eine Herzensangelegenheit“

Wuppertal · Stadtdirektor Stefan Kühn (61) sagte in einer kurzfristig anberaumten – und für die Öffentlichkeit überraschenden – Pressekonferenz, dass er im nächsten Jahr nicht mehr für das Amt des Dezernenten für Soziales Jugend, Schule und Integration kandidieren wird.

Stefan Kühn hört bald auf. Für den Geschäftsbereich Soziales, Jugend, Schule und Integration wird ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gesucht.

Stefan Kühn hört bald auf. Für den Geschäftsbereich Soziales, Jugend, Schule und Integration wird ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gesucht.

Foto: Christoph Petersen

Wie er erklärt, möchte er damit „den Weg frei machen“ für eine umfassende personelle Neuaufstellung des Verwaltungsvorstandes. Oberbürgermeister Uwe Schneidewind bewertete die Entscheidung von Stefan Kühn als „massive Zäsur für Wuppertal“. Er betont: „Insbesondere die Integrationskraft und die Erfahrungen von Kühn werden uns fehlen“.

In den schweren Krisenjahren habe er „mit an vorderster Front gestanden“ und nach dem Ausscheiden von Johannes Slawig „noch zusätzliche Verantwortung und Belastungen als Stadtdirektor und Interims-Kämmerer übernommen“, erinnert Schneidewind unter anderem.

Die Amtszeit von Stefan Kühn endet Mitte Juli nächsten Jahres. Er habe noch rund 60 Tage Resturlaub, wie er selbst informiert. Deswegen werde Kühn bereits Ende April, Anfang Mai 2024 seinen letzten Arbeitstag haben.

Die Entscheidung zum Aufhören habe er in den Sommerferien getroffen, „weil es lange dauert“, bis ein neuer Dezernent gefunden werde, weiß er und bezieht sich damit auf den Fachkräftemangel. „Deswegen sollte man das ungefähr ein Dreivierteljahr vorher bekannt geben, „um dem Rat die Gelegenheit zu geben, dass auch alles in der Zeit hinzubekommen“. Gesundheitliche Gründe hätten auch eine Rolle bei seinem Entschluss gespielt, gibt er zu. Kühn wolle bis zum endgültigen Schluss aber „natürlich noch „das Eine oder Andere bewegen“, verspricht er.

Neue Chancen für ein neues Team

Aber er glaubt, die Veränderungen würden auch neue Chancen in sich tragen: „Es kann nämlich ein neues Team entstehen. Ein Team, das in den nächsten acht Jahren gemeinsam Gestaltungskraft entfaltet“, sieht er positiv gestimmt in die Zukunft. Die neue Mannschaft sei dann fast komplett acht Jahre im Amt. Denn acht Jahre dauert eine Amtszeit eines Dezernenten.

„Das bedeutet eine ganz hohe personelle Stabilität in der Verwaltungsspitze, nicht nur in dieser Legislaturperiode, die bis 2025 geht, sondern auch noch in der gesamten nächsten Legislaturperiode“. Sie sei eine gute Grundlage dafür, die vielen Aufgaben und Herausforderungen anzugehen, die für Wuppertal anstünden, findet Kühn. „Dann könnten die Fraktionen bei ihren Überlegungen für die Nachfolge im Verkehrsdezernat von Frank Meyer und bei der Nachfolge im Stadtentwicklungsdezernat von Arno Minas gleich überlegen, wie die Nachfolge im Dezernat Kühn geregelt werden kann“, so der promovierte Sozialwissenschaftler.

Er ging auf die Herausforderungen der nächsten Jahre ein: So werde dringend mehr Schulraum benötigt, weil die Zahl der Schüler steige. Der Offene Ganztag müsse ausgebaut und die Klassen kleiner werden. Die Integration müsse in Wuppertal weiter gefördert werden, „damit diese Vielfalt Chance für die Entwicklung unserer Stadt bleibt“. Kühn ging auf die Arbeit der freien Träger ein, die unverzichtbar sei. „Ihre Förderung muss an die gestiegenen Kosten angepasst werden, damit sie ihre Arbeit fortsetzen können.“

Stefan Kühn wünscht sich für seinen Nachfolger, dass der Grundkonsens über politische Entscheidungen, den es in den letzten 24 Jahren „über alle Fraktionen hinweg“ gegeben habe, bestehen bleibe.

„Die Fragen von Sozialem, von Jugend, Schule und Integration, die sind ganz zentral für die Entwicklungsperspektive dieser Stadt. Bei allen Diskussionen im Detail hat es immer diesen Konsens gegeben“, betont der Dezernent. Es sei versucht wurden, über Parteigrenzen hinweg mit großer Mehrheit zu entscheiden – und das habe fast immer geklappt. Es sei stets gelungen, „fast alle Fraktionen auf den gemeinsamen Weg zu bringen“.

Er habe in den 24 Jahren immer wieder gespürt: „Wuppertal ist eine ganz besondere Stadt. Die lebt vom Engagement, der Kreativität und von der Vielfalt ihrer Menschen.“

Was Stefan Kühn mit seiner Freizeit anfangen will, weiß er noch nicht genau. Er freut sich auf das „große Abenteuer Freiheit“. Eine Planung steht schon mal fest: Im August steht die Hochzeit mit seiner langjährigen Partnerin an. Übrigens: Als Oberbürgermeisterkandidat möchte sich Kühn nicht zur Verfügung stellen.

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