Vor Gericht „Er hat 70.000 Euro verloren“

Wuppertal · Mit einer angeblichen Hilfsdienst-Firma für Demenzpatienten sollen zwei Frauen einen erkrankten Wuppertaler Senior massiv betrogen und ihm die Bankkonten leer geräumt haben.

 Das Wuppertaler Justizzentrum.

Das Wuppertaler Justizzentrum.

Foto: Dennis Polz

Die ältere Angeklagte (38) soll Zahlungen der privaten Krankenversicherung des Opfers zu sich umgeleitet haben, eine mutmaßliche Komplizin (37) währenddessen auf Kosten des Mannes im Internet eingekauft und ihre Familie mit Kleidung und Luxusartikeln versorgt haben. Ein Angehöriger des Opfers: „Die haben die bürgerliche Existenz meines Bruders komplett geentert. Er hat 70.000 Euro verloren.“

Drehpunkt des Geschehens: Ein hilfsbedürftiger Mann mit Ersparnissen, die er womöglich seit Jahrzehnten nicht angetastet hatte. Zu seiner Familie habe er selten Kontakt gehabt. In einer Krise 2016 soll der Senior in seiner verwahrlosten Wohnung in Vohwinkel von Kündigung bedroht gewesen sein. Die beiden Frauen hätten Hilfe angeboten – fürs Entrümpeln, Putzen, Papierkram. In der Folge hätten sie Bank- und Kreditkarte des Mannes ebenso an sich gebracht wie seine Geheimzahlen, sogar Unterlagen gefälscht. Der Bruder des Mannes als Zeuge vor Gericht: „Ich habe das erst spät erfahren. Ich hatte mich nicht gekümmert. Wir haben hinterher gesagt: Wenn das unsere Mutter mitbekommt, trifft sie der Schlag.“

Die beiden Angeklagten fehlten zu einem Verhandlungstermin im April. Jetzt – sichtlich zum Entsetzen ihrer Verteidiger – gestanden sie vor den Richtern: Krankmeldungen, die sie damals einreichten, waren gefälscht und nie über den Schreibtisch eines Arztes gegangen. Zu den Betrugsvorwürfen erklärte die Jüngere, sie sei nun selbst erkrankt und wisse tageweise nicht mehr, wo sie sei. Einige Anklagepunkte könnten stimmen. Die Ältere gab an, sie hätte korrekte Vollmachten gehabt.

Eine Verwandte des Opfers berichtete, sie sei Anfang 2017 misstrauisch geworden. Die jüngere Angeklagte habe als angebliche Helferin zweimal kurz hintereinander Geld von der Familie gefordert. Eine Versicherung sollte eine Rückzahlung verlangt haben. Die Zeugin sagte: „Bei diesen wiederholten Forderungen habe ich gedacht: Das ist doch eine Masche von Betrügern.“ Bei einer Durchsuchung in der Wohnung der jüngeren Angeklagten sollen Polizisten drei arbeitslose Angehörige und reihenweise bestellte Ware gefunden haben.

Das Gericht will voraussichtlich am 25. Juni sein Urteil verkünden.

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