Bergische Uni Wuppertal Studiengang Architektur vor dem Aus?

Wuppertal · Die von der Landesregierung angekündigten Mittelkürzungen für die Hochschulen könnten an der Bergischen Universität drastische Folgen haben: Das Rektorat plant als Reaktion die Einstellung des Studiengangs Architektur. Der Dekan der Fakultät spricht von einer „ungeheuerlichen Entscheidung“. Und auch die Architektenkammer NRW schlägt Alarm.

500 angehende Architekten studieren aktuell am Campus Haspel. Jetzt droht der Lehreinheit die Abwicklung.

Foto: BUW/Andreas Horsky

Das Vorhaben, den traditionsreichen Studiengang auslaufen zu lassen, hat die Uni-Leitung am Donnerstag gegenüber der Rundschau bestätigt. Der Landeshaushalt sei zwar noch nicht beschlossen, für die Bergische Universität stehe aber nach jetzigem Stand ab 2026 eine Kürzung der Mittel um 5,7 Millionen Euro jährlich im Raum, die kompensiert werden müsse. Dabei wollen man nicht nach dem „Rasenmäherprinzip“ vorgehen, sondern sich von strategischen Kriterien leiten lassen.

„Vorbehaltlich der verbindlichen Mitteilung des Landes werden eine Reihe notwendiger und gleichermaßen schmerzlicher Maßnahmen geprüft. So wird auch diskutiert, in der Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen das Fach Architektur als eigenständige Lehreinheit über einen Zeitraum von etwa zehn Jahren auslaufen zu lassen“, heißt es aus dem Rektorat. Mehrere hier in den nächsten Jahren frei werdende Professuren könnten so eingespart werden.

Aus Sicht von Prof. Dr. Christoph Grafe, Dekan der Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen, ist das „eine ungeheuerliche Entscheidung“. Der Wuppertaler Studiengang Architektur ist einer von nur elf in ganz Deutschland, aktuell sind hier rund 500 Studierende eingeschrieben. Die Absolventen werden am Markt dringend gebraucht.

Bester Beweis: Seit 1. September wurden allein auf der Online-Jobbörse der Architektenkammer NRW von Büros, Kommunen und Baufirmen 125 (!) Stellenangebote für Architektinnen und Architekten veröffentlicht. Kammerpräsident Ernst Uhing wird daher auf Rundschau-Anfrage deutlich: „Die vollständige Schließung dieses traditionsreichen Studiengangs wäre mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen – wie der Sanierung des Gebäudebestandes, dem klimaangepassten Weiterbauen unserer Städte, der Ausrichtung des Planens und Bauens auf nachhaltige Strukturen – ein dramatischer Verlust.“

Kammerpräsident Ernst Uhing.

Foto: Ingo_Lammert

Unter anderem als Ausrichter des Solar Decathlon 2021/22 habe Wuppertal laut Ernst Uhing international Renommee gewonnen im Bereich des zirkulären Planens und Bauens. Der Architektur-Studiengang trage entscheidend dazu bei. Seine Schließung wäre „ein fatales Zeichen für die Architekturausbildung in NRW und damit völlig inakzeptabel“.

Dekan Prof. Dr. Christoph Grafe betont seinerseits, dass der Wuppertaler Studiengang im CHE-Hochschulranking zur Studienqualität seit Jahren weit oben und vor anderen Fakultäten in NRW rangiere. Beim Thema Recycling und Umbaukultur gehöre man zur internationalen Spitze.

Prof. Grafe bestätigt zwar, dass bis 2033 acht von elf Professorenstellen frei werden. Aber dafür geeignete Kräfte zu finden, sei kein Problem. Bei einem aktuell laufenden Nachbesetzungsverfahren, das jetzt angehalten werden müsse, habe es 84 Bewerbungen aus ganz Europa gegeben: „Es ist uns immer gelungen, viel Interesse zu wecken.“

Sorgen machen ihm auch die Auswirkungen der schon länger als Gerücht kursierenden Schließungs-Idee auf die Gemütslage der Studierenden: „Sie führen ja zu der falschen Wahrnehmung, dass die Ausbildung hier nicht gut ist und ihr Diplom entwertet wird.“

In einem internen Schreiben, das der Rundschau vorliegt, fordert das Rektorat die Fakultät auf, einen Konzeptentwurf für ihre Neuaufstellung vorzulegen. Dabei solle das Querschnittsthema Nachhaltigkeit in den drei Bereichen Bauen, Infrastruktur und Mobilität in den Vordergrund rücken. Drei verbleibende Architektur-Professuren sollen dann zusammen mit der existierenden Bauingenieur-Ausbildung in eine Fakultät unter dem Oberbegriff Bauwissenschaften transformiert werden, während das reine Bachelor- und Master-Studium Architektur „nach und nach eingestellt“ werde.

Gegenüber der Rundschau betont das Rektorat: „Alle Studierenden – auch die im aktuellen Wintersemester beginnenden – könnten mit langen Übergangsfristen ihre Abschlüsse erreichen. Der größte Teil der an der Fakultät angesiedelten Studiengänge wäre von diesen Einsparüberlegungen nicht betroffen. Laufende Promotionen und Forschungsvorhaben könnten selbstverständlich weitergeführt und erfolgreich abgeschlossen werden.“