1. Lokales

Agentur für Arbeit: Als Flüchtling kam Mohamed Fahd nach Wuppertal

Als Flüchtling kam Mohamed Fahd nach Wuppertal : Ganz schnell Wurzeln geschlagen

Mit dem großen Flüchtlingsstrom Ende 2015 kam Mohamed Fahd aus Syrien nach Deutschland. Ab September absolviert er nach erfolgreicher Einstiegsqualifizierung eine Ausbildung bei der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal.

„Ich sehe mich als Lenneper,“ sagt Mohamed Fahd auf Nachfrage von Martin Klebe und bringt mit seiner Aussage nicht nur den Vorsitzenden der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal zum Staunen. Eine derart tiefe Verwurzelung in seiner neuen Heimat, wie sie der 21-jährige Syrer an den Tag legt, hatte der Chef seinem innerhäuslichen Beispiel für gelungene Integration auf dem Arbeitsmarkt dann wohl doch nicht zugetraut.

Ziel des Treffens war es schließlich über das Engagement der Arbeitsagentur für junge Geflüchtete zu sprechen. Das Statement bestätigt indes den Eindruck, den der Beobachter bekommt, wenn er Mohamed Fahd eine halbe Stunde aus seinem Leben erzählen lässt: Aufgeschlossen locker plaudernd, spricht er in nahezu akzentfreiem Deutsch über seine vierwöchige Flucht Ende 2015, als würde er von seiner letzten Urlaubsreise berichten.

Aus Furcht vor der Einberufung zum Militär (in Syrien mit 18), macht sich der damals 17-Jährige mutterseelenallein von seiner Heimatstadt Aleppo auf den Weg nach Deutschland und landet über Umwege im Flüchtlingsheim in Remscheid-Lennep: „Ich wollte Syrien eigentlich nicht verlassen. Aber meine Landsleute zu töten, kam für mich nicht in Frage“, untermauert er entschlossen seine Fluchtabsichten.

  • Referendar Ali Fakih (36) vor seinem
    Vom Flüchtling zum Staatsbediensteten : Ali Fakih – eine deutsche Geschichte aus Wuppertal
  • Sich an den Händen halten bilden
    Gymnasium Bayreuther Straße : Eine lange Menschenkette gegen Abschiebung
  • Helge Lindh (li.) und Martin Schulz.
    Interview mit Helge Lindh und Martin Schulz : SPD: „Natürlich sind wir eine Volkspartei“

Früh aufgenommen von „seiner“ sich rührend kümmernden Gastfamilie in Remscheid, fasst er schnell Fuß in der neuen Heimat. Die deutsche Sprache hat er nach vier bis fünf Monaten Eingewöhnungszeit drauf, einzig das Abitur am Lenneper Röntgen-Gymnasium gelingt ihm nicht.

Vom Berufsberater in der Schule aufmerksam gemacht, wendet er sich im Februar an die Wuppertaler Agentur für Arbeit und wird bei der Einstiegsqualifizierung fündig. Mit diesem Instrument, einer Art Langzeitpraktikum mit einer Dauer von mindestens sechs bis maximal zwölf Monaten, bereitet die Agentur ihre Kunden auf den jeweils von ihnen favorisierten Beruf vor.

Ideal für Mohamed, der das Programm als einer von 21 Flüchtlingen in NRW seit Anfang März absolviert und sich ab September anschickt, nach weiteren drei Jahren Ausbildung Fachangestellter für Arbeitsmarktdienstleistungen zu werden: „Man hat inzwischen erkannt, dass es Unsinn ist, die Menschen die zu uns geflüchtet sind und keine sichere Bleibeperspektive haben, beschäftigungslos sich selbst zu überlassen“, sagt Martin Klebe und weist auf den Fachkräftebedarf bei der Agentur und im Handwerk generell hin.

In den letzten drei Jahren bildete die Agentur für Arbeit im Regierungsbezirk Düsseldorf insgesamt neun Flüchtlinge selbst aus und hat vor, ihr Engagement weiter zu vertiefen.

Mohamed, der sich aktuell noch im subsidiären Schutz (Erklärung siehe Faktenkasten) befindet, hat übrigens gute Chancen, nach seiner Ausbildung dauerhaft in Deutschland zu bleiben. So schnell verpflanzt man auch keinen Baum, der in Lennep Wurzeln geschlagen hat.