Troxler-Schule "25 Lehrer übernehmen Arbeit von 31"

Wuppertal · Donnerstagnachmittag: unterrichtsfrei. Das hören viele Schüler gerne. Doch für die Kinder und Eltern der Troxler-Schule ist das aktuell ein großes Problem. Aufgrund des Lehrermangels und langfristiger Krankheitsausfälle musste an der Ganztagsschule Unterricht gekürzt werden.

 Corinna Frahm mit Sohn Viktor.

Corinna Frahm mit Sohn Viktor.

Foto: privat

Zunächst nur bis Pfingsten, aber eine Besserung ist nicht in Sicht.


Mit dem aktuellen Unterrichtsausfall hat Corinna Frohn ihre ganz besonderen Probleme. Ihr achtjähriger Sohn Victor ist aufgrund einer Hirnfehlbildung auf intensive Hilfe angewiesen und besucht die dritte Klasse der Troxler-Schule. Donnerstag- und freitagnachmittags muss sich die alleinerziehende Mutter, die in Teilzeit arbeitet, jetzt um eine Betreuung kümmern. Oft kann die 37-Jährige ihre Eltern um Hilfe bitten, aber um Victor auch sonst richtig versorgt zu wissen, muss sie auf Pflegedienste zurückgreifen. "Die Kinder haben einen hohen Betreuungsaufwand. Man macht nicht einfach einen Aushang am Schwarzen Brett. Wir brauchen jemanden mit Expertise", sagt Frohn. Momentan helfen sich manche Eltern der Schule gegenseitig aus. Allerdings ist das nur eine Lösung auf Zeit. Und Corinna Frohn befürchtet, dass sich die Situation nach Pfingsten nicht bessern, sondern sogar noch verschlechtern könnte. Im äußersten Falle müsste sie ihren Job aufgeben — ihre Existenzgrundlage. Die Kosten für viele von Victors Therapien trägt sie selber, auf diese müsste er dann verzichten.


Dass in Deutschland generell Lehrermangel herrscht, ist bereits seit letztem Jahr bekannt. Doch an der Förderschule ist es besonders schwierig neue Lehrkräfte zu finden, erklärt Michael Berger-Sperling, Lehrer an der Troxler-Schule. Denn hier wird eine spezielle oder zusätzliche Ausbildung zum Lehramt benötigt. Dabei muss, wer sich von Anfang an dafür entschieden hat Waldorflehrer zu werden, obendrein mit einer geringeren Bezahlung rechnen. Hinzu kommt, dass öffentliche Schulen bei massiven Unterrichtsausfällen den Bedarf beim Schulamt melden und auf einen Pool von Vertretungslehrern zurückgreifen können. Als private Schule hat die Troxler-Schule darauf allerdings keinen Zugriff.
Gegenwärtig versucht die Lehrerschaft einen Großteil der Ausfälle aufzufangen. Berger-Sperling: "25 Lehrer übernehmen die Arbeit von 31, wir stoßen an unsere Grenzen." Schließlich gehe es nicht nur um reine Wissensvermittlung, vielmehr wolle man den Kindern auch eine schöne Lebenszeit bereiten. Jedes Kind soll so selbstständig agieren wie es eben kann. Dazu dienen feste Abläufe oder feststehende Rituale.


"Viktor braucht dieses Gefühl von Geborgenheit", sagt Corinna Frohn, "in einer Inklusionsschule würde er nicht mit der Schnelligkeit der anderen Kindern klarkommen". Und deswegen kämpft die engagierte Mutter um eine Verbesserung der Zustände. Dazu gehört auch die fehlende Ferienbetreuung oder der hohe Eigenanteil, der an privaten Einrichtungen wie der Troxler-Schule zu entrichten sei. Diese sucht ihrerseits immer wieder das Gespräch mit der Politik — bislang ohne Erfolg.

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