Start vor 20 Jahren Freie Schule: Ein hürdenreicher Weg zum Erfolg

Wuppertal · Seit 20 Jahren vermittelt die Freie Schule Bergisch Land Grundschülern ein zukunftsfähiges intellektuelles und soziales Fundament. Bis alle bürokratischen Hürden genommen waren und 2000 der Betrieb als Freie Schule beginnen konnte, war es ein langer Weg.

 Der Schulbesuch der FSBL kostet monatlich 250 Euro.

Der Schulbesuch der FSBL kostet monatlich 250 Euro.

Foto: Manfred Bube

So trist der Tag im Herbst, so fröhlich und dynamisch tummeln sich die Schüler in der Pause auf dem Gelände der Freien Schule. Ob auf dem Hof vor dem Gebäude, im Garten oder dem kleinen Spielplatz, es geht bewegt zu. Auch dort, wo der Boden vom Regen aufgeweicht ist: Schmutzige Hände bleiben da nicht aus. „Das gehört dazu, hier darf auch im Schlamm gespielt werden,“ sagt Lehrerin Martina Schulz lächelnd, bevor die aktuell 37 Kinder wieder in ihre Klassen gehen. Davon gibt es, altersübergreifend, zwei: Die Mond- und die Sternenklasse. Keine Frage, diese Grundschule unterscheidet sich von den gewöhnlichen Regelschulen.

Rückblick: Mitte der 80er Jahre schließen sich Eltern, die mit dem damaligen Bildungssystem nicht zufrieden sind, zusammen – mit dem Ziel, eine freie Schule zu gründen, die lebenspraktisches Lernen mit individueller Förderung verbindet. Sie ahnen nicht, dass ein langer und steiniger Weg vor ihnen liegt. „Es dauerte 14 Jahre, bis alle bürokratischen Hürden genommen waren und 2000 der Betrieb als Freie Schule Bergisch Land (FSLB) in dem von der Stadt zur Verfügung gestellten Gebäude an der Straße ‚Zu den Erbhöfen’ beginnen konnte“, erinnert sich Andrea Domann, als Lehrerin von Anfang an dabei.

Wie alle anerkannten Schulen dem staatlich vorgegebenen Lehrplan verpflichtet, liegen die Unterschiede in der Umsetzung: Die Schüler, die in Kleingruppen unterrichtet werden, erhalten einen individuell abgestimmten Wochenplan, der die Möglichkeit bietet, auf jedes Kind fordernd und fördernd so einzugehen, bis die jeweiligen Lerninhalte verinnerlicht sind.

Parallel dazu sind die Jungen und Mädchen gefragt, soziale Dienste zu übernehmen, mit für Ordnung und Sauberkeit in den Klassen zu sorgen. Gefragt zur Mitarbeit sind auch die Eltern: Morgens Frühstück vorbereiten, zwei bis drei Mal die Woche das zehnköpfige, aus Pädagogen und Studenten bestehende Kollegium bei der Aufsicht im Offenen Ganztag unterstützen, bei Organisation und Durchführung von Festen, Veranstaltungen und Projektarbeiten helfen – es sind Pflichtaufgaben. Ebenso, bei praktischer Wissensvermittlung in umgebender Flora und Fauna, bei handwerklichen, kreativen und sportlichen Workshops sowie bei der Versorgung der Kaninchen mitzuwirken.

„Grundpfeiler unseres pädagogischen Konzeptes ist es, Schule so zu gestalten, dass Lernen und Leben als Einheit unseren Schülern ein intellektuell und sozial zukunftsfähiges Fundament geben“ bringt es Andrea Domann auf den Nenner. „Zwischenzeitlich haben etwa 500 Kinder unsere Schule besucht, und egal, ob es auf der Haupt-, Realschule oder Gymnasium weiterging, oft wurden und werden sie als Klassensprecher gewählt. Weil sie teamfähig sind und gelernt haben, Verantwortung zu übernehmen“, unterstreicht Kollegin Schulz den Aspekt Sozialkompetenz.

20 Jahre FSBL, das Konzept hat sich bewährt: „Eltern aus allen Gesellschaftsschichten interessieren sich für das Model der FSBL und fällen, wenn ein Platz zur Verfügung steht, sehr bewusst die Entscheidung, uns ihren Nachwuchs anzuvertrauen“ so Andrea Domann. Dass anlässlich des 20-jährigen Bestehens wegen Corona keine Feier stattfinden kann, finden beide Pädagoginnen schade, bleiben jedoch zuversichtlich, dass das Jubiläum zu einem späteren Zeitpunkt entsprechend gewürdigt werden kann.

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