Der Langerfelder Markt ist eigentlich ein lebendiger Treffpunkt für Anwohner, Pendler und Stammkunden der umliegenden Geschäfte. Doch seitdem die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) begonnen haben, in zwei Bauabschnitten neue Versorgungsleitungen zu verlegen, wirkt der Markt wie abgeschnitten: Zufahrten sind blockiert, Einbahnstraßen aufgehoben, Teile des Verkehrsnetzes fungieren als Sackgassen. Kurzum, woher weiß denn jemand, der gerade mal nicht regelmäßig die Pressemitteilungen der WSW liest, woran er heute ist?
Wer durch das Viertel läuft, hört dieselben Sorgen: vor allem bei den Mitarbeitenden und Eigentümern von Läden wie der Bäckerei Steinbrink. Dort wird nicht über abstrakte Volumina debattiert, sondern über fehlende Kundschaft, Umsatzeinbußen und die Angst, dass die nächsten Wochen das Geschäft nicht übersteht.
Die von der WSW mitgeteilten Sperrungen betreffen konkret: die Einfahrt von der Langerfelder Straße in die Wilhelm-Hedtmann-Straße ist gesperrt, die Odoakerstraße wird in einem Abschnitt befahrbar bis zur Baustelle, dann Sackgasse – und im zweiten Bauabschnitt gar voll gesperrt. Drei Monate sollen die Arbeiten dauern.
Natürlich sind Renovierungen und Infrastrukturmaßnahmen notwendig. Aber wenn man die Dimension und die Dauer dieser Baustelle bedenkt, stellt sich die Frage: Wurde untersucht, welche wirtschaftlichen Schäden dadurch entstehen? Wurden Ausweichrouten oder zumindest Zugänglichkeiten so geplant, dass Stammkunden weiterhin die Geschäfte erreichen?
Es wirkt geradezu symptomatisch: Eine Sperrung, die erst nach der Kommunalwahl eingerichtet wurde, soll über Monate hinaus gelten. Während Verwaltung und Stadtwerke betonen, dass die Feuerwehr weiterhin Zufahrt hat, bleibt für viele andere – Mitarbeiter, ältere Kundinnen und Kunden, Menschen mit eingeschränkter Mobilität – der Zugang schwierig bis unmöglich.
Wird Unternehmen wie Steinbrink in dieser Übergangsphase noch genügend Sichtbarkeit und Laufkundschaft bekommen, um zu überleben? Oder wird man bald hören: „Kann passieren, war leider nicht anders …“ – während die Existenz eines Traditionsbetriebs gefährdet ist?
Ja, wir brauchen Infrastrukturmaßnahmen. Aber wir brauchen sie so geplant, dass sie nicht Existenzen gefährden. Entscheidungen sollten vor Ort getroffen und nicht nur in warmen Amtsräumen gefällt werden. Betroffene müssen gehört werden – heute und nicht erst, wenn es schon zu spät ist.
Die Verantwortlichen sollten
● offenlegen, wie viele Gewerbetreibende konkret betroffen sind,
● Entschädigungsmodelle oder Hilfen prüfen (zum Beispiel Marketing-Unterstützung, temporäre Parkregelungen),
● dafür sorgen, dass zumindest eine einfache Erreichbarkeit gewährleistet bleibt, auch während der Sperrungen.
Nur so kann gebaut werden, ohne unsere lokale Geschäftskultur zu zerstören.
André Engelbert
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