Leserbrief „Politik greift in funktionale Ordnung ein“

Betr.: Pläne für neue Tempo-30-Strecken, Rundschau-Kommentar

 Symbolbild.

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Foto: Christoph Petersen

Ich weiß nicht, ob ich zur „meinungsmächtigen Autofahrer-Mehrheit“ gehöre, aber wenn es zur Zukunft gehört, auch für größere Straßen stückweise Tempo 30 einzuführen, wird damit nur wieder politisch in die funktionale Ordnung des Stadtstraßennetzes eingegriffen:

Straßen mit „Aufenthaltsfunktion" (Nebenstraßen, Wohnstraßen, Spielstraßen) sind zum Ankommen, Parken und Wohnen da. Wohnqualität ist hier maßgebend. Es kann Tempo 30 oder Schrittgeschwindigkeit gelten.

Straßen mit „Erschließungsfunktion" führen aus einem Wohngebiet heraus zur nächsten Hauptstraße. Je nach Bebauung, kann Tempo 30 oder 50 sinnvoll sein.

Straßen mit „Verbindungsfunktion" (Vorfahrtsstraßen, Land- und Bundesstraßen, Autobahnen) sind dafür gebaut, viel Verkehr aufzunehmen und Leute schnell von A nach B zu bringen. Kurze Reisezeiten sind maßgebend. Sie sind auf Tempo 50 bis 130 ausgelegt.

Verkehrsplaner wissen das. Verkehrsplanung ist nämlich ein Studienfach. Straßen sind mit Spurbreiten, Kurvenradien, Querneigung und Sichtweiten auf ein bestimmtes Tempo ausgelegt. Und es ist meist wenig hilfreich, diese Planungen je nach Mode oder politischer Mehrheit per Beschilderung über den Haufen zu werfen, auch wenn das leider gängige Praxis ist.

Die Bahnstraße (als Straße mit „Verbindungsfunktion") bekommt nun zwischen Tesche und Wieden innerhalb einer Strecke von 1.200 Metern ihre zweite je wenige 100 Meter lange Tempo-30-Strecke. Tempo 50, Tempo 30, Tempo 50, Tempo 30. Für 22 Häuser wird es dadurch etwas leiser. Für die anderen 50 halt nicht. Schön für die 22 – aber Straßenplanung mit Konzept gefällt mir trotzdem besser.

Susanne Zweig

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