Leserbrief „Klassischerweise weniger Privilegien“

Betr.: Schneidewind-Mobilitätsinitiative „25 für 25“, Leserbrief des ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Manfred Zöllmer

Blick in die Nordstadt mit dem bekannten Parkplatzmangel-

Blick in die Nordstadt mit dem bekannten Parkplatzmangel-

Foto: Achim Otto

Während ich es legitim finde, dass Herr Zöllmer seine persönliche kritische Perspektive zur Verkehrswende darstellt, verbietet es sich meines Erachtens für seine Argumentation, die vermeintliche Meinung der Krankenschwester mit Kind zu instrumentalisieren.

Ob Herr Zöllmer sich vorstellen kann, was die Krankenschwester sich für sich und ihr Kind tatsächlich wünscht, bezweifle ich. Solche Beispiele männlicher Überheblichkeit sind unnötig und benachteiligen in ihrer Konsequenz viele Frauen, die auch jetzt schon im Verkehr benachteiligt sind, weil sie seltener ein Auto besitzen und mehr und diversere Wege mit dem Rad, zu Fuß und dem ÖPNV zurücklegen, wo es klassischerweise weniger Privilegien gibt als für Autofahrende.

Weitaus häufiger ist in der Lebenswelt der Menschen wohl die Krankenschwester anzutreffen, die ihr Kind im Kinderwagen über zugeparkte Bordsteine und Ecken zur Kita schieben und dabei die Abgase von Herrn Zöllmer einatmen muss.

Möglicherweise geht es ihr wie sehr vielen Eltern mit kleinen Kindern, denen die Gesundheit und Sicherheit ihrer Kinder ein höheres Gut ist als der nächstgelegene Parkplatz auf dem Bordstein, und die bereit sind, günstige Alternativen zum Auto zu nutzen, wenn sie in entsprechender Qualität und Quantität zur Verfügung stehen würden.

Herr Zöllner möge also ganz bei sich bleiben und ehrlich darstellen, dass er persönlich nicht bereit ist, seine Privilegien für eine Gruppe schwächerer Verkehrsteilnehmer aufzugeben, und die Argumentation der sozialen Ungerechtigkeit denen überlassen, die davon wirklich betroffen sind.

Alina Stöteknuel

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