Leserbrief „Ja“ und/oder „Nein“ – noch verwirrender

Betr.: Rundschau-Wochenend-Satire „Nach Toreschluss“

 Leserbrief an die Wuppertaler Rundschau: redaktion@wuppertaler-rundschau.de

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Foto: Rundschau

Sehr geehrter Herr Trapp,

aus linguistischer Sicht ist die Formulierung der Fragestellung des Bürgerentscheids zur BUGA noch verwirrender, als in Ihrem Beitrag dargestellt. Man kann nämlich, wenn man einer Frage, die eine Negation enthält, zustimmen möchte, sowohl mit „Nein" als auch mit „Ja" antworten. Ein Beispiel:

Frage: Bist du heute nicht zur Arbeit gegangen?

Antwort 1: Nein, ich hatte Halsschmerzen.

Antwort 2: Ja, ich hatte Halsschmerzen.

Sowohl Antwort 1 als auch Antwort 2 können als Zustimmung zum erfragten Sachverhalt verstanden werden, also so, dass sie besagen, dass der Angesprochene heute nicht zur Arbeit gegangen ist. Für viele Sprecher des Deutschen (zum Beispiel für mich) liegt die Zustimmung mit „Nein" wohl etwas näher, aber die Zustimmung mit „Ja" ist sicher sprachlich nicht ausgeschlossen.

Was das für die Auswertung der Wahlzettel bedeutet, ist klar: Aus dem Verhältnis der Ja- zu den Nein-Antworten wird man das Verhältnis derer, die zustimmen, zu denen, die nicht zustimmen, nicht sicher erkennen können.

Dr. Joachim Jacobs, Professor im Ruhestand für Sprachwissenschaft an der Bergischen Universität

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