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Stellungnahme vor Bürgerentscheid: „BUGA-SO-NICHT“: Stadt hat „Chance vertan“

Stellungnahme vor Bürgerentscheid : „BUGA-SO-NICHT“: Stadt hat „Chance vertan“

Die Bürgerinitiative „BUGA-SO-NICHT“ untermauert im Vorfeld des Bürgerentscheids für oder gegen eine Bundesgartenschau 2031 in Wuppertal ihre Kritik an den Planungen. Die Stellungnahme im Wortlaut.

„Ein besonders strittiger Aspekt der BUGA-Planung sind die Errichtung einer rein touristisch motivierten 700 Meter langen Hängebrücke übers Tal und der Bau einer Seilbahn als Zubringer zur Brücke.  Beide Bauvorhaben würden drastische ökologische Folgen für naturnahe Waldgebiete haben, und eine nachhaltige Nutzung nach der BUGA scheint mehr ein Wunschtraum der Befürworter zu sein, als eine belastbare Prognose und führten neben zahlreichen anderen Kritikpunkten zur Gründung der Bürgerinitiative BUGA-SO-NICHT.

Immer wieder wurden während der Sammlung der Unterschriften für das Bürgerbegehren Vorwürfe erhoben, es handele sich bei den Kritikern nur um Ablehner und Neinsager ohne die Idee einer alternativen Planung. Tatsache ist, dass es mittlerweile eine große Anzahl an Alternativvorschlägen für eine Bundesgartenschau gibt, angefangen mit einem Radrundweg rund um Wuppertal, der Begrünung der Innenstadt, Einbeziehung der Wupper als begehbaren Fluss, Unterstützung des Zoos mittels touristisch attraktiver Bauwerke, Verlagerung von Ausstellungsflächen auf gerodete Flächen usw.

  • Oberbürgermeister Uwe Schneidewind.
    BUGA-Bürgerentscheid : Stimmabgabe auch bei der Landtagswahl
  • Das Cover des „Faktenchecks“.
    Vor dem Bürgerentscheid : SPD: „Faktencheck“ zur BUGA 2031
  • Symbolbild.
    Ratssitzung in Wuppertal : BUGA-Bürgerentscheid kommt

Alles dieses wurde publiziert und die Stadt hatte bis heute Gelegenheit, sich zu diesen Alternativvorschlägen positiv zu positionieren oder besser, Abstand von der umstrittenen Hängebrücke zu nehmen. Aber mehr als ein Lob für eine kreative Bürgerbeteiligung als Beweis für engagierte Wuppertalerinnen war nicht zu hören, vielmehr alle Alternativen würden parallel geprüft und zu gegebener Zeit darüber entschieden.

Schade, liebe Stadt: Chance vertan!

Man könnte vermuten, dass die Stadt bis zum Bürgerentscheid lieber warten und bei den Bürgerinnen den Anschein erwecken will, die BUGA könne auch ohne die Brücke, also ganz anders aussehen. Vielleicht ist die Erwartung, viel mehr Wählerinnen und Wähler würden durch diese Taktik für die BUGA stimmen statt dagegen. Nach dem Bürgerentscheid ist die Politik dann natürlich frei zu entscheiden, dass aus verschiedenen Gründen, die dann sicher gut begründet werden, die alternativen Vorschläge nicht realisierbar sind und man doch die ausführliche und mit viel Geld bezahlte Machbarkeitsstudie realisieren wird.

Ein zweiter Aspekt kommt hinzu: Welche Planungskompetenz traut man der Stadt eigentlich zu, wenn es um viel Geld geht? Der einzige kritische Mahner war bisher der Kämmerer und Stadtdirektor Dr. Johannes Slawig, der eine solide Finanzplanung einer 70 Millionen teure BUGA für nicht möglich hält. Wie gut kann Wuppertal mit Geld umgehen? Nur ein Beispiel: Wie kann es sein, dass die Kosten der Sanierung der Realschule Leimbacher Straße innerhalb weniger Jahre auf mehr als das Vierfache (!) auf ca. 50 Millionen Euro angestiegen sind? Wer hat denn da am Anfang gerechnet? Gerechnet oder geraten?

Wie glaubwürdig sind die veranschlagten Kosten für die BUGA, wenn man berücksichtigt, dass in den letzten Jahren aufgrund Lieferkettenprobleme, Corona, Rohstoffproblematiken usw. die Baukosten exorbitant gestiegen sind?

Und drittens: Bis heute hat man von keinem Verantwortlichen gehört, dass auch die städtischen Ausgaben zum Beispiel für Energie durch den verbrecherischen Krieg Russland gegen die Ukraine noch darüber hinaus weiter steigen werden. Eine seriöse Prognose ist sicher nicht möglich, aber aufgrund dessen auch keine belastbare Planung für den Haushalt der Stadt in den nächsten Jahren.

Aus allem lässt sich nur der Schluss ziehen: Keine finanziellen Experimente mit der Zukunft der Stadt für eine umstrittene Gartenschau auf kleinen Flächen mit immens wachsenden Kosten! Lasst uns lieber darüber nachdenken, wie eine forcierte Stadtentwicklung aussehen kann, die den Klimawandel, das Verkehrskonzept, die Quartiersentwicklung und mehr in den Fokus nimmt.

Die Frage des Bürgerentscheids lautet: Soll sich die Stadt Wuppertal entgegen dem Ratsbeschluss vom 16. November 2021 nicht für die Bundesgartenschau 2031 bewerben? Die richtige Antwort lautet: Wer keine BUGA will, muss mit JA abstimmen!“