Offener Brief „Nicht-Handeln der Stadt Wuppertal“

Wuppertal · Die Elternschaft und der Elternbeirat der Kita Flensburger Straße fordern die Stadt Wuppertal, die bestehenden personellen Missstände zu beheben. Der Wortlaut.

 Symbolbild.

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Foto: Alexander Vollmer auf Pixabay

„Sehr geehrte Damen und Herren, wir sind Eltern, teilweise Mitglieder des Elternbeirats, der Kindertagesstätte Familienzentrum Flensburger Straße 39 in Wuppertal. Der personelle Engpass dieser Einrichtung sollte mittlerweile dem Großteil der Leserinnen und Leser dieses Briefs bekannt sein.

Somit wären wir schon beim Thema. Der Unmut innerhalb der Elternschaft ist groß und wächst jeden Tag. Bisher diente die Corona-Pandemie als Universal-Ausrede für geschlossene Gruppen, Personalausfälle etc. Mittlerweile können wir das alles leider nicht mehr gelten lassen.

Jeder Tag in der Kita Flensburger Straße ist eine Überraschung – allerdings zunächst für Eltern. Wer morgens nicht rechtzeitig einen Anruf erhält, den ereilt spätestens an der Gruppentür das böse Erwachen. Personal erkrankt, Gruppe geschlossen. Wir brauchen Ihnen nicht erklären, was das für Eltern, berufstätige Eltern und gleichermaßen für Kinder bedeutet. Zusammengefasst: Betreuungsprobleme, enttäuschte Kinder, verärgerte Arbeitgeber, Verdienstausfälle.

Die Stadt Wuppertal weiß um diesen Missstand, ist mehrfach von der Elternschaft hingewiesen worden, mit keinem Ergebnis. Respektive es gibt ein Ergebnis. Nämlich wurde der Elternbeirat in jüngster Sitzung am 20. April 2022 von der stellvertretenden (!) Leitung informiert, dass eine langjährige Vollzeit-Mitarbeiterin zum 31. Juli 2022 gekündigt hat.

Ferner wurde nicht ausgeschlossen, dass die betreffende Gruppe gänzlich geschlossen wird, falls zum 1. August 2022 keine zwei weiteren Erzieherinnen und Erzieher eingestellt werden würden. Die zweite Kollegin aus besagter Gruppe befindet sich seit geraumer Zeit ebenfalls in Abwesenheit (BV wg. Schwangerschaft).

Einige Kinder dieser Gruppe treten im Sommer ihr letztes Jahr im Kindergarten an, ergo gehen im Sommer 2023 zur Schule. Wie stellen sich verantwortliche Damen und Herren denn deren Förderung vor? Sollen diese Kinder ein ganzes Jahr zu Hause bleiben oder von der Risikogruppe Großeltern betreut werden? Wer zahlt den berufstätigen Eltern, die dann nicht mehr lange berufstätig sein können und ebenfalls kündigen müssten wie o.ä. Erzieherin, den Verdienstausfall? Wo steuert die Familien- und Bildungspolitik der Stadt Wuppertal hin? Momentan jedenfalls befindet sie sich auf dem Weg in den Abgrund.

Ein weiterer interessanter Punkt war, dass 35 Plätze für Neuzugänge ab August bereits vergeben sind, respektive Betreuungsverträge unterschrieben! Und da kommen wir, als ,Bestandseltern‘, wieder ins Spiel. Wird die Stadt Wuppertal dann aktuell 25 Eltern und Erziehungsberechtigten aus der Gruppe 3 (plus minus fünf Kinder die 2022 zur Schule kommen) und den 35 .Neuen‘ vertragsbrüchig? Werden unsere Kinder aus dem Kindergarten geworfen, aber gleichzeitig neue Kinder aufgenommen? Klären Sie uns bitte auf, wir verstehen es nicht!

Wir möchten ganz klar zum Ausdruck bringen, dass sich unsere Kita in einem absoluten Brennpunkt in Wuppertal-Elberfeld befindet. Die Eltern und Kinder unserer Kita sind sowohl sozialschichtig, als auch kulturell eine absolut bunte Mischung. Das macht diese Einrichtung gleichzeitig so wertvoll wie wichtig in Bezug auf Chancengleichheit. Welchen Zugang zu Bildung und Früherziehung, pädagogische Förderung, Integration, Sprachentwicklung, Freunden, anderen Kulturen, Bezugspersonen außerhalb der Familie, bietet eine geschlossene Kita-Gruppe?

Mittlerweile sollte jedem bekannt sein, aktuellen Studien zufolge, nochmals der Pandemie wegen, wie sich das Fernbleiben von Einrichtungen wie Kitas und Schulen auf die psychische Gesundheit von Kindern auswirkt. Die kognitive Entwicklung bleibt komplett auf der Strecke!

Es kann also keine Lösung sein, Kinder, unsere Kinder, abermals an den Rand der Gesellschaft zu stellen, denn da gehören sie nicht hin. Kinder gehören in unsere Mitte und es sollte der höchste Anspruch gelten, unserer Gesellschaft der Zukunft das Beste angedeihen zu lassen.

Das lässt sich aus dem Handeln und Nicht-Handeln der Stadt Wuppertal leider wiederholt nicht erkennen. Immer wieder wird die Personalsituation angeführt, um die wir Eltern doch langsam auch mal wissen sollten, der immer hohe Krankheitsstand. Ständig wird uns Verständnis abverlangt, für einen Missstand, der nicht mehr vorübergehend ist!

Um ganz deutlich zu werden: Wir können, müssen und werden keine Lösungen für diese Problematiken finden. Es ist höchste Zeit, dass die Stadt als Träger dieser Einrichtung im Sinne aller, allen voran der Kinder, handelt. Zeit für Strategieentwicklungen in diese Richtung, war ja während der immer noch andauernden Pandemie reichlich vorhanden. Allerdings mutmaßlich kein Interesse!

Wir finden es schade und bedauern es zutiefst, dass auch seit zwei Jahren die Stelle der Kita-Leitung immer noch unbesetzt ist. Sie wissen sicherlich, dass eine Stellvertretung nicht annähernd so viele Befugnisse innehat, von Verantwortungsübernahme ganz zu schweigen. Das kann und darf kein Dauerzustand sein!

Die Elternschaft der Kita Flensburger Straße 39 in Wuppertal fordert eine lückenlose Aufklärung zu den oben erläuterten Sachverhalten seitens Verantwortlicher der Stadt Wuppertal. Des Weiteren fordern wir den Personalmissstand bis zum 1. Juli 2022 zu beheben, durch qualifiziertes Fachpersonal, um Kindern und Eltern eine Planungssicherheit zu signalisieren! Ferner fordern wir von willkürlichen Gruppenschließungen abzusehen.

Wir schließen diesen offenen Brief mit einem Zitat unseres Oberbürgermeisters Herrn Uwe Schneidewind aus der Haushaltsrede vom 23. November 2021, Seite 11, Bildung: „Der wichtigste Chancen- und Würde-Motor ist Bildung! Gleichwertige Bildungschancen für alle in der Stadt entscheiden darüber, wer in und von der Stadt in seinen oder ihren Lebenschancen wirklich gewürdigt wird. Darum ist die Qualität der Kitas und Schulen von so zentraler Bedeutung - gerade hier in Wuppertal. Denn die Weichen für gute Bildung und damit ein selbstbestimmtes Lebenwerden ganz früh gestellt.“

Wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit zu diesem wichtigen Thema unserer Gesellschaft!

Die Elternschaft der Kita und Familienzentrum Flensburger Straße 39.“

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