Initiative „BUGA-SO-NICHT“ „Königshöhe braucht keine Touristenattraktion“

Wuppertal · Die Bürgerinitiative „BUGA-SO-NICHT“ hat sich in einer Stellungnahme zum Thema „Die Königshöhe und ihre Bedeutung für unser grünes Wuppertal“ geäußert. Der Wortlaut.

 Blick vom Fernsehturm auf Küllenhahn über die Landschaft.

Blick vom Fernsehturm auf Küllenhahn über die Landschaft.

Foto: Christoph Petersen

„Eine moderne Bundesgartenschau soll nachhaltig sein. So wird es in Wuppertal durch die BUGA-Befürworter suggeriert. Allerdings ist die Produktion und Installation einer Hängebrücke und einer Seilbahn, für die jeweils massenhaft Beton und Stahl benötigt werden, auf der Königs- und Kaiserhöhe alles andere als ökologisch nachhaltig. Letztendlich widerspricht diese Idee auch dem Landschaftsplan Wuppertal-West von 2005 und dem Ziel der Klimaneutralität bis 2035.

Die Stadt Wuppertal weist auf die Landschaftspläne auf ihrer Website mit folgenden Ausführungen hin:

,In den Landschaftsplänen wird dargestellt, wie die Natur und Landschaft geschützt und entwickelt werden sollen. Schwerpunkte sind

• der Schutz und die Pflege schutzwürdiger Bereiche,

• die Erhaltung und Pflege zum Zwecke der Erholung für die Stadtbewohner/-innen,

• die Erhaltung der Kulturlandschaft durch eine nachhaltige Land- und Waldwirtschaft.

Der Land- und Forstwirtschaft, den traditionellen Nutzern der Landschaft, kommt eine besondere Bedeutung zu. In guter fachlicher Praxis bewirtschaften, gestalten und pflegen sie die Kulturlandschaft. Ihre Flächen sind außerdem wesentlicher Bestandteil der stadtnahen Erholung.‘ Quelle.

Die Königshöhe gehört in ihrer gesamten Ausdehnung zum Landschaftsplan Wuppertal-West. Quelle.

Der Aufbau einer Seilbahn und einer Hängebrücke würden dabei zu irreversiblen Schäden bzw. Beinträchtigungen führen. Nachfolgend einige Auszüge aus dem vorangegangenen Dokument:

• Der Waldboden dient vielen Lebewesen und Organismen als Lebensraum. „Diese Lebensraumfunktion des Bodens kann durch Vorbelastungen wie z.B. Schadstoffeintrag, Versiegelung und Erosion oft beeinträchtigt werden.“ (Seite 13, 4.2.2)

• Die Bäche und Flüsse sind „besonders schützenwerte und im Raume Wuppertal besonders typische Landschaftselemente“ (Seite 15, 5.2.1). Durch den Eintrag von Fremd- und Schadstoffen in den Waldboden werden Schicht- bzw. Sickerquellen kontaminiert, die dann unser Fließwassersystem beeinträchtigen.

• Auf der Königshöhe existiert eine typische „Waldvogelfauna mit 4-5 Spechtarten wie Waldkauz, Waldohreule, Mäusebussard, Habicht und Sperber“ (Seite 18, 6.3)

- Eine reiche Fledermausfauna ist auf der Königshöhe anzutreffen. „Großer und Kleiner Abendsegler, Zwerg-, Wasser- und Rauhhautfledermaus wurden im Tal der Wupper innerhalb des Geltungsbereiches festgestellt“ (Seite 18, 6.3) Exkurs: Von den 19 in NRW vorkommenden Fledermausarten stehen – bis auf die Zwergfledermaus – alle auf der „Roten Liste der gefährdeten Tierarten“ Quelle.

- „Die Zwergmaus hat hier ihren einzigen Lebensraum in Wuppertal…“ (Seite 19)

- Die Königshöhe hat eine wichtige „bioklimatische und lufthygienische Funktion als Puffer gegenüber extremen Temperaturen und Winden sowie als Sauerstoffproduzent und Filter von Luftschadstoffen“ (Seite 21, 7.2) Die Königshöhe hat hier aus „klimatologischer Sicht eine große Bedeutung für die Stadtteile Elberfeld und Barmen.“ (Seite 21, 7.2)

- Durch Schadstoffeinträge in den Boden, Verdichtung, Erosion oder Umlagerung des Bodens werden zunächst die Bodenmikrolebewesen beeinträchtigt und aufgrund deren Schlüsselrolle“…auch die „Regler- und Speicherfunktion“ des Bodens. (Seite 25, 1.2)

- Die Königshöhe ist ein Landschaftsschutzgebiet. Verboten sind daher nach dem Landschaftsplan Wuppertal-West „bauliche Anlagen im Sinne des §1 in Verbindung mit §2 Bauordnung für das Land Nordrhein-Westfalen,…“ (Seite 51, A. Verbote 1.)

„Bauliche Anlagen sind mit dem Erdboden verbundene, aus Baustoffen und Bauteilen hergestellte Anlagen…“, „Zäune und andere, aus Baustoffen oder Bauteilen hergestellte Einfriedungen,…“ und es sind auch “Aufschüttungen, Verfüllungen und Abgrabungen,…“ (Seite 51, A. Verbote 1.)

Der Ausführung des Landschaftsplans Wuppertal-West von 2005 nach ist ein Bau einer Hängebrücke und Seilbahn im Waldgebiet Königshöhe als kritisch bis unmöglich zu betrachten. Als Landschaftsschutzgebiet unterliegt die Königshöhe verschiedener Einschränkungen, die die baulichen Maßnahmen wie das Setzen von Fundamenten für eine Hängebrücke und Seilbahn, so wie eine notwendige Einzäunung für das BUGA-Gelände usw. nicht zulassen.

Bei der Unteren Naturschutzbehörde wurde bezüglich der Machbarkeitsstufe für die BUGA durch die Initiative BUGA SO NICHT eine Anfrage gestellt, ob sie im Vorfeld dazu befragt wurde:

,… die Untere Naturschutzbehörde (UNB) wurde im Rahmen der Machbarkeitsstudie nicht offiziell beteiligt. Im Rahmen von Abstimmungen hat sie natürlich auf Schutzgebiete, zu berücksichtigende artenschutzrechtliche Aspekte sowie auf die naturschutzrechtliche Eingriffsregelung und sofern erforderlich, auf die Notwendigkeit von naturschutzrechtlichen Befreiungen, hingewiesen. Eine offizielle Beteiligung erfolgt erst in weiteren Planungsschritten, wenn auch klarer ist, was und wo gebaut werden soll. Im Rahmen dieser Beteiligung wird die UNB dann auf das Vorhaben abgestimmte, konkrete Hinweise und Auflagen formulieren.

Zum derzeitigen Zeitpunkt und Planungsstand liegt von Seiten der Unteren Naturschutzbehörde keine Zustimmung zu Baumaßnahmen oder einer Veränderung des Erscheinungsbildes im Bereich Königshöhe oder auch anderer Örtlichkeiten vor.‘

Neben der bereits aufgeführten Bedeutung und Wichtigkeit des Waldgebietes Königshöhe aus klimatologischer Sicht für das Gebiet Wuppertal-West, würde man mit entsprechenden Baumaßnahmen wie Hängebrücke, Panoramaweg, Seilbahn, notwendigen Ausbauten der Zufahrtsstraßen usw. viele natürliche Bereiche des Waldgebietes mit altem Baumbestand unwiderruflich zerstören.

Sie ist maßgeblich an der Erhaltung eines gesunden Klimas in Wuppertal beteiligt und sollte auch von unserer Stadt als zwingend schützenswert und unantastbar angesehen werden, anstatt sie einer täglichen Besucherzahl von ca. 40.000 Besuchern aussetzen zu wollen, die – neben den baulichen Maßnahmen einer BUGA bis 2031 – während der Veranstaltung zusätzlichen Schaden anrichten werden (z.B. in Form von Umweltverschmutzung durch Müll auf BUGA-externem Gelände des Waldes).

Die Königshöhe braucht keine Touristenattraktion, sie ist bereits eine. Wer die Natur liebt, wird sich in diesem Wald bei einem Spaziergang selbst davon überzeugen können. Wir lassen es nicht zu, dass dieses wichtige und schöne Waldgebiet durch Baumaßnahmen und Bauten im Rahmen einer Bundesgartenschau nachhaltig geschädigt und zerstört wird.“

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