Crux besteht weiter

Betr.: Sprechtheater, Rundschau-Kommentar vom 15. Juni

Auch der neueste Angriff auf unser Sprechtheater erinnert mich an die Zerstör-Kampagne von 2009 bis 2014. Kein Wunder: Bis auf wenige Ausnahmen entscheiden immer noch die selben Leute, welche den Stellenwert von Bildungsvermittlung nicht begriffen haben, oder aus ideologischen Gründen zum Denken anregendes, lebendiges Bühnengeschehen ablehnen. Die Crux, mit der Betriebskostensteigerung den künstlerischen Etat von Jahr zu Jahr zu erdrücken, also die Crux des Ratsbeschlusses vom 12. November 2012, besteht weiter.

Die Sprache derer, die über das Stadttheater entscheiden wollen, hat sich nicht verändert: Die Theaterleute sollen mehr Aufführungen "produzieren" und in der Stadt "tingeln". Wer so die physischen und auch darstellerischen Leistungen nun auch dieses neuen Ensembles in Frage stellt, vergeht sich populistisch am inhaltlichen, künstlerischen Aufbau von Qualität — um, so das Actori-Gutachten, wieder als "Marke" wahrgenommen zu werden.

Die Fähigkeit, das Publikum in den Bann zu ziehen, bewies die Abbrederis-Truppe wieder mit "Tartuffe", also auf großer Bühne im Opernhaus. Neuzuschauern die Scheu zu nehmen, diese "Hausschwelle" zu übertreten, wird sich auch auf den Pina-Zuschauernachwuchs auswirken, denn ein Automatismus für das "Aushängeschild" ist bei zig Tanz-Compagnien im Land nicht gegeben.

Und dann 200.000 Euro für ein Marketing-Büro (wie in einer Margarine-Firma) zu fordern! Nein, auch bildungsferne Schichten wurden durch das Einvernehmen unserer aktiven Theaterpädagogen Rösch und Höller mit der Lehrerschaft an durchaus spannende Theatererlebnisse herangeführt. Aber das war ja von unseren Kultur-Hohepriestern nicht gewollt.

Wolfgang Richel, Briller Straße

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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