Dieser „Robin Hood“ ist anders als man(n) denkt Zauberhaftes Märchen – und mehr

Wuppertal · Robin Hood - das ist eine große Legende, die es zu zahlreichen Kino-Erfolgen gebracht hat. Im Wuppertaler Schauspiel wurde der Stoff jetzt mal etwas anders aufgezäumt - und daraus ist das (weihnachtliche) Familienstück geworden. Zu sehen gibt’s das Ganze zurzeit nur als Video-Stream. Aber obwohl das echte Theater-Feeling natürlich fehlt, ist die Version von Henner Kallmeyer absolut sehenswert.

 Die beiden halten fest zusammen auf ihrer Suche nach dem legendären Robin Hood: Prinzessin Robin von Locksley (Annou Reiners) und der Taschendieb Mario (Martin Petschan) – bei Annäherung übrigens stets inklusive elegantem Corona-Mund-Nase-Schutz.

Die beiden halten fest zusammen auf ihrer Suche nach dem legendären Robin Hood: Prinzessin Robin von Locksley (Annou Reiners) und der Taschendieb Mario (Martin Petschan) – bei Annäherung übrigens stets inklusive elegantem Corona-Mund-Nase-Schutz.

Foto: Uwe Schinkel

Akustisch versüßt mit der Sinfonieorchester-Musik von William Shaw entführt der Wuppertaler „Robin Hood“ seine Zuschauer (ab sechs Jahren) in das England des Mittelalters. Doch diesmal steht nicht der männliche Robin von Locksley im Mittelpunkt. Nein – hier läuft es mal anders: Robin von Locksley (Annou Reiners) ist die Nichte des Königs Richard Löwenherz, den der übel gesinnte Normanne Guy Gisborne (Kevin Wilke) gestürzt hat und sich an dessen Stelle auf dem Thron platzieren will.

Das bisher friedliche Zusammenleben zwischen Normannen und Sachsen in England ist damit zerstört, Prinzessin Robin muss fliehen – und hat nur noch eine Hoffnung: Der sagenhafte Robin Hood, der sich vor längerer Zeit in den Wald von Sherwood zurückgezogen hat, und von dem man eigentlich gar nicht genau weiß, ob er nicht vielleicht nur eine Märchengestalt ist ... Nur soviel steht fest: Die Sage erzählt, dass Robin Hood versprach zurückzukommen, wenn das Land in Not ist.

Also macht sich die bisher sorgenfreie Prinzessin Robin, die ihren (allzu sehr an einen Mann erinnernden) Vornamen übrigens gar nicht so toll findet, auf die abenteuerliche Suche nach ihrem Namensvetter. Und muss dabei feststellen: Abenteuer machen ganz schön viel Arbeit!

Ein bisschen mehr als eine Stunde lang verzaubert das Wuppertaler Ensemble sein (virtuelles) Publikum mit einer Reise durch den verwunschenen Wald (das nur angedeutete und doch sehr passende Bühnenbild stammt von Franziska Gebhardt), der zahlreiche Begegnungen bereithält: Ganz großes komödiantisches Talent entfaltet nach gelungenem Kleidertausch Martin Petschan als Taschendieb Mario, der fortan nicht mehr von Prinzessin Robins Seite weichen wird. Zwei königliche Ausrufer und Gefangenenwächter wider Willen (traumhaft tollpatschig, aber nicht nur: Silvia Munzón López) bevölkern die Bühne ebenso wie eine Neumond-Hexe, ein tanzender Honigbär, ein Ritter-Finsterling mit Gesichtsmaske à la „Star Wars“ und manches andere Wesen mehr.

Annou Reiners spielt sie wundervoll, die junge Prinzessin, die an ihrer großen Aufgabe ziemlich zu kauen hat – und doch sehr daran wächst. Kevin Wilke gibt einen arrogant-selbstverliebten Bösewicht Gisborne, dem man wünscht, dass ihm sein finsterer Machtergreifungsplan nicht gelingt. Und so kommt es ja auch: Denn das Mädchen Robin findet ihn (eher zufällig), den großen Robin Hood ... Mehr soll nicht verraten werden!

Dieses Wuppertaler Familienstück verdient die Bezeichnung absolut: Ob kleine Zuschauer oder große – sie alle werden gebannt zusehen, werden lachen, werden rasante Schwertkämpfe erleben sowie eine beeindruckende tänzerische Traumsequenz, in der das Meer in den Wald kommt. Sie werden alle miteinander ganz spielerisch etwas lernen über Gerechtigkeit, friedliches Zusammenleben, Mut zum Risiko, Selbstvertrauen – und darüber, dass die Guten fest zusammenhalten müssen, wenn sie die Bösen überwinden wollen. Auch wenn es nichts schadet, dabei ein wenig Glück oder ein bisschen guten Hexenzauber auf der eigenen Seite zu haben.

Wenn dieser „Robin Hood“ einmal wieder auf der wirklichen Bühne laufen kann, sind viele große Kinderaugen garantiert. Und Erwachsene, die sich bestens unterhalten fühlen, ganz genauso. Das klappt aber schon jetzt vor dem heimischen Bildschirm, wenn alle sich unter dem Motto „Du musst Robin finden!“ aufs Wohnzimmersofa kuscheln.

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