Boulevard-Theater im Brauhaus Herrliche Mimik, knallige Farben

Wuppertal · Das Ensemble von Stößels Komödie ist wieder in Wuppertal zu sehen. Im Brauhaus in Barmen läuft nun bis Juni 2023 „Ich dachte, Sie sind mein Mann“.

Michèle Connah, Sabine Reinhardt, Sebastian Teichner und Jan Phillip Keller sind das Ensemble der Komödie „Ich dachte, Sie sind mein Mann“.

Michèle Connah, Sabine Reinhardt, Sebastian Teichner und Jan Phillip Keller sind das Ensemble der Komödie „Ich dachte, Sie sind mein Mann“.

Foto: Matthias Morawetz

Boulevardtheater und Brauhaus passen grundsätzlich zusammen, lässt sich feststellen. In beidem geht es laut, lustig und zuweilen etwas derb zu. Wobei Regisseur Kristof Stößel mit dem Stück von John Tobias nicht den klassischen Handlungstyp Marke „Tür auf, Tür zu, Tür auf“ bedient. Auch hier kommt zwar eine offene Wohnungstür vor, aber lediglich dazu, den zukünftigen Liebhaber von Candy (Michèle Connah) in ihre Wohnung zu locken.

Harold (Sebastian Teichner) kommt nämlich gestresst von der Arbeit, hat weder Augen für Wohnung noch Frau und merkt daher gar nicht, dass beides nicht seine sind. Dumm gelaufen, könnte man meinen. Doch wie es der Zufall will, sind die beiden sich mehr als sympathisch und versuchen ad hoc eine Affäre miteinander anzufangen.

Das funktioniert nicht so leicht wie gewünscht, was zum einen an Candys Mann Henry (Jan Philip Keller), einem dauerquasselnden Versicherungsvertreter, liegt. Auch die zu betrügende Ehefrau von Harold (Sabine Reinhardt) will nicht so einfach betrogen werden. Es entwickeln sich Probleme, die teils so absurd sind, dass das Publikum die Katastrophen schon weit vor den Figuren kommen sieht.

Der Plot ist recht typisch für eine Boulevardkomödie, die Inszenierung hingegen ist erstaunlich geistreich und sarkastisch. Es geht um Langeweile in langjährigen Beziehungen, Affären als mutmaßliche Lösungen und die bittere Erkenntnis, dass da mehr Frust als Lust dabei rauskommt.

Das Schauspieler-Quartett überzeugt mit Professionalität und herrlicher Mimik. Harolds gequälter Blick, als Henry ihm eine Lebensversicherung verkaufen will, und Candys lasziver Augenaufschlag sind zumindest in den ersten Reihen gut zu erkennen. Optisch machen die Kostüme auch einiges her. Kristof Stößel kleidet seine beiden Darsteller in identische Anzüge, nur den einen in schrillem Grün und den anderen in knalligem Rot. Dazu eine Krawatte in der jeweils anderen Farbe. Die Innenfutter der Jacken – man achte auf die Details – sind lila, wie Kleidung, Möbel und Haare von Candy. Gloria, die andere Frau im Bunde, erscheint hingegen in teuflischem Orange-Rot. Ein Rausch von Farbe, der etwas Psychedelisches hat (wobei es Anzüge in diesen Farben aktuell in Geschäften auf dem Werth zu kaufen gibt).

Besonders zu erwähnen ist die intelligente Bühnenlösung im Brausaal. Wer die Räumlichkeit kennt, weiß, dass es sich um einen schlauchartigen Raum mit Säulen handelt. Nicht gerade publikumsfreundlich. Kristof Stößel stellt eine kleine Bühne in die Mitte des Raumes und platziert die Gäste zur Linken und Rechten. Das Ensemble bespielt gekonnt beide Seiten gleichzeitig. Ob der Brausaal eine Dauerlösung für Stößels Komödie werden könnte? Michèle Connah deutete nach einer lange und laut beklatschten Vorstellung genau das an. Die Fans von Kristof Stößel und seiner Compagnie würden sich sicher freuen über eine (neue) feste Spielstätte in Wuppertal.

Infos, Termine und Karten für die Komödie „Ich dachte, Sie sind mein Mann“ gibt es auf der Homepage von Stößels Komödie unter kstheater.de

Gespielt wird meist von Donnerstag bis Sonntag im Wuppertaler Brauhaus, Kleine Flurstraße 5.

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