Zwischen Oktober 1987 und April 1988 hatte Pina Bausch mit ihrem Ensemble Szenen für den Kunstfilm produziert, der dann erst 1990 ins Kino kam. Er zeigt verstörend-betörende Tanzszenen vor Wuppertaler und bergischen Kulissen. Für eine davon wurde das Team seinerzeit ganz spontan und unangekündigt bei Blumen Semmler an der Winklerstraße vorstellig.
"Als ich morgens um acht den Laden aufschloss, stand da plötzlich jemand von der Produktion und fragte, ob man nach Geschäftsschluss bei uns drehen dürfe", erinnert sich Jürgen Semmler, der gerne einwilligte. "Dann habe ich erstmal überlegt, wo ich mir eine Kamera leihen kann, um das auch selbst im Bild festzuhalten. Damals hatte die ja noch längst nicht jeder."
Semmler wurde fündig und dokumentierte mit seinen Amateuraufnahmen, wie Pina Bausch und ihre Crew die Blumen im Geschäft akribisch arrangierten, um die angedachte Szene mit Tänzer Rolando Brenes Calvo wirkungsvoll ins Bild zu setzen.
Jürgen Semmler ist für Rundschau-Leser kein Unbekannter: Im Februar verkaufte der ehemalige Blumenhändler ein Stück Schwebebahngerüst als Skulptur mit Hilfe unserer Zeitung meistbietend zu Gunsten der Medieninitiative „Wuppertaler in Not“. Die 100-Euro-Spende ist inzwischen getätigt.
Foto: RundschauDer schmiert sich anschließend flächendeckend mit Schlamm ein und wiegt im Schaufenster vor der Kulisse der Schwebebahnstation Alter Markt die nur mit einem knappen Schurz bekleideten Hüften. Ein surreales Setting, das später im Film gleich mehrfach auftaucht.