Neben dem Lesetext bieten die Ausgaben detaillierte Sacherläuterungen und ein informatives Nachwort von einem der Mitherausgeber der Wuppertaler Edition, Prof. Dr. Michael Scheffel. Erstmals umfassend findet damit das aktuelle wissenschaftliche Wissen zu Schnitzlers Arbeitsweise und zur Genese seiner Texte in eine attraktive Leseausgabe Eingang. Reproduktionen früher Skizzen der Texte ermöglichen einen anschaulichen Eindruck, in welchem Ausmaß der Autor den Plot seiner Erzählungen im Verlauf des Schöpfungsprozesses verändert und bearbeitet hat.
Die Monolog-Novelle „Fräulein Else“ (1924) ist eine der bedeutendsten Novellen der Klassischen Moderne, die auf literarisch innovative Weise Zutritt zum Bewusstsein eines neunzehnjährigen, in ein lebensbedrohliches Dilemma geratenden jüdischen Mädchens gewährt.
Die wenig bekannte Novelle „Doktor Gräsler, Badearzt“ (1917) bietet ein kleines Meisterwerk psychologischer Literatur. Am Beispiel eines durchschnittlichen Arztes und Menschen erfasst sie die Selbstzweifel und Hoffnungen eines alternden Mannes, der noch nirgends sesshaft wurde und der sich nach dem überraschenden Selbstmord seiner Schwester auf der Suche nach Orientierung und einer neuen Partnerin für sein weiteres Leben befindet.
Arthur Schnitzler (1862-1931) war einer der größten österreichischen Erzähler, Dramatiker und bekanntesten Vertreter der Literarischen Moderne. Nach dem Abitur studierte er Medizin, wurde Assistenzarzt an der Poliklinik und dann praktischer Arzt, bis er sich mehr und mehr seinen literarischen Arbeiten widmete. Schnitzler ist berühmt für seine psychologische Erzählweise.