Kommentar zur Glücklich-App für Wuppertal Bin ich glücklich?

Wuppertal · Glück ist das, nach dem wir am meisten streben, und das, wovon wir am wenigsten wissen, was es überhaupt ist und wie wir es erreichen.

 Rundschau-Redakteurin Nina Bossy.

Rundschau-Redakteurin Nina Bossy.

Foto: Max Höllwarth

Es gibt den einen Kerl, der mit ganzem Herzen begehrt und nur Schmerz erfährt. Weil Liebe so unglücklich machen kann. Es gibt den anderen, der hat ein Haus und einen Pool und dann noch ein Burnout oben drauf. Weil Geld, so sagen sie, nun mal nicht glücklich macht. Und dann gibt es den, der wirklich alles zu haben scheint. Das Haus, die Kinder, die Frau. Geld, Familie, Liebe. Und auch der sagt, er sei nicht erfüllt und haut einfach ab.

Bin ich glücklich? Vielleicht ist die Suche nach der Antwort sogar der Sinn des Lebens und der findet sich auch 2017 sicher nicht in einer App. Und trotzdem gibt es neben den Irrungen und Wirrungen des so komplizierten menschlichen Daseins äußere Einflüsse, die vielleicht nicht für unser Glück, aber für unsere Zufriedenheit entscheidende Weichen stellen. Weil der Pool natürlich nicht glücklich macht, aber ein geregeltes Einkommen Existenznot fern hält. Wie zufrieden bist du mit deinem Einkommen, fragt die App. Und ein schneller Weg nach Hause, so profan es klingen mag, hilft täglich dabei, Zeit zu sparen und uns, den Dingen, die wir lieben, näher zu kommen. Denn die App fragt auch: Wie zufrieden bist du mit der Infrastruktur Wuppertals?

Dass das Glück des einzelnen Menschen in einer Wechselwirkung mit der Gesellschaft steht, in der er lebt, war auch Überzeugung von Aristoteles. Der griechische Philosoph sah einen entscheidenden Zusammenhang zwischen der Polis, also der rechtlich geregelten (Staats-)Gemeinschaft, und dem Individuum. Wer die in ihm liegenden Tugenden innerhalb der Polisgemeinschaft von Natur aus entfaltet, ist glückselig. Und auch genau danach fragt die App. Fühle ich mich nützlich?

Dass eine App oder die Antworten, die sie den Forschern und den Politikern geben mag, tatsächlich glücklich(er) machen kann, ist eine haarsträubende These, aber zumindest doch ein spannendes Experiment. Und egal, wohin die Reise geht, leistet sie erst einmal doch schon einen Beitrag für jeden. Sie stellt uns die Fragen, die beim Spagat zwischen Job und Familie unterzugehen drohen. Bin ich glücklich? Wer sich das fragt, macht sich auf den Weg. Vielleicht nicht durch Wuppertal, aber immerhin zu sich selbst.

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