Angebote für Wohnungslose „Die Obdachlosen-Unterkünfte sind nach wie vor geöffnet“

Wuppertal · Um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen, werden die Menschen gebeten, zu Hause zu bleiben. Was aber ist mit denjenigen, die kein Zuhause haben und auf der Straße leben? Wir haben nachgefragt, bei Bärbel Mittelmann vom Wuppertaler Sozialamt.

 An der Färberei wird täglich von 12 bis 14 Uhr eine warme Mahlzeit ausgegeben, natürlich mit Sicherheitsabstand und ohne direkten Kontakt.

An der Färberei wird täglich von 12 bis 14 Uhr eine warme Mahlzeit ausgegeben, natürlich mit Sicherheitsabstand und ohne direkten Kontakt.

Foto: Max Höllwarth

„Die Obdachlosen-Unterkünfte sind nach wie vor geöffnet“, erklärt Mittelmann. „Zum einen sind wir rechtlich dazu verpflichtet, zum anderen wollen wir es den Menschen bei den kalten Temperaturen nachts natürlich ermöglichen, warm zu schlafen. Trotzdem kann natürlich nicht alles so weiterlaufen, wie bisher.“Um genügend Abstand zum Schutz vor einer Ansteckung zu gewährleisten, mussten im Hopster-Fiala-Haus, der Notunterkunft für Frauen, einige Betten umgestellt und um ein zusätzliches Ausweichquartier erweitert werden. In der Notunterkunft für Männer an der Friedrich-Ebert-Straße mussten ebenfalls Maßnahmen ergriffen werden. „Wir haben die Schlafstätten etwas entzerrt und weitere Räume bezogen“, erklärt Mittelmann.

Genug warme Betten, für Menschen ohne Dach über dem Kopf, gibt es nach wie vor. Doch auch für Obdachlose gilt das Kontaktverbot, das besagt, dass nicht mehr als zwei Menschen zusammen in der Öffentlichkeit unterwegs sein dürfen. Wie lässt sich das tagsüber bewerkstelligen?Größere Versammlungen auf den Wuppertaler Plätzen, auf denen die Betroffenen häufig ihren Alltag verbringen, wie der Berliner Platz in Oberbarmen oder der Karlsplatz in Elberfeld, werden regelmäßig vom Ordnungsamt kontrolliert.

Die Tagesstätte an der Ludwigstraße ist weiterhin unter verschärften hygienischen Bedingungen geöffnet. Wer rein möchte, muss allerdings klingeln und wird vorab nach Erkältungssymptomen gefragt. Nach wie vor finden Beratungen statt, eine Tasse Kaffee gibt es auch. „Aber die Menschen werden nur einzeln herein gelassen“, erklärt Mittelmann.

Der „Freundes- und Förderkreis Suchtkrankenhilfe“ hat seine offenen Café-Angebote vorerst geschlossen. Das betrifft das Café Cosa, das Café Okay, und das Gleis 1 in der Nähe des Hauptbahnhofs, wo sonst ein Frühstück, ein Teilchen oder ein Getränk für kleines Geld zu haben sind. Die Suchtkrankenhilfe führt Beratungen telefonisch durch. Der Spritzentausch im Gleis 1 erfolgt eingeschränkt. Der Drogenkonsumraum ist weiterhin besetzt, unter verschärften Hygienemaßnahmen.

Die Wuppertaler Tafel musste aufgrund fehlender Lebensmittel durch Hamsterkäufe und weil sie die Sicherheit ihrer Mitarbeiter nicht mehr garantieren konnte, die Kantine schließen, ebenso die Lebensmittelausgabe, das Tafel-Mobil bleibt im Hof.

Dann der Lichtblick: Dank einer großzügigen Spende der Bethe-Stiftung konnte die Tafel am Freitag (27. März 2020) die Lebensmittausausgabe wieder aufnehmen.

Kostenlos vorgepackte Lebensmitteltüten werden jeweils montags von 14 bis 16 Uhr sowie mittwochs und freitags von 12 bis 14 Uhr in den Räumen der Kantine, Kleiner Werth 50 in Barmen, an Bedürftige verteilt. Zusätzlich hat der Tafelladen für Menschen mit Behinderung sowie für soziale Träger am Dienstag und Donnerstag von 10 Uhr bis 12 Uhr auf.

Zusammen mit der Diakonie Wuppertal und der Stadtmission verteilt die Tafel außerdem täglich in der Diakoniekirche in der Friedrichstraße in Elberfeld von 12 bis 14 Uhr Lebensmittelpakete.

Die Färberei in Oberbarmen hat sich während der Schließung der Tafel bemüht, das Angebot aufzufangen. Täglich von 12 bis 14 Uhr gibt sie am Peter-Hansen-Platz warme Mahlzeiten aus. Kostenlos für diejenigen, die einen Berechtigungsschein haben, ansonsten gegen einen Beitrag von 4 Euro. Die Essensausgabe soll auch in den nächsten Wochen fortgeführt werden.

Auch wenn die Beratungsstellen und Cafés geschlossen bleiben, sind nach wie vor in der Wohnungslosenhilfe und der Suchthilfe Streetworker im Stadtgebiet unterwegs. „Im Rahmen unserer Möglichkeiten versuchen wir, die schwierige Situation aufzufangen“, schließt Bärbel Mittelmann.

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