Tödliche Pilzkrankheit „Salamanderpest“ grassiert im bergischen Städtedreieck

Wuppertal · Im Frühjahr 2020 ließen erste Funde von toten Feuersalamandern in Kohlfurth an der Stadtgrenze zwischen Wuppertal und Solingen nichts Gutes erahnen. Die labortechnische Untersuchung der Tiere brachte die Bestätigung: Die Salamander waren von einem tödlichen Amphibien-Hautpilz befallen.

 Die Feuersalamander sind stark bedroht.

Die Feuersalamander sind stark bedroht.

Foto: danielbahrmann

Seitdem sind zahlreiche Fundmeldungen bei der Biologischen Station Mittlere Wupper und den drei Unteren Naturschutzbehörden eingegangen. „Vermutlich haben schon Hunderte Tiere ihr Leben verloren. Betroffen sind aktuell die Seitenbäche der Wupper zwischen Sonnborn und Burg, insbesondere das Burgholz und das Umfeld der Müngstener Brücke, und dies beidseitig der Wupper, also auf Solinger, Wuppertaler und Remscheider Stadtgebiet“, so die Unteren Naturschutzbehörden Remscheid, Solingen und Wuppertal sowie die Biologische Station Mittlere Wupper.

Besonders im Winter findet man hier zahlreiche tote und befallene Salamander entlang der Waldwege. Erkrankte Tiere verlassen trotz der Kälte ihre Winterquartiere und wandern scheinbar ziellos umher, sind dabei jedoch geschwächt und kaum noch mobil. Oft weisen sie mit bloßem Auge sichtbare Nekrosen (Löcher in der Haut) auf. „Auch zum Jahresbeginn 2022 muss daher mit einer erhöhten Anzahl von Todfunden des Feuersalamanders im Befallsgebiet von Remscheid, Solingen und Wuppertal gerechnet werden“, heißt es.

Neben Feuersalamandern werden auch die anderen heimischen Molche von dem Hautpilz befallen. Für Feuersalamander bedeutet die Infektion fast immer den sicheren Tod. Die Mortalitätsrate liegt nach bisherigen Erkenntnissen bei über 96 Prozent innerhalb von 10 bis 14 Tagen. Angesichts der hohen Sterberate und den seuchenartigen Infektionsverläufen werde mit „gewaltigen Bestandseinbrüchen und auch mit Totalverlusten lokaler Populationen“ gerechnet.

Der Salamander-Chytridpilz mit dem Namen „Batrachochytrium salamandrivorans“ (kurz BSal) wurde erstmals 2013 wissenschaftlich beschrieben. Er befällt die Haut von Schwanzlurchen. Aufgefallen ist der neue Erreger erst nachdem es zuvor in den Südostniederlanden (Limburg) zu erheblichen Bestandseinbrüchen beim Feuersalamander gekommen war. Innerhalb weniger Jahre ist er dort fast völlig verschwunden. Inzwischen sind auch große Teile der Eifel, des Ruhrgebiets und das nördliche Bergische Land befallen.

Der Erreger wurde ebenfalls an ostasiatischen Molchen festgestellt, die jedoch nicht unbedingt daran erkranken. Es wird daher angenommen, dass er durch den Handel mit Feuerbauchmolchen oder anderen asiatischen Lurchen nach Europa eingeschleppt wurde. Hier ist die Immunabwehr der Lurche nicht an diesen Erreger angepasst.

Die aktuelle Situation erfordert erhöhte Aufmerksamkeit. Die Städte Remscheid, Solingen und Wuppertal werden gemeinsam mit der fachlichen Unterstützung der Biologischen Station Mittlere Wupper und mehreren Universitäten die Entwicklung der Feuersalamander Populationen auch zukünftig genau im Auge behalten. In den betroffenen Gebieten sind bereits Hinweisschilder zur Information der Bevölkerung aufgestellt worden. Perspektivisch sollen neben dem Monitoring der Feuersalamander-Bestände verstärkte Anstrengungen zum Erhalt der heimischen Amphibien unternommen werden.

Jede Bürgerin und jeder Bürger kann dabei mithelfen. Die Tipps:
• Fassen Sie keine toten oder lebendigen Feuersalamander an. Die Tiere stehen unter Artenschutz und dürfen der Natur nicht ohne behördliche Genehmigung entnommen werden.
• Fußgänger, Radfahrer und Reiter bitte auf den befestigten Wegen bleiben, betreten Sie also keine Land- und Wasserlebensräume von Amphibien.
• Bitte führen Sie insbesondere in Waldlandschaften Ihren Hund an der Leine. Bäche, Uferbereiche, Teiche, Tümpel und wassergefüllte Wagenspuren im Wald sollten von diesen nicht betreten werden.
• Reinigen Sie Ihr Schuhwerk gründlich, bevor Sie ein anderes Waldgebiet betreten, um eine Verbreitung der Sporen des tödlichen Pilzes zu verhindern. Fachleute empfehlen sogar eine Desinfizierung z.B. mit 70 Prozent Spiritus oder Ethanol.
• Bitte melden Sie schnellstmöglich tote und tagaktive Salamander, möglichst mit Foto und genauen Fundpunktkoordinaten über das Fundmeldesystem der Biostation Mittlere Wupper.
• In diesem Portal lässt sich auch die aktuelle Verbreitung der Seuche kartografisch nachvollziehen.
• Funde von toten oder vermeintlich erkrankten Salamandern bitte an die Unteren Naturschutzbehördender Städte Remscheid, Solingen und Wuppertal melden – dies gilt insbesondere bei Funden von toten oder tagaktiven Feuersalamandern außerhalb des bekannten Befallsgebietes „Seitenbäche der Wupper“:
Stadt Remscheid: Oliver Hofmann, E-Mail: Oliver.Hofmann@remscheid.de, Tel.: 02191 / 16-2449
Stadt Solingen: Marita Klause, E-Mail: m.klause@solingen.de, Tel.: 0212 / 290-6579
Stadt Wuppertal: Karin Ricono, E-Mail: karin.ricono@stadt.wuppertal.de, Tel.: 0202 / 563-6364

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort