Cronenberg Thomas Rößler: Auf Tuchfühlung mit Alpakas

Wuppertal · Kulleraugen, lustige Frisuren und flauschige Wolle: In Cronenberg ist eine kleine exotische Herde heimisch geworden. Hier, genauer gesagt in der alten Kohlfurth, lebt Thomas Rößler mit seinen drei Alpakas. Doch diese sind nicht nur ungewöhnliche Haustiere, sie haben auch eine wichtige Aufgabe: Bald werden sie als Therapietiere Menschen helfen.

 Thomas Rößler mit seinen Alpakas Bailey’s, Sir Tobi und Paul sowie Lama Artus. Bald wird auf dem Cronenberger Alpakahof neben Wanderung auch eine tiergestützte Therapie angeboten.

Thomas Rößler mit seinen Alpakas Bailey’s, Sir Tobi und Paul sowie Lama Artus. Bald wird auf dem Cronenberger Alpakahof neben Wanderung auch eine tiergestützte Therapie angeboten.

Foto: nic

Menschen, die beispielsweise ein schweres Trauma erlitten haben, verkriechen sich in ihre eigene kleine innere Welt. Mit dem Außen kommen sie meist nicht mehr so gut zurecht, fühlen sich überfordert, bedrängt oder aber auch bedroht. Manche verstummen sogar gänzlich, und ihre Mitmenschen können kaum bis unter gar nicht mehr zu ihnen vordringen. Genau hier setzt die tiergestützte Therapie an, die der von Thomas Rößler gegründete Verein „Alpakahof-Wuppertal“ anbieten möchte.

„Meine Tochter ist Ergotherapeutin und sammelt gerade ihre praktischen Kenntnisse in einem Seniorenwohnheim in Monheim“, so Alpaka-Papa Rößler. Wenn alle dafür notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen sind, wird seine Tochter Victoria auf dem Alpaka-Hof eine Praxis für Ergotherapie eröffnen und gleichzeitig tiergestützte Therapiemöglichkeiten mit den Alpkas anbieten. „Die Tiere sind dafür bestens geeignet, da sie vom Grundwesen her sehr ruhig und zurückhaltend sind“, sagt der Cronenberger. Sie sind nicht auf den Menschen dressiert, sondern machen quasi ihr eigenes Ding. „Durch ihre unaufdringliche Art brechen sie die Distanz zu den Menschen, und es entsteht ganz von alleine eine Beziehung aufgrund ihrer natürlichen Eigenschaften.“

Bis Tochter Victoria mit ihrer Arbeit auf dem Hof starten kann, bietet Thomas Rößler aber schon Alpka-Wanderungen durch die nähere Umgebung für Jedermann an. Außerdem findet regelmäßig ein „Meet&Greet“ mit den kuscheligen Alpakas statt.

Wer sich mit den Wuppertaler Alpakas Bailey’s, Sir Tobi, Herdenchef Paul, Lama Artus und Thomas Rößler in die Wälder aufmacht, der sollte sich bewusst machen, dass nicht der Mensch mit dem Tier wandert, sondern die Alpakas führen. „Die Tiere geben ganz klar den Takt vor“, so Rößler. Ebenso das Tempo und manchmal sogar auch die Richtung.

 Thomas Rößler und Lama Artus, der im Gegensatz zu den Alpakas, scheinbar nicht ganz so scheu ist.

Thomas Rößler und Lama Artus, der im Gegensatz zu den Alpakas, scheinbar nicht ganz so scheu ist.

Foto: nic

Entschleunigung lautet das Stichwort. Hat der sonst vom Alltag oftmals gestresste und durchgetaktete Zweibeiner sich auf die Gemütslage der Fellnasen eingelassen, vergisst dieser wiederrum schnell das Gefühl für Raum und Zeit und man lässt sich ganz einfach treiben. Im Schlendertempo kann man auch die Natur viel besser genießen, und am Ende sind alle Teilnehmer meist wunderbar entspannt. Rund 1.500 Quadratmeter Offenstall steht den drei Alpakas und Lama Artus (das Thomas Rößler aus einem Zirkus gerettet hat) in der Unterkohlfurth zur Verfügung. Bevor Familie Rößler das Grundstück kaufte, war auf dem Gelände die Firma Baaske (Spezialist für galvanische Oberflächenveredlung) von 1962 bis 2008 dort beheimatet. Im November 2008 wurde der Standort in der Unterkohlfurth geschlossen und unter Beteiligung der Firma das Grundstück einer umfangreichen Altlastensanierung unterzogen.

Unterstützt wird das Projekt „Alpaka-Hof“ durch den gleichnamigen Förderverein. Als Ziel hat sich dieser gesetzt, mit Hilfe der Tiere Wohlergehen und die Lebensqualität von Menschen in der Region verbessern. Die Tiere helfen sowohl Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bei Orientierungsproblemen und Leistungsdruck entgegenzuwirken.

Rund 25 Mitglieder zählt der Verein bereits, die auch regelmäßig, wenn es die aktuelle Pandemielage zulässt, auf dem Hof mit anpacken. Außerdem besteht die Möglichkeit, eine Patenschaft für eines der Tiere zu übernehmen. „Unsere Besucher kommen nicht nur aus Wuppertal und der Region, sondern auch aus entfernteren Städten“, sagt Thomas Rößler. Selbst andere Initiative und Organisationen, wie beispielsweise ein Kinderhaus aus Wuppertal oder eine gehbehinderten Gruppe aus Mettmann, besuchen regelmäßig Thomas Rößler und seine Alpakas.

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