Fridays for Future Wuppertal Osterholz: „Hoffen auf Einsicht und Aufschub“

Wuppertal · Die Wuppertaler „Fridays for Future“-Gruppe hat mit Blick auf die möglicherweise bevorstehende Rodung des Osterholz-Waldes einen offenen Brief an die Kalkwerke Oetelshofen geschrieben. Der Wortlaut.

 Bild von der Demo Anfang Januar im Osterholz.

Bild von der Demo Anfang Januar im Osterholz.

Foto: Christoph Petersen

„Sehr geehrter Till Iseke, sehr geehrtes Team der Kalkwerke Oetelshofen,

wir wenden uns heute sorgenvoll im Hinblick auf die Entwicklung rund um das Osterholz und Sondierungen des Kampfmittelräumdienstes an Sie. Ganz bewusst werden wir die inhaltliche Diskussion rund um die Rodung und Alternativen in diesem Brief nicht weiterführen.

Wir sorgen uns um die Gesundheit derer, die sich bei einer Räumung im Osterholz aufhalten würden. Dabei geht es nicht nur um das Wohlbefinden der Aktivistinnen und Aktivisten, die bei einer Räumung in den Wald kommen würden und um die Gesundheit der Waldbesetzerinnen und -besetzer, sondern auch um die Waldarbeiterinnen und -arbeiter, die Polizistinnen und Poilizisten und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ihrer Firma.

Wir sind nicht qualifiziert, um einzuschätzen, ob in einem Waldstück die Gefahr von Blindgängern vorhanden ist oder auch nicht, aber wenn die Bezirksregierung eine Untersuchung verfügt, wird es dafür doch wohl einen Grund geben. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Beamtinnen und Beamten sich entschieden haben, diese Untersuchung vor den Bauarbeiten oder vor den Rodungsarbeiten anzuordnen.

Dabei spielt einzig und alleine die Gesundheit aller Beteiligten eine Rolle. Und es will uns nicht einleuchten, wieso bei der Arbeit mit schwerem Gerät oder beim Aufprall der Bäume auf den Waldboden keine vergleichbare Gefahr bezüglich möglicher Blindgänger bestehen sollte, wenn es doch für den Haldenbau unbedingt geprüft werden muss.

Wir können nachvollziehen, dass es bei einer Entscheidung für eine Rodung nun ein Interesse gibt, diese auch möglichst schnell, möglichst noch vor Ende der Rodungssaison, durchzuführen. Laut Planfeststellungsbeschluss müsste allerdings der Antrag zur Überprüfung auf Kampfmittelfreiheit mindestens sechs Monate vor Baubeginn eingereicht werden.

Wie Sie selbst in der heutigen WDR Lokalzeit beschrieben haben, sind die Sondierungen bisher nicht durchgeführt worden. Würden Sie bereits morgen den entsprechenden Antrag einreichen, könnten Sie also frühestens am 18. Juli 2022 mit den Bauarbeiten beginnen. Die nächste Rodungssaison beginnt am 1. Oktober 2022: Sind es diese maximal zweieinhalb Monate weiterer Wartezeit wirklich wert, im schlimmsten Fall eine Detonation zu verursachen?

Es geht hier nicht darum, wie die Bezirksregierung entschieden hat und es geht auch nicht darum, wie das Gericht diese Bestimmungen interpretiert hat. Es geht darum, eine Räumung und Rodung möglichst sicher für alle Beteiligten zu gestalten. Wir verstehen nicht: Wenn sowieso Sondierungen durchgeführt werden müssen, wieso beauftragen Sie diese nicht vor den Rodungsarbeiten?

Wir hoffen auf Ihre Einsicht und einen Aufschub der Arbeiten bis zur Überprüfung durch den Kampfmittelräumdienst. Wir sind – nicht zuletzt durch die guten Gespräche, die wir mit Ihnen in der Vergangenheit führen konnten – hoffnungsvoll, dass es zu einer sicheren Lösung kommen wird.

Wir würden uns über eine Rückmeldung freuen! Vielen Dank für Ihre Zeit.

Mit freundlichen Grüßen

Das Team von Fridays for Future Wuppertal“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort