Südstadt Die Posse um zwei Parkplätze

Wuppertal · Die Stadt Wuppertal wird ab Herbst eine veraltete Grünfläche in der Südstadt zu einem kleinen Park umbauen. Einige Anwohner sind stinksauer, weil auf zwei Stellplätzen Bäume gepflanzt werden sollen.

Auf zwei der 20 Parkplätze entlang der Grünfläche in der Elberfelder Südstadt soll jeweils ein Baum gepflanzt werden. Foto: Marie Fassbender

Foto: Wuppertaler Rundschau/Marie Fassbender

Eines der kontroversesten Themen in Wuppertal in diesem Sommer dürfte wohl die Umnutzung von Parkplätzen sein. Auf dem Ölberg stellte die Stadt als Erstes für etwas mehr als einen Monat Bänke auf, die vergangenen Donnerstag (siehe Seite 5) wieder verschwanden.

Ähnliche Sitzmöglichkeiten stehen für die kommenden fünf Jahre im Zentrum von Vohwinkel. 15 Parkplätze fielen den beiden temporären Aktionen zum Opfer – sagen die einen. Endlich wurde Raum für Neues geschaffen – sagen die anderen. Neuester Akt: Zwei weitere Stellplätze sollen in der Elberfelder Südstadt wegfallen, damit das Grünflächenamt dort Bäume pflanzen kann.

Die geplanten Sprösslinge sind Teil des Umbaus der Grünfläche an der Ecke Kölner Straße und Weststraße. Der in den 1970er Jahren erbaute kleine Park vegetierte zuletzt lange vor sich hin und diente nur noch als Treffpunkt vereinzelter Alkohol-Trinker. Ab Herbst ist damit Schluss, die Bauarbeiten sollen bis Anfang 2026 andauern.

Zwei weitere Eingänge sollen die Anlage besser einsehbar und damit sicherer machen. Geplant sind außerdem: sechs neue Bäume und Sitzbänke, zwei Sportgeräte sowie neuer Rasen, Blumen und Sträucher. Ungewöhnlich ist, dass die Bänke aus Holz bestehen sollen – in Wuppertal sind sie sonst überwiegend aus Stahlgitter.

An das Regenwasser haben die Planer auch gedacht: Rasenfugen auf den Wegen sorgen dafür, dass Niederschläge besser im Boden versickern. Ziel ist es, die 1.300 Quadratmeter große Fläche behutsam zu entsiegeln. Entstehen soll dabei Wuppertals erster „Pocket Park“ – klein in der Fläche, groß in der städtebaulichen Geste.

Seit dem 18. Juni gilt der Umbau als beschlossen. Der politische Schulterschluss in der Bezirksvertretung Elberfeld mag zwar nicht einstimmig gewesen sein (die drei Vertreter der CDU stimmten gegen den Entwurf), doch der Grundton ist gesetzt: weniger Asphalt, mehr Aufenthaltsqualität. Grünen-Vertreterin Anke Woelky regte damals an, ähnliche Gestaltungsansätze künftig auch am Platz am Kolk zu verfolgen.

Grundsätzlich begrüßen die Anwohner die Pläne, wäre da nicht der Wegfall der zwei Parkplätze. Bei der Vorstellung vor Ort am 24. Juli ist die Stimmung bei einigen der rund 30 Teilnehmer so aufgeheizt, dass manch einer aus dem Blick verliert, dass es sich nur um zwei Parkplätze handelt, die verschwinden.

Die heimliche Anführerin der Proteste ist Doris Mohr, die bereits einen Rechtsstreit mit der Stadt um einen Parkplatz in der Weststraße gewann. Die neue Aktion ist der nächste Einschnitt, den sich Mohr nicht gefallen lassen will. Im Vorfeld des Informationstermins verteilte sie Flyer in den umliegenden Straßen. Dort steht: „Wehrt Euch! Wir brauchen keinen Designer-Drogentreff und kein nobles Hunde-Toiletten-Areal, sondern Parkplätze.“

Beim Treffen fragt sie: „Werden Sie diese zwei Parkplätze wegnehmen?“ – Die Antwort von Alexander Richter, Abteilungsleiter für Freiraumplanung beim Grünflächenamt: „Ja.“ Auch andere Anwohner machen ihrem Unmut zunächst lautstark Luft. Die Beteiligten auf Seiten der Stadt versuchen, die Anwesenden zu beruhigen. 65 Prozent der Straßen in Wuppertal seien baumlos und das müsse sich ändern, erklären sie.

Im Gespräch mit der Rundschau sagt Richter, dass er wehmütig nach Hause gehe. „Ich bin schockiert, dass so viele Menschen wegen zwei Parkplätzen hierher kommen.“ Heutzutage würde niemand mehr eine Parkreihe mit 20 Stellplätzen ohne Bäume errichten.

SPD-Bezirksbürgermeister Thomas Kring sieht ebenfalls eine „große Chance“, die genutzt werden müsste. Und der Betreiber des naheliegenden Supermarkts „Ada Market“ sieht durchaus Potenzial in der neuen Grünfläche. „Könnte ich hier Döner verkaufen?“, witzelt er.