Wuppertaler Brauerei-Renaissance Barmer Ölsch(e) und ein „Mimimi“

Wuppertal · Bier mit Namen wie Wicküler, Bremme, Gesenberg, Feldschloß, Waldschloß und Adler Tienes machten Wuppertal in den Nachkriegsjahren nach Dortmund zur zweitgrößten Braustadt in Nordrhein-Westfalen. Dann begann das große Brauerei-Sterben. Auf dem Rott ist nun eine Renaissance eingeläutet worden.

 Stephan Lange und Marc Sondern freuen sich über das rege Interesse.

Stephan Lange und Marc Sondern freuen sich über das rege Interesse.

Foto: Joachim Macheroux

Mit Ausnahme von Tienes (wurde nach Belgien verkauft) „schluckte“ der Wicküler-Konzern die sechs Wuppertaler Brauereien, bevor man die ehemalige Großbrauerei dichtmachte und nach Köln verlagerte.

Vier kreative Wuppertaler, die sich durch den Handballsport kennengelernt haben, beleben die hiesige Bierkultur mit einer Brauerei in der ehemaligen Traditionsgaststätte „Rubarth“ auf dem Rott wieder. Produziert wird nach dem Reinheitsgebot: Wasser, Malz und Hopfen ohne chemische Zusatzstoffe. Und zwar das schon fast vergessene Export, Helles, Lager, Altbier, Bier kölscher Art, Weizenbier und als exotischer Zusatz „India Pale Ale“ (IPA), ein fruchtiges Bier, das besonders die junge Generation ansprechen soll.

Die Entscheidung, das Bierbrauen zum Hobby zu machen, fällten Marc Sondern, Andreas Sauerwein, Lothar Noll und Stephan Lange nach einem Besuch der „Dellmann’s“-Brauerei in Wermelskirchen-Dhünn. Die Kultur und das Handwerk wurden ihnen in der Klein-Brauerei mit allen Sinnen (Sehen, Fühlen, Riechen, Schmecken) mit Herz und Seele vermittelt. Neben Handball und Doppelkopf erklärten die vier Sportsfreunde das Brauen daraufhin zu ihrem dritten Freizeit-Vergnügen.

Der Einstieg geschah in der Sauna von Bankkaufmann Stephan Lange in der Hultschiner Straße auf dem Rott. Dem folgte ein Wechsel in die Garage von Andreas Sauerwein in der Nähe des Klinikums. Neben dem Selbstverzehr kamen Nachbarn sowie Sport- und Wanderfreunde in den Genuss der neuen experimentierfreudigen Hobbybrauer. Auch Barmens Bezirksbürgermeister Hans-Hermann Lücke, ein Freund lukullischer Genüsse, zeigte sich voll des Lobes. Danach der Umzug in die ehemalige Kult-Gaststätte „Rubarth“. Autor Werner Otto bezeichnet sie in seinem Buch „Rotter Blüten“ als „Blauen Engel“, weil Gastwirt Conny Rubarth sen. „Bläuken“ gerufen wurde.

Für die vier gleichberechtigten Partner eine Herausforderung: Professionell wurde in das Brauhaus investiert. „Wir werden bis zu 2.000 Liter Bier im Monat in echter Handarbeit brauen“, gibt sich Marc Sondern, der als kaufmännischer Leiter weiter in seinem Hauptberuf arbeiten wird, aber einen weiteren Braukurs absolvierte, selbstbewusst. Die Marken „Hoppy Hell“, Barmer Pils, Barmer Export, Barmer Ölsch(e), Barmer Alt(e), Barmer Hell und Spezialbiere wie „Mimimi“ und das „Garage Pale Ale“ werden nun auf dem Rott gebraut. Angedacht ist zudem die Produktion eines Malzbieres.

Der anfallende Treber wird zu Brot gebacken und, mit Leckerem belegt, als „Bergische Stullenplatte“ angeboten. Der Käse wird von einem Bauer vom Langerfelder Ehrenberg bezogen, der zusätzliche Treber mit einem Bauern auf dem Dönberg im Austausch gegen Pilzkulturen verrechnet. Aktuell produziert das Quartett 1.000 Liter in Flaschen pro Monat.

Von der bisherigen positiven Resonanz wurden die vier Brauer, die weiter ihren Berufen als Kaufmann, Dezernent, Bankkaufmann und Luftverkehrs-Fachmann nachgehen, überrascht. Der Bauprozess dauert drei Wochen, so bekommt das Quartett trotz des Duftes von Hopfen und Malz während der Arbeit oft einen durstigen Hals, weil das heimische Gebräu schon verkauft wurde – die Kundschaft geht eben vor.

Die Betreiber hoffen, die Gaststätte im Herbst eröffnen zu können. Bier aber kann schon per E-Mail an info@barmer-brauerei.de in Sechser-Packs bestellt werden. Weitere Informationen gibt es unter www.barmer-brauerei.de

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