Wortspielereien mit Namen sollten eigentlich vermieden werden, positiv gemeint aber sind sie ausnahmsweise erlaubt. Und so musste auch Lukas Becher vergangenen Sonntag schmunzeln, als er in der Ostseehalle zum Start des Gespräches mit der Rundschau gesagt bekam, er habe dem THW Kiel ja ganz schön eingeschenkt.
Sieben Treffer hatte der Linksaußen des Bergischen HC erzielt, das 35:43 und die 22. Niederlage im 22. Bundesliga-Duell mit den „Zebras“ damit allerdings auch nicht verhindern können. „Wir haben es nicht geschafft, die Räume von Elias zuzumachen. Dazu wurde die Atmosphäre dann auch noch hitziger, wodurch wir den Faden verloren haben“, sagte Becher.
Beim 22:24 zur Pause hatte es durchaus nach einer deutlich knapperen Angelegenheit ausgesehen, der BHC sich dann jedoch von der aufkommenden Hektik auf der Platte sowie den Reaktionen von den Rängen aus dem Konzept bringen lassen. „Es hat sich eine hektische Thermik entwickelt. Allerdings haben wir auch eine Abwehrleistung an den Tag gelegt, die nicht für Punkte in Frage kommt“, meinte Trainer Markus Pütz.
Zudem der BHC die angesprochene Thermik durch einige unnötige Aktionen selbst ins Spiel brachte. So wirkte Johannes Wasielewski teilweise übermotiviert, Lars Kooij ob der 14 Treffer von Elias Ellefsen a Skipagötu mit Aktionen gegen den Färinger gefrustet.
Zum Lichtblick geriet so zumindest offensiv Lukas Becher, sieben seiner acht Würfe landeten im Tor. Der 25-Jährige war ob des langen Ausfalls von Belal Ibrahim Massoud Anfang September nachverpflichtet worden und bekam in Kiel vom Trainergespann Pütz/Gunnarsson nun erstmals viel Einsatzzeit, weil Noah Beyer nach dem Pokal-Fight gegen Hannover über körperliche Probleme klagte.
„Lukas hat ein prima Spiel gemacht. Er ist ein guter Linksaußen mit Qualitäten auch in der Abwehr, und er stellt sich in den Dienst der Mannschaft. Dennoch hat er es wie auch Belal schwer, sich Spielanteile zu erkämpfen – Noah spielt bislang einfach eine sehr starke Saison“, meinte Pütz.
Becher selbst ist froh, einen neuen Club gefunden zu haben. Schließlich hatten alle Vereine ihre Kaderbesetzungen abgeschlossen, als er Mitte Juli von seinem Arbeitgeber HSG Wetzlar gesagt bekam, er spiele in ihren Überlegungen keine Rolle mehr. Ein in Sachen Arbeitgeber-Fürsorgepflicht zweifellos fragwürdiger Zeitpunkt. „Ich war sehr enttäuscht über den Zeitpunkt sowie die Art und Weise. Es ist recht unglücklich, erst im Juli gesagt zu bekommen, dass man nicht mehr Teil des Kaders ist. Aber jetzt ist das Ganze für mich abgehakt. Ich schaue nach vorne und bin froh über die Chance beim BHC – zumal ich zu diesem Club ja eine persönliche Verbindung habe“, sagte Becher.
Der gebürtige Solinger hat beim BHC sowohl C-Jugend, B-Jugend als auch A-Jugend gespielt. „2018 bin ich dann zur U19 der TSV Hannover-Burgdorf gewechselt, weil ich da den Leistungssport mit meinem Jura-Studium kombinieren konnte. Ich habe dort von Weltklasse-Trainern wie Iker Romero und Carlos Ortega gelernt. Das hat geprägt“, erzählt Becher. 2019 erfolgte mit dem Wechsel zum Drittligisten Neusser HC der Übergang in den Senioren-Bereich, 2020 ging es zum TuSEM, 2022 nach Wetzlar und von dort nun wieder zurück in die Heimat.
Dort geht es am Sonntag in der Mitsubishi Electric Halle ab 16.30 Uhr gegen die Rhein-Neckar Löwen. Gut möglich, dass Becher dann wieder für Beyer Platz machen muss. „Noah ist ein super Linksaußen, ich kenne ihn seit unserer gemeinsamen Zeit in Essen. Er macht einen perfekten Job“, fordert Becher nichts ein. „Ich gebe im Training Vollgas, und wenn ich im Spiel gebraucht werde, dann versuche ich da zu sein. Ich freue mich über jede Minute auf der Platte, möchte mich zeigen sowie meinem Heimatverein helfen, den Klassenerhalt zu schaffen.“
Dafür wäre es gegen die Rhein-Neckar Löwen anders als in Kiel hilfreich, auch mal für eine Überraschung zu sorgen ...