Fußball-Oberliga Georg Kreß: "Loslösung war überfällig"

Wuppertal / Hilden · Zweimal war Georg Kreß für den Wuppertaler SV tätig. Von 2002 bis 2004 führte er die Rot-Blauen als Trainer von der vierten in die dritte Liga und hätte beinahe sogar den direkten Durchmarsch in die zweite geschafft.

 Georg Kreß (li.) mit Neuzugang Florian Grün, der vom WSV nach Hilden gewechselt ist.

Georg Kreß (li.) mit Neuzugang Florian Grün, der vom WSV nach Hilden gewechselt ist.

Foto: Stefan Rittershaus

Vom 4. November 2007 bis zum 30. Juni 2008 war Kreß dann der sportliche Leiter des WSV. Nachdem der 52-Jährige den Blutkrebs besiegt hat, ist er als Trainer des Niederrheinligisten VfB Hilden nun wieder zurück im Fußball-Geschäft. Und muss mit den Itterstädtern am ersten Spieltag (16. August 2015) gleich ins Stadion am Zoo.

Herr Kreß, soeben haben wir Sie beim Mittagessen gestört. Was gab es denn leckeres?

Georg Kreß: Ich war in Kleve, wo ich seit fünf Jahren wohne, in einem Steakhaus. Es gab Hähnchenbrustfilet.

Rundschau: Demnach geht es Ihnen wieder richtig gut?

Georg Kreß: Perfekt. Ich bin vollständig geheilt. Alles ist super gut gelaufen. Ich muss nur noch alle sechs Monate zur Blutkontrolle ins Klinikum Goch. Ich habe mit dieser Krankheit zum Glück nichts mehr zu tun, aber um anderen das auch zu ermöglichen, habe ich mich bereit erklärt, in Essen an einer Leukämie-Studie teilzunehmen.

Rundschau: Mussten oder müssen Sie sich denn irgendwo im täglichen Leben einschränken?

Georg Kreß: Anfangs kaum und jetzt gar nicht mehr. Vorher wurde mir zwar erzählt, dass ich in den ersten sechs Monaten nach der OP den Hund abgeben und alle Lebensmittel einfrieren müsste, weil das größte Problem nach Chemotherapien das geschwächte Immunsystem sei. Gebellt werden durfte bei uns im Hause zum Glück aber immer, weil mein Körper auf die Therapie bestens reagierte. Nur den Kontakt mit größeren Menschenmengen sollte ich damals nach Möglichkeit vermeiden, was bei mir als Kino-Fan natürlich dann schon ein Problem war. Nun aber darf ich sogar wieder mit einer Gruppe von Fußballern arbeiten.

Rundschau: Wie kam der Kontakt zum VfB Hilden zustande?

Georg Kreß: Ich war mit meiner Frau im Mai im Urlaub auf Baltrum, als mich der Vorsitzende Wolfgang Appelstiel anrief. Schon bei diesem Gespräch verspürte ich totalen Bock auf den Job. Nach unserer Rückkehr bin ich dann sofort nach Hilden gefahren und drei Stunden später habe ich dem VfB meine Zusage gegeben.

Rundschau: Woher nimmt der VfB denn das Geld für so einen prominenten Trainer?

Georg Kreß: Über Geld spreche ich grundsätzlich nicht. Nur soviel — der VfB wollte seinen jungen Spielern mit einer Person aus dem Profi-Bereich einen neuen Impuls geben und dafür werde ich ebenso angemessen bezahlt wie jeder andere Oberliga-Trainer auch.

Rundschau: Was wollen Sie denn mit ihrer Gruppe von Fußballern in dieser Saison erreichen?

Georg Kreß: Unser Ziel ist der Klassenerhalt. Den wollen wir am besten mit attraktivem, offensivem Spiel erreichen. Fußballerisch haben die Jungs das Potenzial dazu, aber am Defensivverhalten und an taktischen Dingen müssen wir noch arbeiten. Gut, dass wir dafür unseren Kader noch mit Florian Grün vom WSV ergänzen konnten. Er wird bei mir Innenverteidiger spielen, sobald seine Vertragsauflösung vom Verband bestätigt worden ist.

Rundschau: Der WSV — ihr erster Gegner in der Meisterschaft. Ein besonderes Spiel?

Georg Kreß: Ich würde lügen, wenn ich jetzt nein sagen würde. Die Zeit beim WSV hat bei mir immer noch die größte Nachhaltigkeit. Der Zusammenhalt mit den Fans war das schönste, was ich bisher erlebt habe. Ich habe bei vielen Vereinen gearbeitet, aber mein erster Blick geht immer noch auf das Ergebnis des WSV. Ich wünsche meinem Kollegen Stefan Vollmerhausen viel Erfolg. Zwar erst ab dem zweiten Spieltag, aber alles andere als eine Niederlage von uns wäre eine Überraschung.

Die Sympathie überrascht, schließlich gab es während Ihrer Amtszeit auch Nebengeräusche...

Georg Kreß: Aber nur mit Personen, die jetzt nicht mehr im Verein sind und mit denen ich auch keinen Kontakt mehr pflege.

Rundschau: Wie beurteilen Sie denn die aktuelle Entwicklung beim WSV?

Georg Kreß: Der Akt der Loslösung von Herrn Runge war überfällig. Es gab bei den Zuschauern keine Identifikation mehr mit dem WSV, weil ihnen vom Verein keine Begeisterungsfähigkeit mehr angeboten wurde. Dieser WSV war nicht mehr der Verein, den ich kannte. Das neue Konstrukt ist von den Wuppertalern dann ja auch voll angenommen worden, was mich besonders für Torsten Dohrs freut, der den Stein für die Veränderungen mit viel Leidenschaft ins Rollen gebracht hat. Allerdings war meines Erachtens nach die Gründer-Initiative von 2.0 personell zu groß. Fußball kann im operativen Geschäft einfach nicht demokratisch geführt werden.

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