Analyse zur Lage beim WSV Ende der Ruhe und viele Fragen
Wuppertal · Als der Fußball-Regionalligist WSV in der vergangenen Woche die Freistellung von Cheftrainer Björn Mehnert per Mail verkündete, gab er sich viel Mühe. Die Pressemitteilung war ausführlich, sie sollte gesichtswahrend sein. Kein negatives Wort, auch Mehnert spielte mit und verwies auf die zeitliche Belastung durch seinen UEFA-Pro-Lizenz-Lehrgang. Doch bleiben deutliche Zweifel, ob das der Hauptgrund der Trennung war.
Und das nicht nur, weil der WSV die Konstellation im Vorfeld klar besprochen und vor allem mit Andy Steinmann einen zweiten Co-Trainer verpflichtet hatte. Vorstandsmitglied Peter Neururer trat am Sonntag zurück – mit knappen, aber deutlichen Aussagen.
Der 67-Jährige kritisierte auf Nachfrage der Rundschau „die Entwicklung der vergangenen Tage und Wochen“. Entscheidungen seien „am Verwaltungsrat und Vorstand vorbei getroffen“ worden. Näher wolle er sich dazu nicht äußern. Seine Freundschaft zu WSV-Geldgeber Friedhelm Runge bleibe davon unberührt. Neururer hatte Mehnert im Vorfeld den Rücken gestärkt, Sportchef Stephan Küsters zumindest zu Beginn besagter Woche auch.
Vordergründig gab der 5:1-Erfolg gegen Lippstadt den Entscheidern Recht – auch wenn der Gegner ersatzgeschwächt war. Küsters blieb realistisch, grundsätzlich müsse man aber die weitere Entwicklung abwarten: „Das machen wir nicht von einem oder zwei Spielen abhängig. Es geht darum, Stabilität hereinzubekommen. Wir schauen dann, wohin die Reise geht.“
Letzteres ist die seit Jahren bekannte WSV-Frage. Unter dem Gespann Küsters / Mehnert ging es anderthalb Jahre bergauf, nicht nur auf dem Platz, auch vom Image her – das alles war möglich, weil der ehemalige Vorsitzende Friedhelm Runge weiterhin erhebliche Summen investiert. Der schwache Saisonstart sprengte das Erfolgsgespann schnell, zu groß war die Hoffnung, in die 3. Liga aufsteigen zu können. „Vielleicht war es auch viel zu lange zu ruhig“, witzelte ein Fan am Rande der Lippstadt-Partie. Nun soll es Hüseyfe Dogan als Coach richten.
Was passiert, wenn die Runge-Gelder nicht mehr fließen, ist mehr denn je offen. Die Zuschauerzahlen waren auch in der Phase des Erfolgs mau. Marketingchef Daniel Grebe arbeitet seriös, an die „Big Player“ kam aber auch er nicht ran. Helfen soll dabei nun ein anderer, das verkündete der WSV ebenfalls – in einer Ein-Zeilen-Meldung: „Der ehemalige WSV-Spieler Christian Knappmann verstärkt ab sofort die Geschäftsstelle des Wuppertaler SV.“
Wie und in welcher Form – kein Wort. Ob das alles reicht, die Wirtschaft zu begeistern – es ist mehr als fraglich, wie so vieles in diesen Tagen.