Fußball-Regionalliga WSV-Analyse: Keine verschworene Gemeinschaft
Wuppertal · Die Trennung des Fußball-Regionalligisten Wuppertaler SV und Trainer Björn Mehnert – sie kam nicht unbedingt überraschend. Wobei weniger der tabellarische Stand eine Rolle spielte. Eine Analyse.
Die Erwartungen waren hoch vor dieser Saison, sehr hoch. Rückrunden-Fünfter in der Saison 2020/21, dann Gesamt-Dritter 2021/22, dazu zwei Endspiel-Teilnahmen mit einem Pokalsieg, RW Essen aus der Liga – in der nun laufenden Spielzeit wollte der WSV den Aufstieg in die 3. Liga in Angriff nehmen, auch wenn das Saisonziel wohlweislich etwas defensiver („lange ganz oben mitspielen“) formuliert wurde. Es kam anders.
Schon der Start misslang mit dem 1:2 gegen Ahlen. In Tritt kam die Mannschaft bislang nicht. Die Gründe sind vielfältig. So wogen die Abgänge von Felix Backszat und Semir Saric schwer. Die Vorbereitung verlief auch durch Verletzungen und Sperren nicht rund. Auch bei den Spielern wuchs die Unzufriedenheit, aus unterschiedlichen Gründen. Einige hatten Trainingsrückstände. Zudem wurden Interna gezielt gestreut.
Das Wichtigste aber: Eine verschworene Einheit, wie sie das Team in den anderthalb Jahren zuvor auszeichnete, steht nicht auf dem Platz. Ihm fehle bei den Auftritten die „Galligkeit“ und „Geilheit“ auf Siege, hatte Sportchef Stephan Küsters zuletzt immer häufiger moniert. Die Frage, die es nun zu beantworten gilt: Gab es Fehler in der Transferpolitik, oder wurde eben nicht alles alles Machbare aus dem Kader herausgeholt?
Jedenfalls kam es so, wie es in den seltensten Fällen (Union Berlin und SC Freiburg) nicht kommt: Der Trainer, der seit der Winterpause 2020/21 ziemlich viel richtig gemacht hatte, geriet immer mehr in die Kritik. Die Versuche, ihm in die Aufstellung hereinzureden, häuften sich. Zugleich wabert der Name Christian Knappmann seit Wochen rund um das Stadion am Zoo – mal als Geschäftsstellenleiter, dann als potenzieller Trainer. Die Unruhe riss nicht ab. Es war Vorstandsmitglied Peter Neururer, der Mehnert noch am ehesten den Rücken stärkte.
Mehnert, der noch bis Februar seinen UEFA-Pro-Lizenz-Lehrgang absolviert, war zwar über den Auftritt beim Pokalspiel in Benrath (5:2) alles andere als glücklich, aber gewillt, im Heimspiel am Samstag gegen den SV Lippstadt (14 Uhr, Stadion am Zoo) die Wende einzuleiten. Die Unterredung mit den Verantwortlichen änderte die Situation dann aber offenbar grundlegend. Es spricht für den 45-Jährigen, dass er den in der offiziellem WSV-Pressemitteilung geäußerten Sätzen nichts hinzufügen will. Er ist jetzt beurlaubt, sein Vertrag läuft nach Rundschau-Informationen bis Sommer 2024.
Gegen Lippstadt betreuen die Co-Trainer Andy Steinmann und Samir El Hajjai die Mannschaft. Anschließend dürfte die personelle Entscheidung fallen, zumal das nächste Pflichtspiel erst am 1. Oktober beim SV Rödinghausen steigt. Wer dann verantwortlich auf der Bank sitzt, ist noch offen. Namen werden und wurden viele kolportiert, auch der von Ex-WSV-Spieler Hüseyfe Dogan (zuletzt SSVg. Velbert). Der 41-Jährige ist aber offenbar nicht der heißeste Kandidat.