2. Handball-Bundesliga BHC-Trainer Pütz: „Es ist jetzt noch viel zu früh“

Wuppertal / Düsseldorf · Noch 20 Spiele, dann möchte der Bergische HC wieder Handball-Bundesligist sein. Im Gespräch mit der Rundschau äußerte sich Trainer Markus Pütz zur Lage in der 2. Liga, Personalien und Zukunftsplanungen.

Die BHC-Trainer Arnor Gunnarsson (li.) und Markus Pütz.

Foto: Dirk Freund

Mit drei Zählern Vorsprung auf die beiden ärgsten Verfolger HBW Balingen-Weilstetten und TV Hüttenberg (je 19:9) geht der BHC (22:6) in die drei noch ausstehenden Spiele der Hinrunde – den Partien gegen den VfL Lübeck-Schwartau (Sonntag, 18:30 Uhr, Mitsubishi Electric Halle Düsseldorf), beim VfL Eintracht Hagen (22. Dezember, 17 Uhr, Ischelandhalle) sowie gegen den Dessau-Rosslauer HV (26. Dezember, 16 Uhr, Uni-Halle).

Rundschau: Herr Pütz, Arnor Gunnarsson und Sie als Trainer-Duo des BHC wirkten nach dem 32:29 gegen Aufsteiger TuS Ferndorf nicht so recht zufrieden. Warum?

Pütz: „Weil wir das Spiel eigentlich deutlicher hätten gestalten können. Aber in der ersten Halbzeit haben wir einfach zu viele Chancen vergeben, von daher war der Vorsprung geringer als möglich. Wir wollen dahin kommen, dass wir leichte Fehler vermeiden und eine Partie dadurch stressfreier gestalten können. Allerdings hat die Mannschaft nach dem Ausgleich der Gäste auch Nervenstärke bewiesen, Bälle erkämpft und so drei Treffer in Folge erzielt.“

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BHC bezwingt auch Ferndorf

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Rundschau: Für den leicht verletzten Noah Beyer spielte auf Linksaußen der erst 20-jährige Ägypter Belal Ibrahim Massoud erstmals über nahezu die gesamten 60 Minuten. Wie bewerten Sie seine Leistung und seine Perspektive?

Pütz: „Belal war vier Monate lang raus, nach seiner Schulter-Operation mussten wir ihn langsam aufbauen. Jetzt kann er Noah auf dieser Position neben Paul Giesselmann zusätzlich Entlastung geben. Belal besitzt Tempo, Sprungkraft und er beherrscht mehrere Wurfvarianten. Allerdings benötigt er noch ein wenig Zeit zur Eingewöhnung, es ist ja seine erste Auslands-Station. Aber wie alle anderen neuen Ausländer auch lernt er in einem Sprachkurs fleißig deutsch.“

Rundschau: Bis zum zweiten Weihnachtstag stehen jetzt noch drei Partien auf dem Programm, zwei davon sind Heimspiele und die Fahrt nach Hagen ist kurz. Zudem sind die Gegner auf den Plätzen acht, 16 und elf gelistet. Die Chance, sich weiter abzusetzen – oder müssen Sie vor lauernden Gefahren warnen?

Pütz: „Gefühlt beginnt ab Platz sieben der Kampf gegen den Abstieg, da liegen nur fünf Punkte dazwischen. Von daher kämpft jede Mannschaft um jeden Punkt. Wir möchten diese drei Partien alle gewinnen, auch um auf unsere Konkurrenten Druck aufzubauen. Wir werden jedoch keinen dieser Gegner unterschätzen. Wir müssen fokussiert sein und uns gehörig anstrengen, um die sechs Punkte auch zu holen.“

Rundschau: Bis zum Rückrundenstart am 9. Februar werden Sie dann sicherlich nicht nur Urlaub machen, es gilt die Hinrunde zu analysieren. Von den bisher sechs Minuszählern lassen sich die zwei in Ludwigshafen mit Müdigkeit erklären, der jeweils eine in Hüttenberg und Balingen angesichts des Tabellenbildes eher als Punktgewinn verbuchen. Großwallstadt aber darf sich nicht wiederholen, wenn der Aufstieg gelingen soll, oder?

Pütz: „Richtig, diese Niederlage ärgert uns extrem. An diesem Abend haben wir nicht unsere Leistung gebracht. Daraus konnten wir lernen, dass wir so nicht auftreten können. Ludwigshafen hingegen war an dem Tag einfach besser, das muss man dann auch mal anerkennen. Von der an die Mannschaft von außen oft herangetragenen Fabel-Saison spricht bei uns sowieso keiner.“

Rundschau: Als verbesserungswürdig wird das Torwartspiel erachtet, überdies scheint Robin Granlund im linken Rückraum wie auch Kreisläufer Tjörvi Tyr Gislason etwas zu fehlen und kommt Elias Scholtes auf halbrechts nicht so recht in Schwung. Wie sehen Sie diese Personalien?

Pütz: „Unser Torhüter-Gespann liegt in der Liga mit 29 Prozent Paraden auf Platz vier. In dem einen oder anderen Spiel hätten es vielleicht ein paar mehr gehaltener Bälle sein können, aber in Summe sind wir schon zufrieden. Zumal der Abwehrblock vor den beiden mit vier neuen Akteuren gebildet wurde und sich die Abstimmung deshalb noch verfeinern muss. Robin und Tjörvi sind wie Belal zum ersten Mal im Ausland tätig. Auch sie lernen deutsch und es ist okay, dass sie aktuell noch keine andere Rolle als die von Ergänzungsspielern einnehmen.

Elias ist nahezu ein ganzes Jahr verletzt gewesen, weil nach seinem Ermüdungsbruch im Fuß eine Folge-Verletzung aufgetreten war. Er muss jetzt weiter daran arbeiten, mehr Spielanteile zu bekommen – schließlich spielt Djibril auf dieser Position bislang eine starke Saison.“

Rundschau: Mit Djibril M'Bengue auf Rückraum rechts sowie Rechtsaußen Yannick Fraatz hat der BHC gerade ligaunabhängig bis 2026 verlängert. Was waren die ausschlaggebenden Gründe und welche weiteren Personalentscheidungen sollen wie angekündigt schon in Kürze bekanntgegeben werden?

Pütz: „Djibril besitzt sehr viel Erfahrung, er ist ein vorbildlicher Profi und dient den jüngeren Spielern als Ansprechpartner. Beide hatten Angebote aus der ersten Liga, sind jedoch von unserem Weg überzeugt und wollen ihn weiter mitgehen. Eine weitere Personalie wollen wir in Kürze offiziell machen. Mündlich ist da alles besprochen, nur noch nicht schriftlich fixiert.“

Rundschau: Anders als vor sieben Jahren ist der Aufstieg kein Selbstläufer, der BHC muss in Sachen Kaderplanung also zweigleisig fahren. Wie schwierig ist das?

Pütz: „Einfacher wäre es sicherlich zu warten. Wir aber wollen zu einem großen Teil frühzeitig Klarheit haben. Vor dieser Saison waren wir durch die ungewisse Situation sehr spät dran, das darf nicht wieder passieren. Wir zeigen den für uns interessanten Akteuren in Gesprächen auf, wohin wir wie wollen. Die Spieler müssen dann bereit sein, in Sachen Liga-Zugehörigkeit ein gewisses Risiko einzugehen.“

Rundschau: Wird es in diesem Winter noch Ab- sowie vor allem Zugänge geben, um erkannte Problemzonen zu lösen und so die Chance auf den Aufstieg zu erhöhen?

Pütz: „Eventuell schauen wir noch nach einer Option für den linken Rückraum, da laufen Gespräche. Fix ist aber nichts, vielleicht kommt ja auch eine Ausleihe in Betracht. Die Frage ist, wer verfügbar wäre. Zudem sind wir nicht die einzigen, die einen Rechtshänder suchen.“

Rundschau: Würde der jetzige Kader im Falle des Aufstiegs eine Chance auf den Klassenerhalt in der Bundesliga haben oder muss er größer umgebaut werden?

Pütz: „Beim knappen Pokal-Aus in Gummersbach haben wir gerade auch ohne Tomas Babak und Noah Beyer lange gut mitgehalten. An ein paar Stellschrauben würden wir allerdings wohl schon drehen. Aber es ist jetzt noch viel zu früh, sich darüber Gedanken zu machen.“