Interview zum „Circular Valley Forum“ Mona Neubaur: „Glaube an die Kraft der Aufklärung“

Wuppertal · Am Rande des „Circular Valley Forums“, bei dem sich Hunderte Gäste aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft trafen, sprach Rundschau-Redakteurin Nina Bossy mit NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur und OB Uwe Schneidewind.

 Rundschau-Redakteurin Nina Bossy (li.) im Gespräch mit Ministerin Mona Neubaur und Oberbürgermeister Uwe Schneidewind.

Rundschau-Redakteurin Nina Bossy (li.) im Gespräch mit Ministerin Mona Neubaur und Oberbürgermeister Uwe Schneidewind.

Foto: Simone Bahrmann

Rundschau: Frau Neubaur, Sie waren als grüne Wirtschaftsministerin bereits im Mai im Circular Valley zu Gast, nun sind Sie der Einladung erneut gefolgt. Was hat Sie bei Ihrem ersten Besuch überrascht?

Mona Neubaur: „Wie kreativ und praxisnah im Circular Valley gearbeitet wird, hat mich schon bei meinen Begegnungen mit Gründerinnen und Gründern aus aller Welt im Sommer begeistert. So ist das Circular Valley eine Drehscheibe für Ideen und schlägt die Brücke in die Region und in die ganze Welt.“

Rundschau: Es ist ein Schulterschluss zwischen Kommunal- und Landespolitik zum Thema Kreislaufwirtschaft zu spüren. Wie bedeutend ist dieses Zusammenstehen, um die Wirtschaft wirklich umzudenken?

Uwe Schneidewind: „Ich glaube, weil wir in Nordrhein-Westfalen tatsächlich Unternehmen haben, die unsere Region stark prägen, ist ein Schulterschluss zentral. Und gerade bei Zukunftsthemen gilt es, auf der einen Seite wettbewerbsfähig zu sein und auf der anderen Seite sich über das normale Maß in Zukunftsthemen einzubringen. Und dafür ist dieser Tag gut, es entsteht ein Austausch zwischen Unternehmen und Wissenschaft, aber auch Kommunal- und Landespolitik, der das Vertrauen auf allen Seiten noch einmal stärkt.“

Rundschau: Im Circular Valley erleben wir, dass es bereits so viele gute Ideen gibt. Dennoch: In den Innenstädten eröffnen immer mehr Billiggeschäfte. Menschen kaufen, auch getrieben durch Inflation und Energiekrise, nach wie vor oder sogar immer mehr fabrikneuen Schrott. Wie können wir das Bewusstsein und die Begeisterung für Kreislaufwirtschaft und nachhaltigen Konsum zum Konsumenten tragen?

Mona Neubaur: „Ich glaube, wir brauchen eine bessere Politik und nicht den besseren Menschen. Die Antwort auf die Frage, unter welchen Bedingungen werden Produkte hergestellt, müssen wir immer wieder nachvollziehbar machen. Denn ich glaube an die Kraft der Aufklärung. Alle haben in der Zeit von Corona sehen können, wie es in unseren Krankenhäusern zugeht. Wir haben aufgrund des Skandals in einem Schlachthof gesehen, wer den Preis von günstigem Fleisch zahlt. Und dafür müssen wir das Bewusstsein schärfen: Irgendjemand zahlt immer den Preis. Menschen durch schlechte Arbeitsbedingungen oder wir alle zusammen, weil wir die Natur zerstören. Dinge dürfen nicht mehr so gefertigt werden, dass man sie nicht mehr reparieren kann. Dafür brauchen wir klare Regeln. Es darf nicht sein, dass Handy-Akkus nicht ausgetauscht werden können. Auch über so eine Regelung kann man einen bewussteren Umgang mit Ressourcen fördern.“

Uwe Schneidewind: „Wir Menschen sind ja Bequemlichkeitswesen, was uns nicht immer unbedingt guttut. Aber eine gute Regulation darf die Bequemlichkeit ein bisschen einschränken. Dann sehen wir nämlich auch, wie schnell wir anpassungsfähig sind. Das Verbot von kostenlosen Tüten ist ein Beispiel, wie schnell wir uns anpassen können. Heute ist es selbstverständlich, dass jeder seine Tüten zum Einkaufen mitbringt.“

Mona Neubaur: „Regeln ermöglichen auch Innovationssprünge. Unter Klaus Töpfer wurde der Schwefel, der durch die Schlote in die Atmosphäre geblasen wurde, stark eingeschränkt. Das hat in Wirtschaft und Wissenschaft eine Innovationswelle zur Entwicklung von Filteranlagen ausgelöst. Wo wir regulieren, entstehen neue und bessere Lösungen.“

Rundschau: Frau Neubaur, was nehmen Sie mit?

Mona Neubaur: „Ganz viel Zukunftsmut, dass wir in Unternehmen und in der Wissenschaft die Ideen haben, die die Weichen in NRW Richtung Zukunft stellen. Ich habe hier heute keine Rede von der Galerie erlebt, sondern konkrete Ideen für die bodenständigen Investorinnen und Investoren und Impulsgeberinnen und Impulsgeber für erfolgreiches Wirtschaften in NRW.“

Rundschau: Was nehmen Sie mit ins Oberbürgermeisteramt, Herr Schneidewind?

Uwe Schneidewind: „Erst einmal, dass ich sehr stolz darauf bin, dass unsere Stadt als Schmelztiegel für diese Themen funktioniert. Zu sehen, wer heute alles hier ist und welches Schlüsselthema bei uns ein Zuhause hat, das ist enorm. Und dieses konstruktive Klima, vor allem die Überzeugung, dass es nur gemeinsam gehen kann.“

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