Rundschau-Serie "Auf ein Bier" Craftbeer und ein "Locke"-Logo
Wuppertal · Wer die "Locke" in Vohwinkel betritt, sieht Klaus Steinbecks Kopf nicht nur einmal (hinter dem Tresen am Zapfhahn stehend), sondern gleich ein Dutzend Mal — und das noch vor dem ersten Bier.
Der Kopf des Wirts prangt an den Fensterscheiben, auf Biergläsern und auf den Polstern seiner Barhocker. Überall Klaus, oder besser gesagt sein Schattenbild. Ganz wichtig dabei: der Ring im Ohr. Der darf nicht fehlen.
Der Klaus aus Fleisch und Blut begrüßt uns mit einem Nicken: "Hi, watt wollter trinken?" Kurze Zeit später stehen gefüllte Gläser auf der Theke. Klaus' Kopf in Weiß vor goldenem Bier. "Das mit dem Logo habe ich bei Maisel‘s gesehen", erklärt der Wirt. "Die haben auch so viele Biersorten wie ich. Da kommt man mit den Gläsern sonst schnell durcheinander."
Stammkunden hatten Klaus zum ersten Mal darauf angesprochen, und dann nahm das Ganze seinen Lauf. Erst die Gläser, dann die Fensterscheiben, und mittlerweile stickt der Polsterer von nebenan nach und nach das Logo auf die Barhocker. Irgendwie durchgestylt und trotzdem gemütlich ist die Vohwinkeler "Locke": Lange Theke, rote Wände, Fässer als Tische. Rechts neben dem Tresen ein Regal, vom Boden bis zur Decke mit Schallplatten gefüllt. Auf den Spieler kommen die Vinylscheiben allerdings nur unter der Woche, wenn nicht so viel los ist.
Links neben der Theke ein Kühlschrank voller Flaschen. Merkwürdige Namen auf den bunten Etiketten: "Samuel Smith Chocolat Stout" oder "Brewdog Punk IPA". "Tolle Sachen dabei", sagt Klaus. In den Flaschen versteckt sich Craftbeer, das bei Klaus seit gut zwei Jahren neben dem Gezapften über die Theke geht.
"Craftbeer-Brauer arbeiten dagegen, dass jedes Bier gleich schmeckt", erklärt der Wirt, der selbstverständlich sein Angebot probiert, bevor er es in den Kühlschrank stellt. Zusätzlicher Pluspunkt: "Craftbeer lockt auch jüngeres Publikum an." Liebhaber des gezapften Bieres kommen bei Klaus aber trotzdem nicht zu kurz. Sieben verschiedene Biersorten fließen in der "Locke" aus dem Hahn, darunter Pinkus Pils und Bolton.
Seit 30 Jahren gibt es die "Locke" an der Kaiserstraße, Ecke Nietzschestraße in Vohwinkel. Früher befand sich an der Stelle ein Friseur. "Mit der Locke ist aber nicht die Haarlocke gemeint", erklärt der 57-jährige Wirt. "Locke bleibt einfach im Kopf, deshalb." Bevor Klaus seine eigene Bar eröffnete, jobbte er ein paar Jahre hinter fremden Theken, dann ging mit seiner Band "Juke" auf Tour, deutschlandweit und über die Grenzen hinaus. "Bass Rhythm und Blues" ist noch heute die Musik, die der Kneipier am liebsten hört.
Und irgendwie hätte Klaus nach seiner kurzen Musikkarriere auch nichts anderes werden können als Kneipenbesitzer. Das Bier-Ausschenken liegt bei ihm in der Familie. Etwas versteckt, neben dem Craftbeer-Kühlschrank, hängt ein Foto seines Ur-Ur-Großvaters. In Schwarz-Weiß steht Senior Steinbeck vor dem Von-der-Heydt-Turm auf der Königshöhe. Und was macht er da? Er verkauft Schnaps, Brezeln und Bier.
Anstatt Brezeln stehen auf Klaus‘ Menükarte "Walkers Chips" als kulinarische Spezialität. "Alkohol kann Flecken lösen, keine Probleme" ist auf einem Schild hinter der Theke zu lesen. Passend zum Spruch steht vor Klaus statt eines frisch Gezapften ein Glas "Ü.NN", ein alkoholfreies Indian Pale Ale. "Ich habe irgendwann zu viel getrunken", sagt er. "Jetzt mache ich nur noch Qualitätskontrolle."
Am Wochenende mischen sich in der "Locke" Stammkunden mit jungem Publikum. Selbst aus Gevelsberg und Heiligenhaus kommen die Leute in die Vohwinkeler Eckkneipe. Unter der Woche geht es ruhiger zu. Ab 16.30 Uhr hat Klaus täglich geöffnet.
An sechs Tagen steht er höchstpersönlich in der Bar, am Dienstag hat er frei. Obwohl er dabei sicher viel erlebt hat, ist aus dem Wirt nicht viel herauszubekommen. Auf "Erzähl uns eine Anekdote, Klaus" antwortet er nur schmunzelnd "Die darf ich nicht erzählen" - und nippt verschwiegen an seinem alkoholfreien Bier.