App gegen Lebensmittelverschwendung Nicht in den Müll, sondern in die Tüte

Wuppertal · "Wir retten Lebensmittel. Richtig gutes Essen für wenig Geld", steht an den Türen des "Backhauses" in Vohwinkel. Gerettet werden Brot und Brötchen digital, und zwar über die App "Too Good To Go".

 Jeden Abend packt Dudu Yildirim, Filialleiterin des „Backhauses“ in Vohwinkel, übrig gebliebene Brötchen und Teilchen in die braune Papiertüte, statt sie in den Müll zu werfen.

Jeden Abend packt Dudu Yildirim, Filialleiterin des „Backhauses“ in Vohwinkel, übrig gebliebene Brötchen und Teilchen in die braune Papiertüte, statt sie in den Müll zu werfen.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Lebensmittel retten per App? Das geht, zumindest im "Backhaus" in Vohwinkel. Obwohl an der Endhaltestelle der Schwebebahn immer viel los ist, bleiben jeden Abend Brot, Brötchen und einige Teilchen übrig.

Statt sie wegzuschmeißen, füllt Dudu Yildirim kurz vor Ladenschluss vier braune Papiertüten mit den übrig geblieben Backwaren. Oft wandern ein Brot, zwei normale Brötchen, zwei Spezialbrötchen, zwei süße Brötchen und ein Teilchen in die Tüte — eben das, was vom Tag noch übrig ist. "Too Good To Go" steht auf dem blauen Logo des Brotretter-Beutels — zu schade zum Wegwerfen.

15 Minuten bevor Dudu Yildirim das "Backhaus" abschließt, stehen die Abholer vor der Tür. Über die App haben sie sich vorab eine Tüte reserviert und auch schon bezahlt. "Die Abholer zeigen mir auf ihrem Handy in der App die Quittung, dann bestätige ich den Kauf und geben ihnen ihre Tüte", erklärt die Filialleiterin die Prozedur. Eine Tüte übrig gebliebene Backwaren kostet im "Backhaus" 3,90 Euro. Die App-Nutzer sparen damit nicht nur Geld, sondern sorgen auch dafür, dass Lebensmittel nicht unnötig in der Mülltonne wandern.

Der Lebensmittelverschwendung den Kampf ansagen — das ist die Grundidee von "To Good To Go". Erfunden wurde die App bereits Ende 2015. Mittlerweile rettet "To Good To Go" in acht Ländern täglich über vier Millionen Mahlzeiten. Rund 6.000 Restaurants und Geschäften sind weltweit in der App vertreten.

Auch in Elberfeld werden Lebensmittel so vor dem Mülleimer bewahrt. Im "SuperBioMarkt" an der Friedrich-Ebert Straße können Lebensmittelretter kurz vor Ladenschluss übrig gebliebene Brötchen, Obst und Gemüse abholen. Über die App wird bezahlt, kurz vor Ladenschluss werden die braunen Tüten ausgegeben.

"Der Warenwert in jeder Tüte beträgt immer mindestens acht Euro", erklärt Filialleiter Alexander Bolten. Dabei kostet die Tüte gerettetes Brot und gerettetes Obst und Gemüse nur die Hälfte, und zwar auch hier 3,90 Euro. Alle Märkte der Kette "SuperBioMarkt" nehen an der Lebensmittelrettung teil.

In Wuppertal nutzen neben den Backhaus in Vohwinkel und dem "SuperBioMarkt" nur noch die "Nordsee"-Filialen am Neumarkt und in den City-Arkaden die App. Bei "Nordsee" werden abends Hauptgerichte und Snacks wie Fischbrötchen abgegeben. "In Wuppertal ist die App noch nicht so angekommen", sagt Alexander Bolten. Trotzdem hat der "SuperBioMarkt" täglich genug Abnehmer.

Auch im "Backhaus" in Vohwinkel gehen jeden Tag alle vier Tüten kurz vor Ladenschluss über die Theke. "Obwohl das alles über die App läuft, kommen auch ältere Leute", erzählt Dudu Yildirim.

Im "Backhaus" landen zwar nicht alle Backwaren am Ende des Tages in der Mülltonne, einige werden auch als Futter an einen Bauern in Witten abgegeben. "Aber süße Teilchen können die Schweine nicht essen", sagt die Filialleiterin. Umso mehr freut es Dudu Yildirim, wenn 15 Minuten vor Ladenschluss die "To Good to go"-Abholer vor ihrer Tür stehen. "Dann kommen sie rein, kriegen ihre Tüte und sind glücklich."

Die App "Too Good To Go" gibt es kostenfrei im App-Store und Google Play Store zum Download.

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