Startup aus Wuppertal Digitale Hilfe: Eine App für die Feuerwehr

Wuppertal · Benjamin Kreiskott zählt mit seinem Unternehmen eindeutig zu den Corona-„Gewinnern“. Die App, die der Wuppertaler Feuerwehrmann vor knapp acht Jahren mit vier weiteren Mitstreitern entwickelt hat, wird heute stärker nachgefragt denn je.

 Benjamin Kreiskott, einer der Ideengeber und Entwickler der Feuerwehr-App „DIVERA 24/7“.

Benjamin Kreiskott, einer der Ideengeber und Entwickler der Feuerwehr-App „DIVERA 24/7“.

Foto: DIVERA GmbH

Grund dafür ist ein Erlass der Landesregierung, die alle Freiwilligen Feuerwehren in der Corona-Krise dazu anhält, ihre Verfügbarkeit flächendeckend zu erfassen, um Corona-bedingte Ausfälle aufzufangen – und zufällig genau das leistet die in Wuppertal entwickelte App „DIVERA 24/7“. Entstanden ist sie aus dem Wunsch heraus, die eigene Arbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr in Vohwinkel effizienter zu gestalten.

„Wir sind alle in der Freiwilligen Feuerwehr groß geworden“, erzählt Kreiskott am Telefon. „Im Alltag weiß man nie, wann ein Alarm kommt und wer dann gerade einsatzbereit ist.“ Oft braucht es nach der Alarmierung fünf bis acht Minuten, bis festgestellt ist, ob genügend Kräfte vorhanden sind, berichtet er aus seinem Alltag. „Das eigentliche Ziel der Feuerwehr ist es aber, nach acht Minuten vor Ort zu sein.“ Genau das ist das Kernproblem, dessen Lösung sich die fünf Ideengeber vor acht Jahren auf die Fahne geschrieben haben. „Und die Lösung ist ziemlich einfach“, sagt Kreiskott. Schließlich weiß im Grunde genommen jeder Feuerwehrmann, in welchem Lebensbereich er sich gerade befindet, ob im Garten, zu Hause, im Büro oder in einem wichtigen Meeting.

In der App wird die Verfügbarkeit dem jeweiligen Lebensbereich angepasst. Wer gerade im Fitnessstudio trainiert, der ist nicht einsatzbereit. Wer sich ohne Termine zu Hause und somit in unmittelbarer Nähe der Wache aufhält, gibt sich als verfügbar an. „Im Grunde sind es drei bis vier Änderungen täglich. Das Ganze lässt sich aber auch terminieren oder per Geo- fence automatisieren“, erklärt Kreiskott den Aufwand für die Nutzer. Geht ein Alarm ein, wird durch die Annahme in der App den anderen Kräften signalisiert, wer auf dem Weg zur Wache ist.

„In 90 Prozent der Fälle braucht es nur sechs Leute für einen Einsatz. Eine Wache verfügt aber um die 40 Einsatzkräfte, die normalerweise bei Alarm losfahren, nur um vor Ort festzustellen, dass das Fahrzeug schon voll besetzt abgefahren ist. Das frustriert auf Dauer“, erklärt der Gründer ein Ärgernis, das die App aus dem Weg räumen möchte. Mit „DIVERA 24/7“ kann das Ehrenamt, so Kreiskott, wesentlich effizienter gestaltet werden.

 Eric Tribble, Patrick Remy und Sébastien Thommes aus dem Gründerteam der Feuerwehr-App.

Eric Tribble, Patrick Remy und Sébastien Thommes aus dem Gründerteam der Feuerwehr-App.

Foto: DIVERA GmbH

Wer gerade seine Kinder ins Bett bringt und auf der App sieht, dass bereits genug Einsatzkräfte unterwegs sind, muss das Familienritual nicht unterbrechen. Mittlerweile arbeitet in dem in Vohwinkel gegründeten und nach wie vor im Wuppertaler Westen ansässigen Unternehmen ein 20-köpfiges Team. In Deutschland hat die App bereits 150.000 Anwender – „von der Nordsee bis zu den Alpen“.

In Wuppertal gibt es acht Standorte der Freiwilligen Feuerwehr, die mit „DIVERA 24/7“ arbeiten. Kostenfrei gibt es die App mit Grundfunktionen und für eine Wache mit bis zu 50 Kräften.

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