Fall aus Wuppertal Lovescamming-Betrug: Verliebt, verloren, verarscht!

Wuppertal · Er versprach ihr die große Liebe: Eine 80-Jährige ist auf einen Lovescamming-Betrug im Internet hereingefallen. Das passiert auch in Wuppertal – wöchentlich.

Betrüger tummeln sich in den sozialen Netzwerken.

Foto: Pexels/Pexels/ Tracy Le Blanc

Renate W. wohnt allein in Elberfeld und ist verwitwet. Ihren echten Namen möchte sie nicht veröffentlichen, denn sie schämt sich zu sehr, für ihre eigene Geschichte, die sie viele Nerven und 2.450 Euro gekostet hat. Das Drama beginnt mit einer harmlos wirkenden Freundschaftsanfrage auf Facebook: Michael Wolf, angeblich aus Frankfurt, Soldat im Syrien-Einsatz, möchte die Seniorin kennenlernen. Er schreibt:

„Ich bin alleinerziehender Vater von zwei Kindern. Meine Frau hat mich mit meiner besten Freundin betrogen. Ich hasse Verrat und Lügen. Du auch?“

Die beiden tauschen Nummern aus, beginnen, auf WhatsApp zu schreiben. Sie erzählt ihm vom Fernsehschauen am Abend, ihren Schmerzen im Rücken. Renate ist misstrauisch, ob es der Fremde von Facebook mit ihr ernst meint. Doch er schreibt:

„Ich wette, ich werde Sie für den Rest meines Lebens glücklich machen. Das Leben ist so unvorhersehbar.“

Er schickt Fotos von sich. Zu sehen ist ein attraktiver Mann, Mitte 40. Er wirkt sportlich und lächelt in die Kamera. Obwohl die zwei erst seit Tagen chatten, sich noch nie gesehen oder gehört haben, plant er, nach seiner Pensionierung zu ihr zu kommen.

„Was macht dir am meisten Spaß am Liebesspiel? Ich hoffe, du ärgerst dich nicht über meine Fragen.“

Kriminalhauptkommissar Michael Schroer ist im Bereich „Kriminalprävention/ Opferschutz“ in der Direktion Kriminalität der Polizei Wuppertal tätig

Foto: Polizei Wuppertal

Renate hat sich in eine Person verliebt, die es in Wahrheit gar nicht gibt. Der Betrüger behauptet, dass er und seine Kameraden aufgrund ihres Einsatzes von der syrischen Regierung eine Belohnung erhalten würden. Wenig später schreibt er:

„Ich muss dir ein Geheimnis verraten. Meinen Anteil von den 1,5 Millionen Euro sind in einer Box. Ich werde sie dir zusenden.“

Um das Paket anzunehmen, müsse Renate eine Gebühr zahlen: 2.450 Euro. Ohne jemanden aus ihrer Familie oder ihrem Freundeskreis zu informieren, geht sie zur Bank und überweist das Geld auf ein Konto der Postbank.

Nachdem sie sich einen Tag später einer Freundin anvertraut, fällt dieser der Betrug sofort auf. Renate steht unter Schock, kann es nicht fassen. „Sie war blind vor Liebe“, sagt die Freundin, die sie überredet, Anzeige bei der Polizei zu erstatten.

Seit Monaten häuften sich Lovescamming-Fälle immer mehr, sagt Michael Schroer, Kriminalhauptkommissar beim Polizeipräsidium Wuppertal. Wöchentlich werden neue Fälle von Betroffenen angezeigt – wobei die Dunkelziffer vermutlich deutlich höher liege. „Die Scham ist enorm hoch“, sagt Schroer.

Den Anzeigen in Wuppertal zufolge geht es meistens um Geldsummen ab 2.000 Euro. Beim finanziellen Schaden ist nach oben kaum eine Grenze gesetzt: Ein Wuppertaler verlor bei einem ähnlichen Fall rund 800.000 Euro. Er hat sein Geld nie wieder gesehen.