Demonstrationszug ab 17 Uhr Kippa-Tag in Wuppertal: Vielfalt leben und schützen

Wuppertal · Die Solidargemeinschaft Wuppertal ruft für Montag (26. Mai 2025) zum vierten Mal zu einem Kippa-Tag auf. Er soll ein Zeichen der Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft setzen.

Symbolbild.

Foto: Barbara Herfurth-Schlömer

Die Veranstaltung zum Kippa-Tag beginnt um 17 Uhr an der Synagoge in Barmen (Gemarker Straße/Ecke Parlamentstraße). Nach kurzen Grußworten führt der Demonstrationszug über die Zwinglistraße, den Johannes-Rau-Platz, die Wegnerstraße, die Kleine Flurstraße und den Werth zur Kirche Sankt Antonius.

Aufkleber mit der Aufschrift „Opa war kein Verbrecher“ an der Synagoge, Beschimpfungen als „Judenzigeuner“, gemeine Witze über Juden in Bus und Straßenbahn: Antisemitismus hat in Deutschland zugenommen. Das belegen Studien, auch in NRW.

So plädierte in einer repräsentativen Allensbach-Umfrage des Landesinnenministeriums, die Ende 2024 veröffentlicht wurde, fast die Hälfte der Befragten dafür, einen „Schlussstrich“ unter den Holocaust zu ziehen. 46 Prozent stimmten verklausulierten Aussagen von einem übermäßigen jüdischen Einfluss in der Welt zu. Je nach Fragestellung, so die Wissenschaftler, haben acht bis 24 Prozent der Befragten „tief verankerte antisemitische Überzeugungen“.

Für Offenheit, Vielfalt und Respekt

Gegen diesen neu erstarkten Antisemitismus will die Solidargemeinschaft Wuppertal mit dem vierten Kippa-Tag ein Zeichen setzen. Gemeinsam mit der Stadt ruft sie für Montag zur Teilnahme an einem Demonstrationszug auf, der die Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft der Stadt zeigen soll und für Offenheit, Vielfalt und ein respektvolles Miteinander wirbt. Während des Zuges tragen die Männer – Juden wie Nichtjuden – eine Kippa.

Kippa als Ausdruck des Glaubens

Kippa heißt die kleine Kopfbedeckung aus Stoff, die in der Synagoge und auf dem jüdischen Friedhof von allen Männern, auch von Nicht-Juden, getragen werden muss. Strenggläubige Juden setzen sie auch im Alltag als sichtbaren Ausdruck ihres Glaubens auf. In der jüngeren Vergangenheit wurden allerdings wiederholt Juden angegriffen, die sich mit einer Kippa in der Öffentlichkeit zeigten.

„Mit dem solidarischen Tragen der Kippa soll anschaulich werden, dass jeder Mensch das Recht hat, seine Religion frei und ohne Angst auszuüben“, betont die Solidargemeinschaft. Offene Gewalt gegen Juden sei nichts Ungewöhnliches in Europa, erklärt Dr. Ulrike Schrader, Leiterin der Begegnungsstätte Alte Synagoge, die ebenfalls zur Teilnahme am Kippa-Tag aufruft. „Die meisten frommen Juden in Deutschland tragen immer noch eine Baseballcup zusätzlich, um die Kippa zu ,neutralisieren‘.“

Demonstrieren und aufklären

Die Begegnungsstätte Alte Synagoge setzt vor allem auf Aufklärung, denn viele Menschen sind verunsichert, was genau Antisemitismus ist und wie sie mit ihm umgehen sollen. Dieser werde oft zu Unrecht in einem Atemzug mit Rassismus genannt, erklärt Ulrike Schrader. „Er ist eher Ausdruck einer Haltung zur Welt, die ähnlich wie Verschwörungsfantasie funktioniert und die Juden als Ursache allen Bösen sieht.“

Das Interesse an Führungen und Fortbildungen zum Thema sei insbesondere seit dem Anschlag der Hamas auf Israel im Oktober 2023 deutlich gestiegen. „Viele gehen ehrlich mit ihren Wissensdefiziten um und sind neugierig, mehr zu dem ja wirklich schwierigen Thema zu erfahren. Die sind bei uns genau richtig“, betont die Leiterin der Begegnungsstätte.