Interview zum Internationalen Frauentag am 8. März „Frauen treten zu wenig politisch auf“

Wuppertal · Als "lebendes Archiv" bezeichnet sich Gabriele Hillebrand-Knopff nach 41 Jahren an der Bergischen Universität. Für unsere Volontärin Hannah Florian gibt sie, zusammen mit ihrer Nachfolgerin Kerstin Bargel, einen Rück-und einen Ausblick auf 22 Jahre als Gleichstellungsbeauftragte an der Bergischen Uni.

 Nachfolgerin Kerstin Bargel mit Gabriele Hillebrand-Knopff, die 22 Jahre lang den Posten der stellvertretenden Gleichstellungsbeauftragte an der Bergischen Uni bekleidete.

Nachfolgerin Kerstin Bargel mit Gabriele Hillebrand-Knopff, die 22 Jahre lang den Posten der stellvertretenden Gleichstellungsbeauftragte an der Bergischen Uni bekleidete.

Foto: Rundschau

Nicht vergessen: Am 8. März wird weltweit der Internationale Frauentag gefeiert.

Nur vier Jahre nach Gründung der Bergischen Uni — damals noch Gesamthochschule Wuppertal — fing Hillebrand-Knopff als 22-Jährige in der Unibibliothek an und wechselte später ins Gleichstellungsbüro. Seit wenigen Tagen sitzt ihre Nachfolgerin Kerstin Bargel auf dem Stuhl der stellvertretenden Gleichstellungsbeauftragten.

Frau Hillebrand-Knopff, vor einigen Wochen ging der Fall von Marlis Krämer durch die Medien, die ihre Sparkasse verklagt, weil sie nur die männliche Anrede in Formularen benutzt. Ist das der richtige Weg?
Geschlechtergerechte Sprache ist zumindest ein wichtiger Bestandteil auf dem Weg zur Gleichberechtigung. Ich erkläre es anhand eines Beispiels: Ein Kind wird verletzt ins Krankenhaus eingeliefert, der Arzt kommt und erklärt, er könne das Kind nicht behandeln, da er mit ihm verwandt sei. In welchem Verwandtschaftsverhältnis stehen Kind und Arzt?

Er ist der Onkel, Vater oder Bruder?
Der Arzt ist die Mutter. Doch bei der Anrede 'der Arzt‘, die wir im normalen Sprachgebrauch häufig benutzen, kommt fast niemand darauf, dass es sich um eine weibliche Person handeln könnte. Auch wenn im politischen Sprachgebrauch die geschlechtergerechte Anrede schon lange Pflicht ist, wird sie in den Medien oder auch bei amtlichen Formularen nicht immer berücksichtigt. Allein da fängt es an mit dem strukturellen Problem."


1995 wurden Sie ins Amt der stellvertretenden Gleichstellungsbeauftragten gewählt. Wie war das denn mit der Gleichstellung an der Uni, als sie hier vor 41 Jahren anfingen?
Als ich 1976 anfing, hat es den Posten der Gleichstellungsbeauftragten noch gar nicht gegeben. Erst dreizehn Jahre später mit dem Frauenförderungsgesetz wurden Frauenbeauftragte an der Uni eingesetzt. Ich war schon immer frauenpolitisch engagierte und eine der ersten Emma-Leserinnen, also bewarb ich mich 1995 um das Amt der stellvertretenden Gleichstellungsbeauftragten und wurde gewählt.

Wie begegnen Ihnen die Leute, wenn Sie erzählen, dass Sie Gleichstellungsbeauftragte sind?
Früher sowieso, aber auch heute noch wird Frauenpolitik oft negativ betrachtet. Sie wissen ja, wie Alice Schwarzer angegriffen wurde. Aber auch heute noch treten Frauen zu wenig politisch auf. Männer verdienen mehr, arbeiten in den Chefetagen und Frauen scheuen sich davor, als Quotenfrau in den Vordergrund zu treten."

Frau Bargel, nun sitzen Sie auf dem Stuhl von Frau Hillebrand-Knopff. Wie sehen Ihre Pläne aus?

Ich bin stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte für die Beschäftigten in Technik und Verwaltung. Dieser Zusatz ist mir sehr wichtig. In der Uni geht es um Forschung und Lehre, um Qualität sichern zu können, sind auch qualifizierte Beschäftigte in Technik und Verwaltung notwendig. Diese Arbeit muss mehr Wertschätzung und eine Aufwertung erfahren. Einige Berufsbilder, wie das der Sekretärin oder Assistentin, sollten modernisiert werden.

Und ansonsten?
Ansonsten werde ich Erfolgskonzepte wie unsere Kinderfreizeiten oder die Zeitschrift 'magazIn‘ weiterzuführen.

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