„Fridays-for-Future“-Organisatorin Paula Knoch „Jeder spürt den Klimawandel“

Wuppertal · Das Interview dieser Woche findet mit Eis in der Hand auf einer Parkbank in Velbert-Langenberg statt. Die Interview-Partnerin ist 15 Jahre alt, geht in Velbert zur Schule und organisiert die größten Demos, die derzeit regelmäßig in Wuppertal stattfinden. Paula Knoch bestellt ihre Eiskugel im Hörnchen. Gibt es etwas Genialeres als eine Verpackung, die man aufessen kann? Redakteurin Nina Bossy spricht mit der Schülerin über Kohle, Schwänzen und das Leben auf einem immer wärmer werdenden Planeten.

 Paula investiert ihre Freizeit in „FFF“. Sie lebt in Barmen, geht in Velbert zur Schule. Dass ihre Eltern sie holen, möchte sie nicht. Busfahren ist besser fürs Klima.

Paula investiert ihre Freizeit in „FFF“. Sie lebt in Barmen, geht in Velbert zur Schule. Dass ihre Eltern sie holen, möchte sie nicht. Busfahren ist besser fürs Klima.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Simone Bahrmann

Rundschau: Paula, es gibt in der Politik brennende Befürworter und harte Kritiker von „Fridays for Future“. Wie erlebst Du diese Spaltung in Wuppertal?

Paula Knoch: Wenn ich mit meinem Schild unterwegs bin, gibt es Leute, die mich ansprechen. Weil Greta Thunberg ja gekauft sei oder wir zu irgendeiner Öko-Lobby gehören. Und viele sprechen mich an, um uns zu loben und zu ermutigen weiterzumachen. Was die Politik betrifft: Andreas Mucke war auf einer Demo mit dabei. Er findet unser Engagement super. Ihm wäre es trotzdem lieber, wenn wir zur Schule gehen würden.

Rundschau: Ihr habt ein bundesweites Forderungspapier veröffentlicht. Steht die Wuppertaler Bewegung hinter allen Punkten aus diesem Forderungskatalog?

Paula Knoch: Es wird unter anderem verlangt, zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien zu setzen. Wenn das so passieren würde, wäre das total genial. Wichtig ist, dass sich die Konzerne auf den Weg zu diesem Ziel machen. Diese Richtung zumindest einzuschlagen, verlangen wir von den Wuppertaler Stadtwerken als lokalem Energiekonzern. Mein persönlicher Lieblingspunkt ist der vorgezogene Kohleausstieg. Ginge es nach der Bundesregierung, wäre der erst, wenn ich 35 Jahre alt bin. Das muss man sich mal vorstellen!

Rundschau: Was nervt Dich an der Schulschwänz-Debatte am meisten?

Paula Knoch: Dass sie so völlig am Thema vorbei geht. Das ist übrigens deren Strategie: Wenn man nichts zum eigentlichen Thema zu sagen hat, macht man ein ganz anderes Fass auf.

Rundschau: Schmeichelt Euch der Vergleich zu den 68ern?

Paula Knoch: Viele der 68er sitzen heute auf hohen politischen Posten und haben genau diese klimaschädlichen Entscheidungen mit zu verantworten. Ich wünsche mir, dass unsere Bewegung ihren Idealen treu bleibt.

Rundschau: Wie lange wirst Du noch demonstrieren?

Paula Knoch: Bis unsere Forderungen umgesetzt sind.

Rundschau: Hast Du keine Sorge, dass die Welle abflaut und immer weniger mit Dir zusammen auf die Straße gehen?

Paula Knoch: Klar habe ich davor Angst, aber ich glaube nicht, dass es soweit kommt. Der letzte heiße Sommer hat die Menschen beeindruckt, Experten fürchten, dass es dieses Jahr noch wärmer werden könnte. Der Klimawandel ist für alle spürbar.

Rundschau: Eine Frage aus dem Freundebuch. In zehn Jahren sehe ich mich ...

Paula Knoch: Ich habe keine Ahnung. Erst einmal mache ich mein Fachabi.

Rundschau: In zehn Jahren sehe ich Wuppertal …

Paula Knoch: Ich hoffe, dann haben mehr Menschen ihr Leben geändert. Dass Radwege weiter ausgebaut wurden und man nicht fürchten muss, an manchen Stellen überfahren zu werden. Und dass der öffentliche Nahverkehr für alle Menschen kostenlos ist.

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