"Fast wie ein Motorrad"

Wo sie auftauchen, sorgen sie für Aufsehen — die beiden roten Elektroflitzer mit Blaulicht. Seit August 2014 testet die Feuerwehr sie mit Sicherheitswissenschaftlern der Uni Wuppertal auf ihre Einsatztauglichkeit.

 Tatü, tata, die Feuerwehr ist da — selbst bei ganz schmalen Zugängen ist man mit dem Twizy schnell vor Ort.

Tatü, tata, die Feuerwehr ist da — selbst bei ganz schmalen Zugängen ist man mit dem Twizy schnell vor Ort.

Foto: Peter Fichte

Mit Erfolg — wenn die Kleinen nicht ein Gewichtsproblem hätten...

"Bei jedem Blaulichteinsatz in Ronsdorf werden sie gemeinsam mit den übrigen Fahrzeugen des Löschzugs alarmiert und müssten eigentlich stets als erste Fahrzeuge am Einsatzort sein", berichtet Feuerwehrchef Siegfried Brütsch. Bei dem Forschungsprojekt, das der Freiwillige Feuerwehrmann und Sicherheitsingenieur Albert Kißlinger ins Leben gerufen hat, testet die Feuerwehr aber auch neue Ideen bei der Stationierung von Einsatzfahrzeugen. Statt im Gerätehaus des Löschzugs Ronsdorf stehen die Twizys nämlich auf dem Gelände des Ronsdorfer Brandschutz-Ingenieurbüros Rassek. Dort arbeiten zehn freiwillige Feuerwehrleute, die bei Einsätzen direkt von der Arbeitsstelle zum Einsatzort ausrücken. Einer von ihnen ist Hauptbrandmeister Mattias Dietrich, der vor allem die geringe Breite der Twizys schätzt: "Bei Blaulichtfahrten können wir uns vor roten Ampeln oder bei Staus fast wie ein Motorrad durchschlängeln."

Bislang haben sich die roten Zwerge schon bei mehr als 30 Einsätzen bewährt. "Bei Brandmeldealarmen oder hilflosen Personen hinter verschlossenen Türen zeigen die Twizys ihre Stärke", berichtet Dietrich.

Dabei gelangen sie teilweise auch auf ungewöhnlichen Wegen zur Einsatzstelle. "Die Fahrzeuge sind so klein und wendig, dass wir auch über Fuß- und Waldwege oder durch fest montierte Poller hindurch manövrieren können." Bei einem Notfall im Rehsiepen fuhren die Feuerwehrleute beispielsweise mit Blaulicht über die Fußgängerbrücke am Ronsdorfer Bahnhof. "Bei diesem medizinischen Notfall hatten wir schon die Tür zur Wohnung geöffnet und die Erstversorgung des Patienten eingeleitet, bevor der Rettungswagen eintraf", erinnert sich Mattias Dietrich.

"Zuerst hatten wir Angst, dass die kleinen Fahrzeuge übersehen werden", sagt Feuerwehrchef Brütsch, "doch die auffällig lackierten Twizys fallen im Straßenverkehr sehr gut auf." Das größte Manko sei jedoch die geringe Zuladungsmöglichkeit. Ursprünglich sollte nämlich nur ein Twizy in Ronsdorf stationiert und mit zwei Feuerwehrleuten besetzt werden. Aber dafür reicht die Gewichtsreserve des Kleinstwagens nicht aus. "Nach dem Einbau der Sonderausstattung", schmunzelt Dietrich, "hätte die zweite Person ohne Schutzausrüstung nur noch 30 Kilogramm wiegen dürfen."

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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