Begegnungsstätte Alte Synagoge Ein Buch und ein Besuch

Wuppertal · Die Begegnungsstätte Alte Synagoge hat wieder ein großes Projekt abgeschlossen: "Antworten aus der Emigration" konnte dank der Sammlung von Ulrich Föhse (†) realisiert werden. 24 jüdische Gäste erlebten jetzt die Präsentation des 390-Seiten-Bandes — und die Stadt ihrer Jugend oder ihrer Großeltern und Eltern.

 Für die jüdischen Gäste aus aller Welt, die zur Buchpräsentation nach Wuppertal gekommen sind, gab es am Mittwoch einen Empfang im Barmer Rathaus.

Für die jüdischen Gäste aus aller Welt, die zur Buchpräsentation nach Wuppertal gekommen sind, gab es am Mittwoch einen Empfang im Barmer Rathaus.

Foto: Wuppertaler Rundschau / Max Höllwarth

Sechs Jahre ist es her, dass der 1944 geborene Schulleiter und Historiker Ulrich Föhse starb. Schon im Alter von 35 Jahren hatte er damit begonnen, durch internationale Recherchen nach den jüdischen Menschen zu forschen, die Wuppertal während der Nazi-Zeit verlassen mussten. 500 Adressen sammelte Föhse, nahm Kontakt auf — und baute im Lauf von zehn Jahren eine Sammlung auf, die voller absolut individueller Erinnerungstexte und historischer Fotos steckt.

 Das Buchcover.

Das Buchcover.

Foto: Trägerverein Begegnungsstätte Alte Synagoge

Diese Sammlung gehört heute der Alten Synagoge, wo Ulrike Schrader und ihr Team aus vielen hundert Briefen 30 Texte, sechs Dokumente und eine Vielzahl von Fotos zur Veröffentlichung ausgewählt haben. Entstanden ist daraus das umfangreich bebilderte, ausgezeichnet layoutete und von Anfang bis Ende absolut lesenswerte Quellen-Buch "Antworten aus der Emigration".

Ein wichtiges Symbol für den lebendigen Umgang mit Geschichte ohne jede Verstaubtheit. Und durch sein umfassendes Namens- und Ortsregister auch optimaler Stoff für die Forschungsarbeit in allen Schulformen.

Besonderes Ereignis in diesem Zusammenhang ist der Wuppertal-Besuch von 24 jüdischen Männern und Frauen aus aller Welt, um deren eigenes Schicksal oder das ihrer Familien es im Buch geht. Viele von ihnen waren noch nie in der Heimatstadt ihrer Vorfahren, die von dort vertrieben wurden, manche seit ihrer Emigration nicht mehr. Viele kamen allein oder zu zweit, manche — so etwa die 80-jährige Lilli Cohen mit ihrer Tochter und ihrer Enkelin — als Familie.

Angereist sind die Gäste aus den Niederlanden, England, Israel, den USA und aus Argentinien. 100 Adressen hat das Team der Alten Synagoge angeschrieben und eingeladen — übrig geblieben sind jene 24 Besucher, die jetzt mehrere Tage lang "ihr" Wuppertal entweder gemeinsam oder auf ganz unterschiedlichen Wegen und an ganz individuellen Orten erkunden.

Oberbürgermeister Andreas Mucke, die die Gäste im Rathaus begrüßte, lud sie herzlich dazu ein, das Wuppertal von heute als tolerante, weltoffene und demokratische Stadt (wieder) zu entdecken. Und Wolfgang Kotek, der schon als Junge aus Wuppertal vertrieben wurde, heute in den Niederlanden lebt und noch immer Narben der Misshandlung durch einen Hitlerjungen an der Hand trägt, sagte im Rathaus: "Wir alle verlangen nach Frieden. Die Lösung muss in der Erziehung der Kinder liegen. In der Schule sollten Menschenrechte UND Menschenpflichten gelehrt werden. Beides gehört zusammen."

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