Gedenktag Lindh: Antisemitismus entschlossen bekämpfen

Wuppertal · Am 82. Jahrestag der Reichspogromnacht erinnert Helge Lindh, Wuppertaler Bundestagsabgeordneter und Beauftragter der SPD-Bundestagsfraktion für den Kampf gegen Antisemitismus und für das jüdische Leben, an die Verantwortung der Gesellschaft für eine fortwährende Erinnerungskultur.

 Helge Lindh.

Helge Lindh.

Foto: Christoph Busse

Die Anschläge von Wien und Halle 2019 seien nur die Spitze des Eisbergs antisemitischer Vorfälle, von denen die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) allein im ersten Halbjahr 2020 460 Vorfälle bis zu schweren Drohungen und Angriffen zählte. Lindh: „Der Antisemitismus ist auch 82 Jahre nach der Reichspogromnacht noch immer unter uns. Dieses Datum markiert die Entgrenzung der Gewalt gegen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, welche in das beispiellose Verbrechen der Shoah mündete. Deshalb kann der 9. November daher nie nur ein stiller Gedenktag sein, sondern muss uns aufrütteln und Verantwortung wecken für die Bekämpfung des Antisemitismus unserer Zeit.“

Der Sozialdemokrat: „Die Anschläge von Halle und Wien zeigen, wie Hass und Gewalt gegen unsere jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger um sich greifen und Leben kosten. Eine nachhaltige Demokratieförderung, umfassende und vielseitige Prävention sowie die starken Sicherheitsbehörden müssen ineinandergreifen und auf dauerhafte Förderungen gestellt werden, um die weitere Ausbreitung antisemitischen Gedankenguts zu verhindern und jüdisches Leben in Deutschland zu schützen. Der lückenfreie Polizeischutz vor Synagogen und Gedenkstätten muss gesichert sein; unser Ziel hingegen müsste es eine Gesellschaft sein, in der dieser nicht mehr notwendig ist. Auch die Corona-Pandemie zeigt uns, wie hartnäckig antisemitische Einstellungen über Krisen und Generationen hinweg reproduziert werden. Wo Verschwörungsmythen ,Eliten‘ am Werk sehen, sind Verbindungen zu antisemitischen Bildern nicht weit. Wir müssen uns dem entgegenstellen, dem Antisemitismus und seinen unmenschlichen und haltlosen Argumentationsmustern von vornherein den Nährboden entziehen. Wer auf ,Querdenker-Demos‘ eine Anlaufstelle für altgepflegte Ressentiments und Hass sieht, hat den Boden unserer Verfassung verlassen. Alltägliche Bildungsarbeit über das jüdische Leben muss gestärkt werden. Die Jüdische Kulturgemeinde und die Begegnungsstätte Alte Synagoge leisten hier wichtige Arbeit für Wuppertal.“

Lindh: „Dass der Lockdown auch das Gedenken in größeren Gruppen erschwert, bedrückt. Daher war es mir eine Freude, heute gemeinsam einer Gedenkstunde mit Leonid Goldberg beiwohnen zu dürfen und mich dem Aufruf der Zivilgesellschaft anzuschließen, einen Stolperstein in der Umgebung meines Wahlkreisbüros zu säubern. Auch in Zeiten der sozialen Distanz müssen wir Wege finden, um den beispiellosen Verbrechen des Nationalsozialismus zu erinnern.“

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