Ehrenamtliche Seelsorge Ausgebildet, gesegnet und gesendet

Wuppertal · Ob in der Klinik, im Altenheim oder Kirchencafé: Ehrenamtliche Seelsorgerinnen und Seelsorger sind da, wenn ein offenes Ohr und eine helfende Hand gebraucht wird. Klinikseelsorgerin Michaela Kuhlendahl hat mit Pfarrer Jörg Keßen und vielen Co-Referenten 14 von ihnen für den Dienst in Gemeinden und im Kirchenkreis ausgebildet.

Gut ausgebildet: die neuen Ehrenamtlichen für Seelsorge im Kirchenkreis Wuppertal.

Foto: Sabine Damaschke

In einem Gottesdienst haben die ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger jetzt ihre Zertifikate und einen Segen für ihren Dienst erhalten. Warum ist dieser feierliche gemeinsame Start in die unterschiedlichen Aufgabenfelder wichtig?

Kuhlendahl: „Die intensive Ausbildungszeit von März bis November 2025 mit einem Segen abzuschließen, ist ein wichtiges Ritual. Es ist wie ein gutes Gepäck, das die Ehrenamtlichen in ihren Dienst mitnehmen. Der Segen drückt aus, dass Gott mit ihnen geht und das Gelingen nicht alleine von ihnen abhängt. Das stärkt und ermutigt. Von vielen Ehrenamtlichen habe ich die Rückmeldung erhalten, dass der Gottesdienst sie sehr berührt und ihnen gut getan hat.“

Es ist der erste Ehrenamtskurs, in dem Sie für die Seelsorge in verschiedenen Bereichen ausbilden. Warum ist es sinnvoll, die Ausbildung zusammenzufassen?

Kuhlendahl: „Die Ausbildung bildet ab, in wie vielen Aufgabenfeldern der Kirche Seelsorge geleistet wird. Das sind nicht nur Bereiche wie die Klinik- oder Notfallseelsorge, in denen es oft um existenzielle Fragen von Leben und Tod geht. Seelsorge findet auch im Kirchencafé oder Café Prio der Stadtmission, bei Besuchen älterer Gemeindemitglieder oder im Altenheim statt. In der Ausbildung geht es für alle zunächst darum, eine Haltung zu entwickeln, wie sie die Menschen, aber auch sich selbst wahrnehmen.

Klinikseelsorgerin Michaela Kuhlendahl.

Foto: Sabine Damaschke

Es geht in der seelsorglichen Begegnung mit Menschen immer auch um Selbstreflexion. Oft denken wir, dass wir unser Gegenüber genau verstehen und übertragen dann schnell unsere eigenen Erfahrungen und Gefühle auf den anderen. Gut zuhören, nachfragen, offen sein und auch Zurückweisung aushalten – all das kann gelernt werden und gehört zur Seelsorgeausbildung.“

Die Ausbildung ist sehr praxisbezogen. Die Ehrenamtlichen werden sofort in den verschiedenen Bereichen eingesetzt. Warum?

Kuhlendahl: „Die Erfahrungen, die sie dort machen, können sie direkt in die Kurse einbringen. Sie sind das Material für unsere Gesprächsprotokolle. Es ist viel konkreter, wenn wir zum Beispiel über das Thema Grenzen sprechen, das immer eine Rolle in der Seelsorge spielt. Wie gehe ich damit um, wenn Gesprächspartner sich abgrenzen und mein Seelsorgeangebot nicht annehmen? Wie kann ich sicher sein, dass ich die Grenzen meines Gegenübers genug respektiere? Oder was mache ich umgekehrt, wenn es ständig gesucht wird und mich überfordert?

Auch die Frage, wie ich überhaupt mit Menschen in Kontakt komme, spielt eine große Rolle. Darüber nicht nur theoretisch nachzudenken, sondern sich schon während der Ausbildung in der Rolle als Seelsorgerin zu erleben, hat einen ganz anderen Lerneffekt.“

Wo kommen die Ehrenamtlichen her, die Sie ausgebildet haben?

Kuhlendahl: „Sie kommen aus ganz unterschiedlichen Berufen, aus der Verwaltung, sozialen Arbeit, dem Gesundheitswesen. Wir hatten in unserem Kurs Menschen im Alter von 35 bis 71 Jahren, die viel Lebenserfahrung und Professionalität mitgebracht haben. Diese Vielfalt war für alle eine echte Bereicherung. Zumal sie auch zur Vielfalt der Einsatzbereiche passt.“

Was unterscheidet eine Seelsorgeausbildung von einer therapeutischen Fortbildung?

Kuhlendahl: „Diese Frage hat mir auch eine Teilnehmerin gestellt. Vieles von dem, was im Kurs Thema ist, gehört in den Bereich der Psychologie. Doch wir setzen das Ganze in einen spirituellen Rahmen. Es geht in erster Linie um eine seelsorgerliche Haltung, die offen und nicht auf die Lösung von Problemen konzentriert ist. Menschen bekommen einen Raum von sich zu erzählen, ohne Fokus, ohne Ziel.

Wenn es passt, bieten unsere Seelsorgenden den Menschen ein Gebet oder einen Segen an. Im Kurs lernen sie auch spirituelle Rituale kennen. Der Glaube ist die Grundlage unserer Seelsorge. Das Gelingen, so es denn überhaupt messbar ist, liegt nicht in unserer Hand. Gott geht mit.“

Wie umfangreich ist die Ausbildung der Seelsorgenden?

Kuhlendahl: „Das Kursformat besteht aus drei Blockwochenenden und regelmäßigen Seminarabenden, Supervisionen und der Besprechung von Gesprächsprotokollen. Zu den Themen gehören unter anderem Begleitung der Lebensbilanz, Schuld und Vergebung, Sterbe- und Trauerbegleitung sowie Krisenintervention.

Insgesamt sind alle Ehrenamtlichen auf stolze 140 Ausbildungsstunden gekommen. Sie werden von uns aber auch weiterhin mit Supervisionen begleitet. Mit Ausnahme der Notfallseelsorger, für die es noch Aufbaumodule und eigene Supervisionen bei unserem hauptamtlichen Notfallseelsorger Ben Sulzbacher gibt.“