Blaues Kreuz Glücksspielsucht hat viele Verlierer

Wuppertal · Glücksspiel – das Wort mag für viele harmlos klingen, denn Spielen macht schließlich Spaß. Doch Glücksspiele können zum Problem oder zur Sucht werden. Anlässlich des bundesweiten „Aktionstags Glücksspielsucht“ am 27. September 2023 zeigt auch das Blaue Kreuz, das seinen Hauptsitz in der Wuppertaler Schubertstraße hat, Gesicht und weist auf die Risiken des Glücksspiels hin.

 Regelmäßig nutzen Stefanie Bentin (il.) und Ulrike Schweitzer aus der Fachstelle Sucht des Blauen Kreuzes den Aktionstag Glücksspielsucht, um auf die Risiken des Glücksspiels hinzuweisen.

Regelmäßig nutzen Stefanie Bentin (il.) und Ulrike Schweitzer aus der Fachstelle Sucht des Blauen Kreuzes den Aktionstag Glücksspielsucht, um auf die Risiken des Glücksspiels hinzuweisen.

Foto: BKD/Fast

Vielen Betroffenen fällt es schwer, über ihre Probleme mit dem Glücksspielen zu sprechen oder Hilfe anzunehmen. Oft schämen sie sich dafür und bekommen häufig von anderen zu hören, „Dann hör doch einfach auf zu spielen!“. Doch bei der Glücksspielsucht handelt es sich nicht um eine Willens- oder Charakterschwäche, sondern um eine chronische Krankheit. Betroffenen gelingt es daher nicht, einfach mit dem Glücksspielen aufzuhören.

So ging es auch Michael (Name geändert) aus München: „Mit 18 habe ich das erste Mal gewettet, ab und zu ging ich mit Kumpels in Wettbuden. Aber erst mit Anfang 30 wurde das Wetten zur Sucht. Ich ging immer öfter allein in Wettbüros und setzte höhere Beträge, manchmal 250 Euro am Tag. Ich wettete nur auf Fußball, das aber weltweit. Asien, Sibirien oder Südamerika – es war mir egal, ich habe überall auf Spiele gewettet. In Apps analysierte ich vorherige Partien. Fast zwei Jahre lang ging das so. Am Ende blieben über 50.000 Euro Schulden.“

 Das Plakat zum Aktionstag.

Das Plakat zum Aktionstag.

Foto: BKD/Fast

Er erzählt weiter: „Ich bin mit dem Gedanken ans Wetten ins Bett gegangen, konnte oft schlecht einschlafen, weil ich mir Strategien für den nächsten Tag zurechtgelegt habe, bin aufgewacht und dann ging es wieder los. Am Ende nahm ich auch von meiner Freundin Geld, brachte Wertsachen zum Pfandleiher. Dann kam der große Knall. Als mich meine Freundin damit konfrontierte, versuchte ich erst alles zu verharmlosen, gab dann aber meine Spielsucht zu und sagte ihr, dass ich mir Hilfe suche.“

Die Glücksspielsucht betrifft nicht nur die betroffenen Personen, sondern auch deren Freunde und Familie. Angehörige leiden oft unter Persönlichkeitsveränderungen, Anspannung und Stimmungsschwankungen der betroffenen Person. Aber auch von finanziellen Schwierigkeiten sind Familienmitglieder oft mitbetroffen. Hinzu kommt, dass das Glücksspiel viel Zeit einnimmt und somit weniger Platz für angehörige Personen bleibt. Dieser Stress kann sich, zusammen mit den Sorgen um die betroffene Person, auch auf die psychische Gesundheit der Angehörigen auswirken.

„Gut acht Prozent der Erwachsenen in Deutschland zocken mehr als ihnen guttut. Einige verspielen sogar ihr Hab und Gut, riskieren ihre Gesundheit und kommen nur schwer wieder von der Sucht los. Nicht selten enden solche Spielerkarrieren in der Privatinsolvenz, mit zerstörten Familien oder in der Einsamkeit“, so der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung. „Für mich ist klar: Da muss etwas passieren. Der Markt muss unter Kontrolle gebracht werden. Wir brauchen einen umfassenden Jugend- und Spielerschutz. Und der beginnt beim Punkt Werbung und Sponsoring. Vor allem, was die Sportwetten betrifft. Deshalb brauchen wir auch mit Blick auf die nächste Fußballeuropameisterschaft dringend weitere Einschränkungen von Werbung im Fernsehen, im Internet und in den sozialen Medien während der Primetime, wenn Kinder und Jugendliche dort unterwegs sind. Hier sind die Länder gefragt.“

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