Bergische Uni Start-ups: Frauen beim Gründen stärken

Wuppertal · Leben und arbeiten wir gleichberechtigt? Der Unterschied, der 2021 zwischen Frauen und Männern vorherrscht, wird oft durch die Diskrepanz der Gehälter beziffert. Eine Wuppertaler Studentin hat nun herausgefunden: Auch der Karriere-Einstieg, zum Beispiel als Unternehmensgründerinnen, wird Frauen schwerer gemacht.

 Jessica Thelen und Hannah Jensen (re.) erklären, wie sie sich im Rahmen eines Projekts an der Wuppertaler Uni dem Ungleichgewicht in der Gründungsbranche stellen wollen.

Jessica Thelen und Hannah Jensen (re.) erklären, wie sie sich im Rahmen eines Projekts an der Wuppertaler Uni dem Ungleichgewicht in der Gründungsbranche stellen wollen.

Foto: Karla Schäfers

Nach dieser Analyse in ihrer Masterarbeit arbeitet Jessica Thelen nun mit bei „Women Entrepreneurs in Science“. Sie und ihre Kollegin Hannah Jensen erklären, wie sie sich im Rahmen des Projekts an der Wuppertaler Uni dem Ungleichgewicht in der Gründungsbranche stellen wollen.

Es ist die große Zeit der Start-ups, der Selfmade-Unternehmer. Immer mehr Menschen wagen den Weg in die Selbstständigkeit, sei es in der Gastronomie, der IT-Branche oder im Dienstleistungssektor. Meine Idee, mein Business. Von jungen Leuten ist die Rede, von Männern könnte man präzisierend ergänzen. Denn: Über 84 Prozent der Start-up-Gründer sind männlich. Warum ist das so? Fehlt Frauen der Mut, für den Schritt ins Ungewisse? Ja, und zwar nachvollziehbar. „Möchten Frauen ein Unternehmen gründen, müssen sie sich noch anderen Herausforderungen stellen als Männer“, sagt Jessica Thelen.

Das ist keine Vermutung, sondern Ergebnis ihrer wissenschaftlichen Forschung am Lehrstuhl für Unternehmensgründung und Wirtschaftsentwicklung. „Frauen müssen sich mehr der Frage nach den Risiken ihrer Gründung stellen, wohingegen Männer mehr nach den Chancen der Gründung befragt werden. Auch erhalten Frauen für ihre Gründung deutlich weniger Fremdkapital als Männer“, erklärt sie. Und sagt: „Das wollen wir ändern.“

Seit Dezember arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin mit beim Projekt „Women Entrepreneurs in Science“, das genau dieses Genderproblem bekämpfen möchte. Dazu wird ein Netzwerk für NRW-Hochschulen geschaffen, um Gründerinnen und gründungsinteressierte Frauen zu vernetzen und ein positives, begeisterndes Umfeld und einen gemeinsamen Tatendrang zu schaffen. „Besonders am Herzen liegt uns, nahbare Vorbilder zu schaffen“, ergänzt Hannah Jensen. „Dazu stellen wir in unterschiedlichen Formaten Gründerinnen aus der Region vor, die motivierte Gründungsinteressierte für das Thema Gründung begeistern und auf das Netzwerk aufmerksam machen.“

Das Projekt, das von Prof. Dr. Christine Volkmann am Lehrstuhl für Unternehmensgründung und Wirtschaftsentwicklung initiiert wurde, wird vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW mit rund zwei Millionen Euro gefördert. Bis 2025 soll der Anteil der Gründerinnen auf 33 Prozent steigen, das ist das Ziel des Landes NRW. Die strukturellen Probleme der Stereotypisierung wegräumen, das kann das Projekt nicht. „Aber wir können die Frauen stark machen, sich ihnen zu stellen“, sagt Jessica Thelen.

In ihrer Analyse fand die Master-Absolventin übrigens einen sehr spannenden Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Gründern. Wenn Frauen gründen, gibt es viel häufiger als bei den Männern einen sozialen Faktor, einen Mehrwert für die gesamte Gesellschaft. Mehr Chancen für Start-Uperinnen, davon hätten also alle etwas.

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