Ärger mit dem Jobcenter „Das macht mürbe und wütend“

Wuppertal · Als die Freundin in Wuppertal Arbeit und Wohnung sucht, streicht das Jobcenter Sascha P. umgehend alle Leistungen.

 Weil das Jobcenter kurzerhand ihn und seine Freundin zur Bedarfsgemeinschaft erklärt hat, erhielt Sascha P. fast zwei Monate kein Geld. Foto: Bube

Weil das Jobcenter kurzerhand ihn und seine Freundin zur Bedarfsgemeinschaft erklärt hat, erhielt Sascha P. fast zwei Monate kein Geld. Foto: Bube

Foto: Manfred Bube

Als gelernte Köchin hat Nina C. (Name geändert) in ihrer Heimat Düren und Umgebung einiges versucht. Doch ob Restaurants oder Systemgastronomie, die Arbeitsbedingungen waren nirgends rosig. Sie fasst den Entschluss, sich in Wuppertal beruflich neu zu orientieren. Auch weil ihr Freund Sascha P. (Name geändert) hier lebt. Eine Entscheidung mit unschönen Konsequenzen.

Als die 26-Jährige am 20. Mai beim Jobcenter Hartz IV sowie die Bewilligung einer Wohnung beantragt und nebenbei erwähnt, dass sie im Übergangszeitraum pendelt, aber auch mal bei ihrem Freund übernachtet, fällt dort die Entscheidung, dass beide nun eine Bedarfsgemeinschaft bilden. Mit der Folge, dass Sascha umgehend alle Leistungen gestrichen werden, er somit ab April kein Geld mehr erhält und die Miete nicht mehr gezahlt wird.

„Auch wenn wir schon seit zwei Jahren ein Paar sind, war klar, dass wenn Nina nach Wuppertal kommt, wir uns noch Zeit lassen wollen, bis wir mal zusammenziehen. Das haben wir so auch dem Jobcenter sofort mitgeteilt, doch genützt hat es nichts. Jetzt stehe ich buchstäblich mit dem Rücken an der Wand“ ärgert sich Sascha.

Die Situation ist für beide belastend. Nina fühlt sich verantwortlich dafür, dass ihr Freund keine Leistungen mehr erhält. Und er weiß nicht, wie es ohne Geld weitergehen soll, hat Angst, die Wohnung zu verlieren. Hinzu kommt, dass er aufgrund einer hürdenreichen Vergangenheit ohnehin aktuell psychisch angeschlagen ist. „Eigentlich wollte ich eine Ausbildung anfangen, aber bei dem Stress jetzt geht das nicht“, so der 25-Jährige.

Ein Mitarbeiter der Diakonie, der ihm unterstützend zur Seite steht, wendet sich am 11. Juni ebenfalls mit der Mitteilung, dass hier kein eheähnliches Verhältnis, keine Bedarfsgemeinschaft vorliegt, an das Jobcenter. Reaktion: keine.

Am 17. Juni interveniert Sascha erneut bei der Behörde. Ohne große Hoffnung. „Das ganz Verfahren macht mürbe und wütend, lähmt die Lebensmotivation und bereitet Zukunftsängste“ sagt Sascha P. verzweifelt. Am selben Tag bittet die Rundschau Jobcenter-Chef Thomas Lenz um eine Stellungnahme. Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten. Bereits am nächsten Tag teilt Lenz, ohne auf das Thema „Bedarfsgemeinschaft“ näher einzugehen, mit, dass die Leistungsbezug für Sascha P. wieder aufgenommen und die gestrichenen Gelder mit einer Einmalzahlung umgehend angewiesen werden.

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