Leserbrief „Moralisch verarmt“

Betr.: Aktion „Vermieter spenden Wärme“

Symbolbild.

Foto: Rundschau

Der Eigentümerverein „Haus & Grund Wuppertal und Umgebung“ wird nicht müde zu betonen, dass seine Spendenaktion ausdrücklich nur denjenigen Menschen zugutekommen soll, die „trotz Arbeit nicht über die Runden kommen”, „deren erarbeitetes Einkommen jetzt nicht mehr reicht“ und die „nach getaner Arbeit“ frieren.

Heißt im Umkehrschluss: Nur arbeitende Menschen haben Hilfe in der Not verdient? Arbeitslose dürfen dagegen gerne weiter frieren? Nein. Niemand hat es verdient, in seinem eigenen Zuhause frieren zu müssen. Was von Armut betroffene Menschen statt scheinheiliger Wohltätigkeit wirklich gebrauchen könnten, sind vernünftige Löhne. Oder als Idee für mildtätige Vermieter: bezahlbare Mieten.

Ich gehe ohne Zweifel davon aus, dass die Partnerorganisation „WiN – Wuppertaler in Not“ keinerlei Unterschiede dabei macht, ob eine Spende einer arbeitenden oder arbeitslosen Person zugutekommen soll, und nehme sie von jeder Kritik aus. Den Damen und Herren von „Haus & Grund” möchte ich sagen: Wer versucht, sich mit einer Spendenaktion einen guten Namen zu machen, es dabei aber einfach nicht lassen kann, Bedürftige gegeneinander auszuspielen und Arbeitslose abzuwerten, der ist vor allem eines: moralisch verarmt.

Rebecca Joest

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