Leser Planung ist abzulehnen

Betr.: Diskussion um Ausbau der L 419 in Ronsdorf

Der geplante Neubau der L 419n nördlich von Ronsdorf hat eine 80-jährige Vorgeschichte. Am 15. Dezember 1937 veröffentlichte die "Rheinische Landeszeitung", eine Tageszeitung der NSDAP, das Projekt, einen "Südlichen Reichsautobahn-Zubringer" zu bauen. Der maßgebende Abschnitt in dem Bericht der Rheinischen Landeszeitung lautet:

"Die eigentliche Zubringerstraße wird am Lichtscheid beginnen. Hier münden die Straßen von Cronenberg, Elberfeld, Unterbarmen und Barmen-Mitte. Lichtscheid ist damit die geeignete Stelle zum Auffangen des Verkehrs nach der Reichsautobahn. Am Lichtscheid wird ein großer Rundplatz angelegt, der gleichzeitig auch die seit Jahren verlangte Regelung des Straßenbahnbetriebs an diesem Knoten bringen dürfte. Der 'Zubringer' läuft dann zunächst im Zuge der jetzigen Oberbergischen Straße am Jägerhof vorbei bis zum Ronsdorfer Wasserturm. Die Oberbergische Straße erhält zwei Spuren, die Straßenbahngeleise werden die Mitte dieser Straße ausfüllen. Am Wasserturm bietet sich für den Autofahrer der erste Fernblick ins Bergische Land. Am Wasserturm erfolgt die Abbiegung nach Osten. Die Parkstraße wird bis kurz vor Erbschlö als Autobahnzubringerstraße um- und ausgebaut. 'Waldfrieden' bleibt rechts liegen. Die Straße erhält nun Ihre Fortsetzung auf dem Höhenzug, der sich zwischen Erbschlö und Blombach erstreckt."

Mit "Ronsdorfer Wasserturm" ist der ehemalige, landschaftsbeherrschende Wasserturm auf der Anhöhe von Lichtscheid gemeint, der 1977, im Auftrag der Stadtwerke, gesprengt wurde.

Aus dem Text der Rheinischen Landeszeitung ist ersichtlich, dass die aktuelle Planung der L 419n die Vorgängerplanung aus nationalsozialistischer Zeit übernommen hat. Der kurz gefasste Hinweis in dem 80 Jahre alten Text, dass "Waldfrieden rechts liegen bleibt" beweist, dass die Trasse der geplanten L 419 mit der Trasse des "südlichen Reichsautobahn-Zubringers" übereinstimmt. Die Gartensiedlung "Waldfrieden" befindet sich unmittelbar südlich der Parkstraße und westlich der Erbschlöer Straße. Sie wurde in den 1920er Jahren gebaut. Nach dem Bau der neuen L 419n wird es allerdings mit dem "Waldfrieden" vorbei sein.

Die heutigen Straßenplaner haben eine 80-jährige Straßenplanung aus der Hitler-Zeit ausgegraben und wollen diese realisieren. In der aktuellen Planung werden die Belange der Ronsdorfer Bevölkerung, die Belange der Umwelt und der Natur sowie die Belange des städtischen und regionalen Verkehrs nicht, oder nicht ausreichend, berücksichtigt.

Die vorliegende Planung der L 419n ist daher abzulehnen. Es gibt für die L 419n auch Alternativen, die diese Fehler vermeiden.

Haimo Bullmann, Echoer Straße

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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