Interessant und vernünftig

Ich staune, wenn es um die Argumente der Gegner dieses Projekts geht. Wenn ich zum Beispiel sehe, dass zwei Jahre alte Fahrgastzahlen der WSW flächendeckend in entsprechende Buskilometer und Auslastungszahlen umgerechnet werden, dann ist natürlich klar, dass zwei Personen, von denen die eine ein Vermögen von 20.000 Euro und die andere Schulden von 10.000 Euro hat, mit einem durchschnittlichen Plus von 5.000 Euro verdammt gut dastehen.

Außerdem werden weitere Aspekte unter den Tisch gekehrt: Was ist mit Synergie-Effekten, die dazu führen können, dass sich Fahrgastzahlen deutlich erhöhen, weil eine Seilbahn zusätzliche Interessenten anlockt, wodurch sich auch die energetische Betrachtung deutlich relativiert?

Gerade in puncto Fahrkomfort ist ein schienengebundenes Fahrzeug, wozu ich eine Seilbahn der Einfachheit halber zähle, einem Linienbus haushoch überlegen. Weshalb übrigens für mich bis heute die Stilllegung der Straßenbahn in Wuppertal eine der größten verkehrspolitischen Idiotien der letzten Jahrzehnte darstellt. Eine Seilbahn wird nicht durch Staus, Baustellen oder Glätte behindert. Extremwetterereignisse sind meiner Auffassung nach letztendlich vernachlässigbar. Auch ist die Gefahr von Unfällen bei einer Seilbahn erheblich geringer und direkte Abgas-Emissionen gibt es nicht.

Zum anderen gibt es die besorgten Eigenheimbesitzer, die sich auf einmal als Naturschützer präsentieren, weil sie Wuppertals Image als "grüne Stadt" durch eine Seilbahntrasse gefährdet sehen. Merkwürdig finde ich dabei immer, dass das Zerstören und Versiegeln von Grünflächen zur Errichtung und infrastrukturellen Anbindung solcher Eigenheime von denselben Leuten niemals in Frage gestellt wird.

Ergänzt wird das Ganze dann mit Jammerei über angeblichen Wertverlust des eigenen Grundstückes, Lärm-Emissionen sowie "Schattenschlag". Ich frage mich, was Anwohner einer Hauptverkehrsstraße oder einer Autobahn zu dem "Lärm" einer Seilbahn sagen würden...

Für mich ist die geplante Seilbahn eines der interessantesten und vernünftigsten Projekte in Wuppertal seit langer Zeit.

Jörg Steinau, Siegesstraße

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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