Glatteis-Begleiter

Betr.: hilfsbereite Taxifahrer

Das neue Jahr 2015 zwischen 1 und 3 Uhr morgens. Ich kam mit der S 8 von Düsseldorf nach Vohwinkel. Vor dem Bahnhof standen fünf Taxen — und zwei Feuerwehrwagen. Oh Schreck: alles stand. Absolutes Fahrverbot, Nebel, nur zehn Meter Sicht, Glatteis.

Ich, 80 Jahre mit zwei Gehstöcken, habe hin und her gefragt. Die Zeit verging, es war eiskalt. Ich habe die Feuerwehr gefragt, wie ich nach Hause kommen soll. "Keine Ahnung", war die Antwort, dann fuhren sie.

Ich habe die Taxifahrer gefragt, ob ich im Wagen warten dürfte. Da haben mich zwei ausländische junge Taxifahrer gefragt, wo ich wohne, und ob ich mir zutraue, zu Fuß zu gehen, wenn sie mir helfen.

Nach meiner Zustimmung nahm der eine meine Stöcke und meinen Arm und der andere den zweiten Arm. Dann sind wird den Berg hoch. Die Busse standen am Rand, am Berg rutschten ein paar Autos mit Warnblicker hin und her.

Als wir oben waren, habe ich gefragt, ob ich ihnen wenigstens Taxengeld geben könnte. Das wurde abgelehnt: Ihre Hilfe wäre Nächstenliebe. Ich bekam eine Karte, wenn ich mal ein Taxi bräuchte.

Und zuvor in der S-Bahn, die voller junger Leute war, die die Plätze belegten, stand ein türkischer Familienvater mit Frau und zwei Kindern auf, und bot mir seinen Platz an.

Gerda Hemmerling, Zur Waldkampfbahn

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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