Leser Eine Brache, kein Denkmal

Betr.: "Gegenwind für Gegengerade", Rundschau vom 3. Oktober

Denkmalschutz ist gut und wichtig und hat in unserer Stadt mit mehr als 4.000 Baudenkmälern einen hohen Stellenwert. Aber er muss für die Bürger auch nachvollziehbar und sinnvoll sein.

Wer das Stadion am Zoo noch aus den Zeiten der Oberliga West und dann aus der Bundesligazeit des WSV mit oft mehr als 30.000 Zuschauern kennt, sich an die legendären Polizei-Sportfeste, die Leichtathletik-Abende und Schul-Sportfeste erinnert, der hat sich damals in einem wirklichen Denkmal aufgehalten. 20er Jahre pur — an der einmal schnellsten Radrennbahn überhaupt.

Davon sind die mühsam erhaltene Schildwand und der Eingangsbereich noch da, und beides soll ja auch jetzt nicht angetastet werden.

Den Rest kann man weiter über die nächsten 20 Jahre mit aus der Not geborenen Einzelteilen zusammenbasteln — oder jetzt mit einem großen Wurf in guter, zeitgenössischer Architektur realisieren. Das, was da überbaut werden, die Fläche, die genutzt werden soll, ist eine Brache, kein Denkmal.

Wir brauchen das Nebeneinander von Denkmälern und Visionen für die Zukunft unserer Stadt. Aber es ist schon verwunderlich: Als in den vergangenen Jahren das in Deutschland einmalige, historische Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs von 1848 ruiniert wurde, hat der Denkmalschutz sich vornehm zurückgehalten. Für ein paar Meter von Wildwuchs überwucherter Gegengerade wird jetzt das ganz große Geschütz bis hin zum Ministerium aufgefahren. Erklären Sie das mal den vielen Wuppertalern, die sich damals, leider vergeblich, für die denkmalgerechte Restaurierung des Hauptbahnhofs engagiert haben.

Es entsteht der Eindruck, im Zooviertel soll jetzt die Gelegenheit genutzt werden, die Angst der Anlieger vor zu viel "Betrieb" in ihrem Viertel zu instrumentalisieren und so die "Macht" des Denkmalschutzes zu demonstrieren.

Wolf Birke

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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